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Extraleben - Trilogie

Extraleben - Trilogie

Titel: Extraleben - Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constantin Gillies
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Aber daraus wird wohl nichts: Wir sind zwar auch Forscher, aber sicher nicht im Sinne derUSAir Force. Also bleibt nur die harte Tour: zehn Stunden nach Kopenhagen, dann vier Stunden Aufenthalt, und weitere fünf Stunden Flug zurück bis nach Kangerlussuaq. Wie viel Zeitverschiebung noch obendrauf kommt, versuche ich gar nicht erst auszurechnen. Egal. Mit einem Klick auf Eingabe ist die Umbuchung abgeschickt. Jetzt nur schnell schlafen. Ich schalte das Licht aus, und die Toilettenlüftung verstummt. In 39 Stunden heißt es: Good morning, Grönland.

LEVEL 28
    Nick tut zwar immer so, als sei er ein Einzelgänger, aber solange er nicht viel dafür tun muss, hat er ganz gerne Gesellschaft. Tief in ihm drinnen steckt ein Sozialtier, ein Two-Player-Typ, der sich mit seiner abgefuckten Jeansjacke nur als einsamer Wolf verkleidet hat. Das merkt man daran, wie oft er vorschlägt, doch »zusammen zu zocken«, nämlich bei jeder Gelegenheit. Mir ist es prinzipiell egal, ob allein, gegen-oder miteinander gespielt wird, solange es bunte Bilder zu sehen gibt, deshalb gehe ich auf alle seine Vorschläge gerne ein. Und ich muss zugeben, dass die schönsten Zock-Erinnerungen wirklich entstanden sind, wenn wir uns eine Maschine geteilt haben: Bei Operation Thunderbolt zusammen das Cockpit stürmen, Cabal mit zwei 1-Mark-Stücken komplett durchzuspielen, gemeinsam bei Raiden im Hagel der Projektile unterzugehen - und dem gestorbenen Kumpel dann ganz locker die Bomben wegnehmen. Das waren große Momente, die länger vorhielten als jeder noch so erfolgreiche Alleingang. Denn für das Solo gibt es als Belohnung nur drei kümmerliche Großbuchstaben in einer Highscore-Liste, in die wir meistens ohnehin nur AAA eintragen, um möglichst schnell weiterzocken zu können. Dass wir wirklich gegeneinander spielen, kommt eher selten vor, und wenn, dann läuft das seit den Tagen von International Karate auf dem C64 immer gleich ab: Es beginnt mit den obligatorischen Krepel-Runden, in denen wir uns durchwursteln, bis wir die Steuerung verstanden haben. Danach folgt meine Siegesserie. Das hat einen ganz einfachen Grund: Anders als Nick gehe ich ein neues Spiel nicht systematisch an, sondern rühre so lange wild mit dem Joystick rum, bis ich zufällig den Roundhouse-Tritt oder irgendeinen anderen Killer-Move finde, den Nick noch nicht blocken kann. Und den wiederhole ich dann stupide Runde für Runde. Wie ein Lemming, der immer wieder eine Klippe hinabstürzt, holt sich Nick jedes Mal die Packung ab, und ich merke, wie seine Halsadern langsam anschwellen - insgeheim ist er nämlich ziemlich ehrgeizig und obendrein ein schlechter Verlierer. Trotzdem genieße ich jeden Treffer, der in die geniale Musik von Rob Hubbard hineindonnert, in vollen Zügen - vor allem, weil mir klar ist, dass mein Triumph nicht lange anhalten wird. Tief in seinem analytischen Spock-Hirn erstellt Nick nämlich in diesem Moment schon eine sauber strukturierte Karte mit allen Angriffs-und Abwehr-Moves. So dauert es meist nicht lange, bis er ein Mittel gegen meine brutalen Tritte gefunden hat. Nach ungefähr zwanzig Runden herrscht schließlich Waffengleichheit, und das Spiel wird unendlich langweilig: Da jeder weiß, dass der Gegner auf alle Attacken eine Antwort parat hat, machen wir nur noch Saltos über den anderen hinweg, lauern in unserer Ecke und warten darauf, dass der andere sich bewegt. Bloß nicht rühren, sonst könnte eine Lücke in der Deckung aufreißen. Genau diesen Mikado-Status haben wir jetzt erreicht: bloß nicht bewegen. Ohne weiter darüber zu sprechen, haben wir auf Autopilot geschaltet und spulen unsere L.A.-Routinen ab. Neues auszuprobieren hieße, Entscheidungen zu treffen, was wiederum bedeuten würde, miteinander zu reden, und darauf haben wir beide keine Lust. Also fahren wir lieber in den Spurrinnen der ausgefahrenen Straßen und beschränken die Lenkbewegungen auf ein Minimum. Erste Station: Frühstück beim verlässlich seelenlosen Denny's, einer der wenigen Läden, die um diese Zeit schon zahlende - und auch viele nicht zahlende - Gäste bedienen; an der Hecke gegenüber vom Eingang parken schon die Einkaufswagen der Obdachlosen, die in den Waschräumen des Restaurants ihre Morgentoilette erledigen. Um das angenehme Nebeneinander-sitzen-und-nachvorne- Starren aus dem Auto nicht unterbrechen zu müssen, schwingen wir uns auf zwei Hocker an der Theke, die nicht drehbar sind. Neben uns hat ein Rentner Platz genommen, auf dessen T-Shirt »Dad knows a

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