Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Extra scha(r)f

Extra scha(r)f

Titel: Extra scha(r)f Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
Vom Netzwerk:
unterstreichen. Bevor ich meine Erleichterung zeigen und über ihn lachen kann, erstarren wir beide, weil hinter uns ein Geräusch zu hören ist, ein Klicken an der Tür, die Daniel angeblich abgeschlossen hat.
    »Was zum Teufel habt ihr zwei hier zu suchen?«
    Wir fahren herum und erblicken Lydia, die Hände in die Hüften gestemmt. Ihr linkes Auge starrt mich an, während das rechte Daniel fixiert. Lydia schielt geradezu Furcht erregend, was im Moment allerdings ein Vorteil für sie ist, da sie uns so beiden gleichzeitig Angst einjagen kann. Glücklicherweise stehen wir vor dem Schreibtisch und verdecken das weiße Pulver darauf.
    Oh Mann, das gibt Arger.
    »Sorry, Lydia, aber Philip hat sich beschwert, dass das Klavier verstimmt ist«, sage ich unterwürfig. »Ich wollte mich selbst davon überzeugen.«
    Wow, das nennt man Schlagfertigkeit. Ich bin die Königin der spontanen Ausreden. Man nehme einfach Philip, den Ballettlehrer, der ständig wegen des Klaviers herumjammert, zusammen mit der Tatsache, dass man das Geklimper bis hier ins Chefbüro hören kann, und - bingo! - haben wir eine mögliche Ausrede.
    »Falls es dir noch nicht aufgefallen sein sollte, Charlotte, das Klavier steht im Ballettsaal und nicht hier in Jamies Büro.«
    Nun ja, ich habe lediglich von einer möglichen Ausrede gesprochen.
    Daniel neben mir schluckt, wie er noch nie zuvor geschluckt hat, um den Schaum in seinem Mund herunterzuwürgen, bevor er ihn aufmacht: »Aber hier ist die Akustik am besten.«
    »Daniel, was versteht du schon von Ak-«
    »Pst ... Hörst du das?«, meint er, während eine neue Tonkaskade durch den Korridor strömt. »Ein astreines Dis. Ist das nicht der schönste Ton auf der gesamten Tonleiter?«
    Daniel kann zwar nicht einmal Dur und Moll unterscheiden, aber er hat Lydia dennoch aus dem Konzept gebracht. Zumindest für einen Augenblick.
    Wir sollten uns jetzt schleunigst verziehen. Wir sollten einfach schnurstracks den Raum verlassen und an unseren Platz gehen. Aber wenn wir das tun, wird Lydia das Pulver auf dem Schreibtisch entdecken, und dann müssen wir uns neue Ausreden einfallen lassen. Also rühren wir uns nicht vom Fleck. Nervös starren wir Lydia an, die zu uns zurückstarrt, wobei ihre gruselig schielenden Pupillen sich unabhängig voneinander bewegen wie Überwachungskameras in einem Kaufhaus. Während ihr rechtes Auge mich fixiert, schielt ihr linkes Auge auf Daniels Unterleib. Obwohl der für Frauen tabu ist, wundert mich das nicht, da ich Daniels Unterleib heute ebenfalls schon ausgiebig angestarrt habe. Er trägt nämlich hautenge, glänzende Shorts, unter denen sich eine Salami, eingequetscht zwischen zwei Grapefruits, abzeichnet. Geschäftswagen, betriebliche Gesundheitsvorsorge und Firmenaktien? Pah. Daniel hat das, was ich ein beeindruckendes Gesamtpaket nenne. Sollten einmal Außerirdische auf der Erde landen, werden sie sicher ebenfalls staunen. »So, und nun das Skalpell ansetzen und ... Was zum Teufel hat der da zwischen den Beinen?«
    Jammerschade, dass dieses Prachtstück uns Frauen verwehrt bleibt.
    Mit einem Mal macht Lydia große Augen. »Was, bitte schön, ist das denn?«, fragt sie in strengem Ton.
    »Was?«, entgegnen wir beide unisono.
    »Das Zeug da auf Jamies Schreibtisch ... Ist es das, wofür ich es halte?«
    Scheiße, verflucht. Nun haben wir die Bestätigung dessen, was wir stets vermutet haben. Jetzt ist es amtlich: Lydia kann mit ihren schielenden Augen um Ecken gucken . Ein Normalsichtiger hätte das Zeug hinter unseren eng zusammenstehenden Körpern niemals entdeckt.
    Daniel und ich drehen uns um und blicken mit gespieltem Erstaunen auf den Tisch. Daniel beugt sich sogar vor, um das Pulver genauestens zu examinieren. »Wollt ihr wissen, was ich denke?«, sagt er kurz darauf. »Das ist Alka-Seltzer. Offenbar hat Jamie gestern Abend ein wenig zu viel gebechert.«
    Lydia zwängt sich zwischen uns hindurch und zieht eine glitzernde Nagelfeile aus ihrer Hosentasche. Mit einer Bewegung, die sie sich aus einer Kriminalserie abgeschaut haben muss, schaufelt sie etwas von dem Pulver auf deren Spitze und führt sie zum Mund. Das Pulver landet auf ihrer Zunge, wo es leise prickelt.
    »Hmm«, murmelt sie, ohne ihre Enttäuschung verbergen zu können, dass der Kick ausbleibt. Aber sie ist noch nicht fertig, da ihre Augen bereits das nächste Vergehen erspäht haben. »Meine Güte, Charlotte! Was trägst du da für Socken?«, sagt sie entsetzt.
    Ihre Augen bewegen sich wie immer in

Weitere Kostenlose Bücher