Extra scha(r)f
unbeeindruckt von meinem geistreichen Witz. »Mach schon, gib mir Geld.«
»Ich sagte doch, dass ich meinen Anteil später bezahle.«
»Das meine ich doch nicht, du Dummkopf. Wir brauchen einen Geldschein, um das Zeug in die Nase zu ziehen.«
»Ach so ... Ja ... weiß ich doch.« Ich krame in meiner Hosentasche und ziehe einen Fünf-Pfund-Schein hervor, der schon bessere Tage gesehen hat. Er ist schon ganz weich und abgegriffen, und als ich ihn auseinander falte, sehe ich, dass er mit Tesafilm geklebt ist. Ich gebe den Schein meinem Co-Sniffer.
»Hast du keinen anderen?«
»Tut mir Leid. Ich habe dir doch gesagt, dass ich zur Bank muss.«
Mit zitternden Händen versucht Daniel den Geldschein zu einem schmalen Röhrchen zusammenzurollen, aber nach mehreren missglückten Versuchen ist klar, dass es ihm nicht gelingen wird.
»Wie wäre es mit einem Postit?«, frage ich, als ich den gelben Notizblock auf dem Schreibtisch erspähe.
»Blöde Idee. Der Koks würde an der Gummierung kleben bleiben.«
Wir blicken uns gegenseitig enttäuscht an. Sieht so aus, als wäre der siebte Stock das höchste an Gefühlen, was wir heute erwarten dürfen. »Jetzt weiß ich«, flüstert Daniel, durch den plötzlich ein Ruck geht. »Wir reiben uns das Zeug einfach auf das Zahnfleisch.«
Spitzenidee ... nein, doch nicht. Schließlich ist mir bekannt, wie das Zeug ins Land geschafft wird. Im Fernsehen habe ich gesehen, wie verängstigte Afrikanerinnen auf Toiletten gesetzt werden, um mit Kokain gefüllte Kondome auszuscheiden. Erwartet Daniel allen Ernstes von mir, dass ich das Zeug in den Mund nehme?
Er wartet meine Antwort nicht ab. Er taucht den Zeigefinger in das Pulver, aber im Gegensatz zu gerade eben, als es hartnäckig an seinem Finger kleben blieb, will es jetzt nicht haften.
»Versuches mal mit etwas Spucke«, schlage ich vor, da mir eingefallen ist, dass ich auf diese Art mit Brausepulver verfuhr, als ich noch ein Kind war. (Na schön, heute auch noch.)
Daniel befeuchtet seinen Zeigefinger und startet einen neuen Versuch, wobei dieses Mal ein ordentlicher Batzen von dem Zeug hängen bleibt. Ohne einen Augenblick zu zögern, steckt er sich den Finger in den Mund und reibt vehement über sein Zahnfleisch - als würde er bei einem Freund übernachten und hätte seine Zahnbürste vergessen.
»Bäh!«, stößt er plötzlich hervor und zieht rasch den Finger aus dem Mund.
»Was ist?«, frage ich und erschrecke ebenfalls, als ich sein entsetztes Gesicht wahrnehme.
Er kann nicht sprechen. Er steht da wie gelähmt, und in seinen Mundwinkeln bilden sich weiße Bläschen. Oh verdammte Scheiße , er hat eine Überdosis erwischt. Oder pures, ungestrecktes Zeug oder so. Oder ... Oder ... Ich habe nicht den leisesten Schimmer. Schließlich habe ich null Erfahrung mit Drogen. Aber was auch immer hier geschieht, ich bin sicher, es ist nur eine Frage von wenigen Minuten - vielleicht sogar nur von Sekunden -, bis Daniel bewusstlos zusammenbricht und sein Herz zu schlagen aufhört, sodass die Statistik einen weiteren Drogentoten zu verzeichnen hat. Ich muss handeln! Sofort! Immer mehr Schaum quillt aus Daniels Mund, und die Bläschen explodieren praktisch aus seinem Mund heraus. Aber was soll ich tun? Ich habe zwar einen staatlich geprüften Erste-Hilfe-Kurs abgelegt, aber, glauben Sie mir, geeignete Maßnahmen gegen Schaum vor dem Mund gehörten nicht zum Programm. Daniels Arme fuchteln Hilfe suchend umher, um gleich darauf schlaff herunterzuhängen. Ich meinerseits fuchtele ebenfalls Hilfe suchend mit den Armen. Daniel versucht zu sprechen, aber er bekommt lediglich ein unverständliches Gurgeln heraus. Ich beuge mich zu ihm vor, denn sollten dies seine letzten Worte sein, würde ich es mir nie verzeihen, sie verpasst zu haben.
»Wichser«, bringt er schließlich hervor.
»Komm schon, Daniel«, sage ich energisch und packe ihn an der Schulter. »Rede mit mir. Sprich weiter.«
»Dieser verdammte Wichser«, sprudelt er mit einem neuen Schwall Schaum hervor. »Das ist kein Koks -«
Wusste ich es doch. Wahrscheinlich hat man ihm Rattengift angedreht!
»- Das ist beschissenes Alka-Seltzer.«
»Wuä?« Wenn ich nervös bin, muss ich kichern. Und wenn ich durcheinander bin, bringe ich nur noch komische Laute heraus.
»Dieser miese Betrüger. Fünfzig Mäuse habe ich hingeblättert ... für ein beschissenes Mittel gegen Kater. Charlie, das ist Alka-Seltzer«, stößt Daniel mit lustigen Schaumbläschen hervor, die seinen Standpunkt
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