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Extraleben - Trilogie

Extraleben - Trilogie

Titel: Extraleben - Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constantin Gillies
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Knastkarriere besiegelt, scheint Nick kein bisschen zu stören. Lustvoll reitet er uns mit weiteren »Yes, Sir« und »Sure, Sir« immer tiefer in die Scheiße. Bist du endlich fertig? Er ist.
    »Yes, good night«, sagt er freundlich, so, als würde er den Mann in der Leitung gleich bitten, noch schöne Grüße an die Gattin auszurichten. Klick, er drückt seinen Finger auf die durchsichtigen Plastiknippel, auf denen normalerweise der Hörer ruht. Und? Wie üblich nach Entscheidungen, die unser Schicksal bis in alle Ewigkeiten besiegeln, hält es der Beifahrer nicht für nötig, mich mit mehr als einem Minimum an Informationen zu versorgen. Knapp verkündet Mr. Spock das, was die einzig logische Konsequenz aus all den Dingen ist, die wir die letzten Tage getan haben: »Sie kommen uns abholen.«

#40 T-2: 04:55
    Zuerst ist es nur eine unbedeutende Störung im Soundtrack. Sie wäre leicht zu überhören gewesen, nur eine winzige Variation im sonst so regelmäßigen Atmen des Highways. Einatmen: Etwas rauscht in der Ferne, das Brummen eines Motors. Dann passiert der Wagen das Ortsschild, Details treten hervor, der Wind flüstert um die Zierleisten. Schließlich kommt das Tutti: Das Auto donnert am Motel vorbei, Country Music plärrt aus dem Fenster und die Geigen wimmern mit dem Doppler-Effekt um die Wette. Dann wieder ausatmen: Der Fahrer cruist im vorgeschriebenen Kriechtempo über die Dorfstraße, gibt irgendwann sachte Gas und der Motor geht wieder im Grundrauschen der Nacht unter. Attack, Decay, Sustain, Release. Nur diesmal warten die Hörnerven vergeblich auf das erlösende Release, auf das leise Ausklingen des Motors in der Ferne. Dieses eine Motorgeräusch wird komischerweise nicht leiser. Das Auto hat also vor dem Motel gehalten. Nick hört es auch, logisch. Normalerweise funktioniert er ja zuverlässig wie eine Schlafbarbie - bei Rückenlage klappen sofort seine Klüsen zu und er fährt das System runter. Aber heute nicht. Der kleine Plausch mit den Satellitenfritzen hat ihn zu sehr aufgekratzt, als dass er jetzt schlafen könnte. Also quälen wir uns synchron durch die Nacht, werfen uns abwechselnd herum, knüllen das deutlich zu weiche Kopfkissen zusammen oder zupfen die Decke zurecht. Gefühlte zwei Stunden läuft die Marter jetzt schon. Sie kommen uns abholen – ja toll, Alter, aber wann? Jetzt etwa schon? Bestimmt nicht. Trotzdem geht das Geräusch nicht weg. Der Motor brummelt immer noch im Hof. Vielleicht ist es nur ein Gast, der beim Motelbesitzer nach einem Zimmer fragt und dafür nicht extra den Wagen abstellt. Bestimmt sind es zwei gute christliche Teenager, die zwar wissen, dass »wahre Liebe warten kann«, wie es immer auf den Plakaten heißt - aber nicht unbedingt warten muss. Scheint ein großer Wagen zu sein, das Bett vibriert richtig unter dem Blubbern des Big-Block-Motors, so, als stünde er direkt vor unserer Tür. Jetzt mach halt endlich die Scheiß-Karre aus, du Idiot! Geht doch. Ein paar finale Explosionen wummern durch die Zylinder, der Motor gurgelt aus. Ah, gut, man hört wieder das Jaulen der Hunde in der Nacht. Sie müssen irgendwo hinter dem Bach sitzen, tiefer im Wald, da haben sich bestimmt ein paar Dorfschrate mit ihren Wohnwagen versteckt. Die wissen einfach, wo es gut ist: Die Luft vorhin beim Aussteigen roch gut, nach Harz, Tannennadeln und Weihnachten mit der Familie. Stille. Nein - doch nicht. Eine Autotür geht auf. Dingding-dingding, der Autogong warnt einen weiteren U.S.-Bürger davor, dass sein Leben lebensgefährlich ist. Fump, die Tür wird zugeworfen. Jemand ist ausgestiegen. Kies knirscht unter festen Sohlen. Die Füße schleifen über den Boden, schieben bergeweise Steinchen vor sich her. Der Angreifer scheint müde zu sein - oder total abgefüllt. Ich muss unbedingt den Beifahrer alarmieren, so leise, wie es irgendwie geht.
    »Scht.«
    »Habs gehört«, brummelt Nick zurück. Gott sei Dank, er ist wach.
    »Und?«
    »Sachen an«, befiehlt er. Würde seine Stimme nicht so zittern, könnte es nach einer besonnenen Anweisung klingen. Vorsichtig schiebe ich meine Beine seitlich aus der Decke raus -ungefähr so vorsichtig wie in der ersten Nacht mit einem Mädchen, wenn man noch so tut, als sei man ein Geschöpf aus reiner Liebe -und kein Mensch, der eine Blase hat. Okay, jetzt mit den Zehenspitzen den Boden abtasten, die verfluchte Hose suchen. Ja, Mutter, hätte ich sie vorhin auf den Stuhl gelegt, müsste ich jetzt nicht suchen. Ja, ich weiß, wie es im Zimmer

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