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Exponentialdrift - Exponentialdrift

Titel: Exponentialdrift - Exponentialdrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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die vielfach verstärkte, ungefilterte kosmische Hintergrundstrahlung. Plötzlich, leise, kaum zu vernehmen, ein heller Ton, zweimal kurz hintereinander. Pause. Dann ein zweiter, etwas tieferer Ton, dreimal. Pause. Wieder der erste, helle Ton, fünfmal.
    »2, 3, 5, 7, 11, 13, 17 ... Die Primzahlen«, erläuterte Peter, als hätten sie das nicht schon hundertmal diskutiert. »Der ideale Weg, um Intelligenz zu signalisieren, weil kein natürlicher Prozeß denkbar ist, der Primzahlen erzeugen könnte.« Er stoppte die Wiedergabe und spulte die Cassette vorwärts.
    »Es geht nicht darum, Intelligenz zu signalisieren, sondern Bedrohung «, maulte Yves. »Wir brauchen einen intergalaktischen Le Pen. Unser Plan macht keinen Sinn, wenn sich nachher alle bloß sagen, ›Klasse, endlich wissen wir, daß da draußen Brüder im Geiste leben, hurra‹, und ansonsten alles weitergeht wie gehabt.«
    Eisenhardt schmunzelte. »Der Teil, den du meinst, hört sich so an.« Er schaltete zurück auf Wiedergabe. Die Charakteristik des Signals hatte sich verändert. Helle und dunkle Töne erklangen dicht hintereinander in wirrer, sinnlos scheinender Folge, immer wieder unterbrochen von kurzen Pausen. Es klang wie titatatitititatita tatititatatatati , ein endloses irres kosmisches Morsesignal.
    »Es dauert zunehmend länger zwischen den Pausen«, stellte Wolfgang fest. Als Radioastronom besaß er ein in dieser Hinsicht geübtes Gehör.
    Peter nickte zufrieden. »Genau. Die Vorführung der Primzahlen endet mit 2141. Nach einer etwas längeren Pause folgen genau 2141 Datenblöcke, die erst kurz sind, dann immer länger werden, bis exakt in der Mitte, als 1071. Block, eine Sequenz von ebenfalls 2141 Bits kommt. Danach nimmt die Länge der Blocks wieder ab. Der letzte Block ist genausolang wie der erste.« Er reichte Wolfgang ein Schaubild der Blocklängen. »Was sagt der Fachmann? Ist das eine Botschaft? Und wie mag sie zu verstehen sein?«
    »Klingt wie die zeilenweise Übertragung eines Bildes. Aber der Beschreibung nach ist es kein rechteckiges Bild, sondern ... was? Ein kreisförmiges?« Der Radioastronom, der in seinem Leben noch nie an einem SETI-Projektteilgenommen, aber alles gelesen hatte, was es an Literatur darüber gab, starrte grübelnd auf das Papier. »Oder eine Kugel. Genau! Man kann das zu einer Kugel zusammensetzen.«
    »Der Kandidat hat hundert Punkte.« Eisenhardt schob eine Diskette in Yves Computer. »Wenn man genau das tut – die einzelnen Linien räumlich zusammenzusetzen –, erhält man ein kugelförmiges Bild.«
    Das Laufwerk schnurrte. Dann erschien auf dem Bildschirm, was der Welt demnächst als Botschaft Außerirdischer namenlose Furcht einjagen sollte.
    Fortsetzung folgt ...

13. Mai 2002
Die USA und Rußland vereinbaren, zwei Drittel ihrer atomaren Offensivwaffen außer Dienst zu stellen.
    15. Mai 2002
Die Christdemokraten und die Liste Pim Fortuyn gewinnen die niederländischen Parlamentswahlen. 16. Mai 2002 Das belgische Parlament verabschiedet ein Gesetz, das für unheilbar Kranke und Menschen mit andauernden psychischen Leiden eine Tötung auf Verlangen erlaubt.

FOLGE 34
    S TELLT EUCH VOR, was am 3. Juni geschehen wird«, sagte Peter Eisenhardt und bewegte die Maus hin und her, was die Kugel auf dem Bildschirm dazu veranlaßte, sich entsprechend zu drehen. »Und ihr müßt es euch vorstellen, denn keiner von uns wird dabei sein, wenn es geschieht. Wie alle anderen werden auch wir nur aus dem Fernsehen erfahren, wie es gewesen sein wird, dabei zu sein, als die Signale aus dem All empfangen wurden, die erste eindeutige Botschaft außerirdischer Wesen. Wie lange wird es dauern, sie zu entschlüsseln? Nicht lange. Hunderte hochintelligenter Leute werden sich darüber hermachen, voller Begeisterung. Ein paar Stunden, mehr nicht. Sie werden die Signale zusammensetzen, genau wie es dieses Programm hier tut, und dann werden sie fassungslos vor ihren Computern sitzen und – das hier sehen.«
    Seine drei Mitverschwörer taten nichts anderes. Sie saßen da und starrten den Computerbildschirm an.
    »Ein Globus«, meinte Wolfgang Krentz schließlich. »Die Botschaft besteht aus einem grobgezeichneten Erdatlas.«
    Yves Lehmann blinzelte. »Und was ist der Witz dabei? Was sagt das aus? ›Seht her, wir sind schon mal dagewesen? Wir kennen euren Planeten, während ihr nicht mal wißt, wer wir sind?‹«
    Eisenhardt ließ die Maus los, so daß die Kugel stehenblieb. Es war in der Tat die Erdkugel, auf der dicke schwarze

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