Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Exponentialdrift - Exponentialdrift

Titel: Exponentialdrift - Exponentialdrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
Vom Netzwerk:
Ihnen.«
    »Ich muß darüber nachdenken«, sagte Professor Schmidt, stand auf und legte einen Fünfzig-Euro-Schein auf den Tisch. »Genießen Sie Ihr Essen. Ich melde mich. Und das nächste Mal komme ich zu Ihnen.« Damit ging er.
    Jürgen Röber sah ihm verdutzt nach und konnte nicht anders, als den Kopf zu schütteln und den Tag abzuschreiben. Wenigstens kam sein Essen und sah gut aus.
    Nach einer Weile, noch während er versuchte, seine Gedanken zu ordnen, hörte er, daß am Nebentisch über Außerirdische gesprochen wurde. Fünf Männer, die bunte Namensschilder auf der Brust trugen und selber nicht ganz von dieser Welt zu sein schienen.
    Er schloß die Augen, atmete tief durch und öffnete sie wieder. Sie waren immer noch da. Das Gespräch drehte sich inzwischen um Zeitreisen.
    Es ging nicht anders. Er mußte fragen. Ihren bereitwilligen Antworten entnahm er, daß sie Teilnehmer eines Science-Fiction-Kongresses waren, der an diesem Wochenende in Dortmund stattfand, ganz in der Nähe übrigens, wie sie ihm versicherten.
    »Danke«, ächzte Röber, sank zurück und winkte der Kellnerin. »Zahlen bitte.«
    Nichts wie weg hier.
    Fortsetzung folgt ...

6. Mai 2002
In den Niederlanden wird der wegen ausländerfeindlicher Parolen umstrittene Rechtspopulist Pim Fortuyn auf offener Straße erschossen.
    11. Mai 2002
Auf dem Düsseldorfer Parteitag der FDP wird Parteichef Guido Westerwelle zum Kanzlerkandidaten gewählt.

FOLGE 33
    D A DER WETTERBERICHT für den 1. Mai kaum Hoffnung ließ, verlegte Yves Lehmann das Grillfest in den Wintergarten. Und da gerüchteweise zu hören war, Wolfgangs Geliebte habe endgültig mit ihm Schluß gemacht, lud er, um ihn nicht mit heilem Familienleben zu quälen, kurzerhand die anderen mit dazu. So wurde das Grillfest zur letzten Lagebesprechung der Verschwörung.
    Es verlief, wie alle Grillfeste verlaufen: Zuerst konnte es niemand erwarten, bis die Steaks soweit waren, und die Frauen scheuchten jeden vom Büffet, der von den Salaten oder dem Baguette stibitzen wollte. Dann, endlich, ging es los, die ersten Bissen, himmlisch, wohliges Seufzen in der Runde ... Und im Handumdrehen lehnten sich die ersten satt zurück, blieben Reste auf den Tellern, wurde abgewinkt, wenn Yves mit weiteren Steaks ankam oder seine Frau mit einem Salat, von dem »noch so viel übrig« war. Statt dessen teilte Lutz die ersten Verdauungsschnäpse an die wohlig vollgefressene Runde aus, und man redete über dies und das. Nur nicht über das Projekt.
    »Habt ihr die französischen Präsidentenwahlen verfolgt?« fragte Yves, dessen Familie traditionell Verbindungen nach Frankreich hatte.
    »Da sind heute irgendwelche riesigen Demonstrationen, oder?« meinte Lutz. »Ich habe aber nicht verstanden, worum es geht.«
    »Die bürgerlichen und linken Lager waren so zerstritten, daß im ersten Wahlgang keiner ihrer Kandidaten genug Stimmen bekommen hat, um gegen den amtierendenPräsidenten anzutreten. Statt dessen steht nun Le Pen gegen Chirac zur Wahl«, erklärte Yves. »Und Le Pen, das ist ein echter Rechtsextremer. Die Todesstrafe wiedereinzuführen, den Euro wieder abzuschaffen und die Grenzen wieder zu schließen sind noch die harmlosen Punkte aus seinem Programm.«
    »Laß mich raten«, meinte Peter Eisenhardt. »Alle Gruppen, die vorher zerstritten waren, sind sich jetzt auf einmal völlig einig.«
    »Aber wie. Millionen gehen heute auf die Straße. Le Pen in der Stichwahl, das ist so, als hätte die NPD die Grünen und die FDP gleichzeitig aus dem Bundestag verdrängt. Eine Katastrophe ante portas .«
    Peter schmunzelte in die Runde. »Kommt nur mir dieses Prinzip wunderbar bekannt vor?«
    So zogen sich die Männer satt und hochgestimmt schließlich in Yves’ Arbeitszimmer zurück. Verriegelten die Türen. Sagten den Schwur auf, der sie unglaubliche 28 Jahre lang begleitet hatte. Was werden wir vollbringen in unserem Leben? Die Menschheit zu einen und Frieden auf Erden. Aus welchen drei Gründen werden wir’s schaffen? Weil verschwiegen wir sind und einig und schlau. Niemand sah, daß Wolfgang dabei unmerklich das Gesicht verzog.
    »Also, das wird das Signal«, sagte Peter Eisenhardt, zog eine Cassette aus der Tasche und schob sie in einen bereitstehenden Rekorder. »Lutz weiß natürlich schon Bescheid, weil er vorgestern meine Daten in dieses, hmm, akustische Ereignis umgewandelt hat.« Er drückte die Abspieltaste.
    Dumpf brummendes Rauschen, wie Rush Hour in einem endlos großen Tunnel, in Wirklichkeit aber

Weitere Kostenlose Bücher