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Exponentialdrift - Exponentialdrift

Titel: Exponentialdrift - Exponentialdrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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ein Hemd von Herrn Abel sein«, sagte sie. »Der letztes Jahr aus dem langen Koma ...«
    »Ich weiß, wen Sie meinen. Packen Sie’s ein, geben Sie’s an die Verwaltung, die sollen es ihm schicken.« Eine wedelnde Handbewegung, die die Schränke und Regale meinte. »Und das kommt auch alles weg. Leerräumen, und dann wird der Sperrmüll verständigt.«
    Irene Kocic wendete das widerlich müffelnde Kleidungsstück unschlüssig hin und her. »Ich weiß nicht. Sollen wir’s nicht lieber wegwerfen? Schauen Sie, hier sind lauterBlutflecke, die kriegt man nicht mehr raus. Und jemand hat was mit Kugelschreiber in die Manschette gekritzelt.«
    Sie betrachteten die Innenseite der linken Manschette. In krakeligen, flüchtigen Buchstaben stand da: Ko-airin .
    Lembeck befühlte den Stoff. »Ach was. Das ist ein sündhaft teures Hemd, allerbeste Qualität. Einmal in die Wäscherei, und es ist wieder wie neu. Schicken Sie’s ihm, der freut sich bestimmt.« Er musterte die Notiz noch einmal. »Was das wohl heißt? Wie eine Telefonnummer sieht es jedenfalls nicht aus.«
    Fortsetzung folgt ...

FOLGE 36
    S AUDI-ARABIEN«, SAGTE Lutz Feidler kopfschüttelnd. »Das sind für mich Scheichs und Erdöl. Daß die auch Fußball spielen, will mir schwer in den Kopf.«
    »Weil du ein Banause bist«, versetzte Yves Lehmann und stellte die Sprudelflaschen härter ab als nötig. Kurz vor halb zwei am Nachmittag war ihnen noch nicht nach Bier zumute. »Saudi-Arabien war dreimal Asienmeister. Ich will ja nichts gegen unsere Jungs sagen, aber ich würde nicht auf ihren Sieg wetten.« Auf dem Bildschirm liefen die üblichen Präliminarien eines WM-Spiels ab. Die Kommentatoren redeten sich warm. »Ich wundere mich überhaupt, daß du gekommen bist. Ich meine, Fußball hat dich doch noch nie interessiert.«
    Lutz sank tiefer in den Sessel. »Ja, ja. Vielleicht erinnerst du dich flüchtig, daß übermorgen der Tag aller Tage ist. Bis dahin will ich einfach noch ein bißchen Normalität genießen, weiter nichts.« Er griff in die Schale mit den Salzbrezeln. »Ich hoffe bloß, unsere Außerirdischen können sich überhaupt gegen den allgemeinen Fußball-Wahn durchsetzen.«
    »Kam mir neulich auch, daß wir uns da einen ziemlich dummen Termin ausgesucht haben«, nickte Yves. Sie konnten ungestört reden, seine Frau war mit den Kindern ins Hallenbad geflüchtet. Das entweder schön leer oder voller anderer WM-Flüchtlinge sein würde. »Ich nehme an, das läßt sich jetzt nicht mehr verschieben?«
    Lutz sah ihn an wie einen Wahnsinnigen. »Also, Yves, ehrlich – allein für die Frage verdienst du zehn Stockhiebe.Alle Datenpakete sind berechnet, und zwar für die Sternkonstellationen vom 3. Juni 2002. Und sie sind plaziert. Es gibt kein Zurück und kein Verschieben. Das Ding wird am Montag durchgezogen, oder wir müssen wieder ganz von vorne anfangen.« Er griff nach einer Sprudelflasche und drehte den Verschluß mit einer Bewegung auf, als drehe er wehrlosem Geflügel den Hals um. »Worin wir ja Übung hätten, nicht wahr?«
    Das war eine alte und, wie Yves fand, nutzlose Diskussion. »Bernhard Abel war ein sagenhaft guter Programmierer«, sagte er einfach. »Vor seinem Schlaganfall zumindest. Nur deswegen habe ich ihn eingestellt. Weil er ein guter Programmierer war und wir einen guten Programmierer brauchten. Was hätten wir denn tun sollen? Ihn einweihen?«
    »Ihm die Pistole auf die Brust setzen, damit er das verdammte Paßwort herausrückt.« Lutz winkte ab. »Ach, vergiß es. Es regt mich einfach immer noch maßlos auf, daß er uns so hereinlegen konnte. Mich vor allem. Ich hätte merken müssen, daß er falsche Sourcecodes auf dem Server hinterlegt.«
    Yves sagte nichts, und so glotzten sie eine Weile schweigend auf die Mattscheibe, wo gerade die Spieler der saudiarabischen Mannschaft und ihre Eigenheiten besprochen wurden.
    »Sag mal«, meinte Lutz dann, »die Terroristen vom World Trade Center kamen doch auch zum größten Teil aus Saudi-Arabien, oder? Komisch, daß davon praktisch nie die Rede war, findest du nicht?«
    »Ach, komm. Ich hab jetzt keine Lust, mir über so was den Kopf zu zerbrechen. Jetzt ist Fußball, okay?« Aber nun war sie schon wach, die Erinnerung an das World Trade Center und das letzte Essen mit Bernhard Abel dort, als dieser zwischen Hauptgericht und Dessert anfing, ihn zu erpressen.Mit leiser Stimme erzählte, wie er dahintergekommen war, daß ihre Steuerungssoftware Funktionen enthielt, die mit Steuerung nicht das

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