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Extraleben - Trilogie

Extraleben - Trilogie

Titel: Extraleben - Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constantin Gillies
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Niederknien aussahen. Leider kickte sie nicht nur in einer anderen Liga, sondern in einem anderen, von uns sehr weit entfernten Universum. Bei ihr hatten nur Studenten mit GolfKlasse oder drüber Chancen. Vermutlich bekämen wir selbst heute noch vor lauter Ehrfurcht keinen Ton raus, wenn sie vor uns stünde. Nick kippt den Rest der Dose auf ex runter. In den letzten zwanzig Jahren hat er nicht mehr mit so einer Entschlossenheit aufgetankt - ist es Zeit, sich Sorgen zu machen? Der Anruf scheint ihn ja echt Überwindung zu kosten. Nachdem er leise in seine Gedärme hinein aufgestoßen hat, stellt er die Dose beiseite und fängt an, das Codefeld auf der Telefonkarte freizurubbeln, die ich vorhin noch vorsorglich an Moms Tanke gezogen habe.
    »Nein, wir rufen jetzt beim NRO an«, erklärt er mit dem üblichen Ton von Selbstverständlichkeit. Erstaunlich, dass er nach all den Jahren noch eine Drei-Buchstaben-Abkürzung aus dem Hut zaubern kann, mit der er mich noch nicht drangsaliert hat.
    »Beim National Reconnaissance Office. So heißt die Behörde, die hier für die Spionagesatelliten zuständig ist. Wurde in den Sechzigern gegründet und versorgt die CIA und NSA mit Fotos von oben.«
    Ah, wunderbar, er nüchtert sich selbst mit einem kleinen Vortrag aus.
    »Krass, wusstest du eigentlich, dass die Satelliten bis in die Siebziger hinein noch mit Film geknipst haben?«
    Nö. Nick stößt nochmal auf.
    »War aber so. Der volle Film wurde mit 'ner Kapsel abgeworfen, und die kam dann irgendwo in der Nähe von Hawaii an 'nem Fallschirm runter. Die Schwierigkeit bestand darin, die Kapsel aus der Luft zu schnappen, bevor sie ins Meer stürzte. Dafür gab's so Spezialflugzeuge, die ein riesiges Seil hinter sich herzogen. War am Anfang wohl ein ziemliches Glücksspiel. Ende der Siebziger hat das NRO dann die ersten Sats mit Videochip in Dienst gestellt, die erst mal gigantische 800 mal 800 Pixel Auflösung lieferten! Das musste dir mal vorstellen: Die schießen so ein Teil hoch - das ist so groß wie 'n Schulbus und wiegt vollgetankt zehn Tonnen - nur um Fotos mit 'nem guten halben Megapixel zu machen.«
    Er schiebt das wissende Lachen eines Insiders hinterher. Erst jetzt fällt ihm auf, dass ich seit ungefähr einer halben Minute meinen extradoofen »Hä?«-Blick aufgesetzt habe.
    »Okay, okay«, lenkt er ein. Na endlich, jetzt kommt die MutterVersion.
    »Also, du musst dir so einen Satelliten vorstellen wie ein Hubble-Teleskop - bloß in die andere Richtung gedreht.«
    Er macht mit der Hand eine Bewegung, als wollte er den Satelliten höchstpersönlich wenden.
    »Es ist ein gigantisches, von außen mit Teflon verkleidetes Fernrohr, das durch die Dunkelheit reist.«
    Kurze dramatische Pause mit dem obligatorischen Blick in die Ferne, dann rappelt er sich auf und kehrt in das Hier und Jetzt zurück.
    »Naja, die Satelliten kreisen ständig um die Erde, machen Fotos und funken sie runter zu einer Bodenstation. Exemplare der Keyhole-Serie sind mittlerweile übrigens echte Klassiker. In den Nullern wollte das NRO die Oldies durch eine kleine und billigere Version ersetzen, doch der Prototyp kam vom Kurs ab und musste eliminiert werden. Seitdem werden wieder die guten alten Teile im Schulbus-Format hochgeschossen. Ich sag's ja: Wenn du willst, dass der Job erledigt wird, musst du auf altes Material setzen.«
    Klingt ja hochinteressant. Aber ist es ein guter Plan, mitten in der Nacht bei irgendeiner Geheimbehörde anzuklingeln?
    »Und da willst du jetzt anrufen, also bei den Jungs, die die Satelliten steuern?«
    »Jau.«
    »Und du weißt die Nummer auswendig?«
    »Jau.«
    »Ist das nicht ein bisschen so, als würde man beim BND anrufen und sagen . Hi Leute, ihr macht doch so 'n Geheimzeugs. Wir haben da was ganz Tolles gefunden?«
    Nick lacht.
    »So ungefähr ist das «,gibt er zu.
    »Das heißt, die Chancen stehen ungefähr eins zu tausend, dass sie uns nicht sofort aus der Leitung schmeißen«, erkundige ich mich. Er lässt seine roten Augen extraböse unter den Augenbrauen durchblitzen.
    »Sag mir niemals, wie meine Chancen stehen. «
    Er nimmt das Telefon vom Nachttisch und stellt es vor sich auf das Bettlaken. Der Hörer sieht aus, als könnte ihn Karl Malden in den »Straßen von San Francisco« wütend auf die Gabel knallen so ein hautfarbiges Modell mit einer kleinen roten Glühbirne dran, die blinkt, wenn jemand anruft. Das Hörerkabel ringelt sich wie ein Schweineschwanz einmal um den Kasten. Hoch konzentriert nimmt Nick

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