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Extrem

Extrem

Titel: Extrem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Goedde
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Rennen verbreitete sich in Imola das Gerücht, daß Sennas Körper sich in der Sekunde des Anpralls wie eine Gummipuppe von hundertsiebzig Zentimetern auf zwei Meter dreißig ausgedehnt habe und wieder zusammengeschnalzt sei.“
Krafttraining im Cockpit
    Obwohl Formel-1-Fahrer „nur“ bewegungslos in ihren Cockpits zu sitzen scheinen, entstehen bei diesem Sport durch die extremen Geschwindigkeiten der Wagen Flieh- und Trägheitskräfte, denen die durchtrainierten Muskeln der Rennfahrerkörper permanent entgegenwirken müssen. Diese Kräfte sind so stark, dass sie einen Durchschnittssportler in die Bewusstlosigkeit befördern würden. Die Piloten, die diesen Belastungen standhalten, sind auf physische Höchstleistungen getrimmt.
    Beim Parcours des Grand-Prix von Bahrain zum Beispiel rasen schon fünf Sekunden nach dem Start 24 Hightech-Wagen mit 750 PS und 260 km/h auf eine 90-Grad-Kurve zu. Binnen ungefähr zwei Sekunden müssen die Fahrer dann von 260 auf 80 km/h herunterbremsen. Millisekunden entscheiden darüber, wer als Erstes wieder aus der Kurve auftaucht. Am Körper des Fahrers zerrt dabei neben der Zentripetalkraft durch die Kurvenfahrt noch eine andere senkrecht dazu: die gegen die Bewegungsrichtung wirkende Bremskraft. Bei solchen Beschleunigungen oder „negativen“ Beschleunigungen, also den Bremsvorgängen, ist der Körper einer Belastung ausgesetzt, die als sogenannte g-Kraft in Zahlen angegeben wird: 1  g entspricht der normalen Erdbeschleunigung (9,81 m/s²) und damit zugleich der Empfindung unseres normalen Körpergewichts. Höhere Beschleunigungen, wie bei Kurvenfahrten, Bremsvorgängen, Achterbahnfahrten, Raketen- oder Kampfjetflügen, werden durch die Erdbeschleunigung geteilt. Wenn die Kraft, die auf einen Körper wirkt, doppelt so groß ist wie das eigene Körpergewicht, spricht man also von 2  g . Wirkt im Rennwagen eine Kraft von ungefähr 4  g , so ist die Gewichtsbelastung wahnsinnige vier Mal so groß wie das eigene Körpergewicht.
    In einem Artikel der Zeitschrift Focus über den Stress der Formel-1-Piloten ist zu lesen, wie Nigel Mansell, der zu Beginn der 90er Jahre für den Rennstall Williams fuhr, diesen Vorgang erlebte: „Die Augen traten aus den Höhlen, und das Blut schoß in Arme und Beine und verursachte Höllenpein. Obendrein lastete bei der Bremsaktion aufMansells Kopf, mit Helm an sich nur etwa fünf Kilo schwer, das Vierfache des eigentlichen Gewichts – rund 20 Kilogramm.“ Um die Wirkung der 20 Kilo auszugleichen, muss die Halsmuskulatur eigens trainiert werden. Denn in dieser Situation gilt es, im wahrsten Sinne des Wortes, den Kopf nicht zu verlieren. Doch das ist längst nicht alles. In den harten, ungepolsterten Sitzschalen der Rennwagen, die sich im Vergleich zum normalen PKW nah über dem Boden befinden, werden die Bandscheiben der Fahrer als Stoßdämpfer missbraucht. In den gut 90 Minuten einer Grand-Prix-Renndistanz sind sie unaufhörlich massiven Schlägen ausgesetzt. Außerdem kommt es bei den gefährlichen Positionsmanövern zu Pulsfrequenzen von bis zu 220 Schlägen pro Minute. Auch Atemnot und manchmal sogar Herzrhythmusstörungen treten auf – wegen der Enge des Cockpits klemmen sich die Fahrer in manchen Kurven die Lungen ein, noch dazu herrschen auf den Strecken in den besonders heißen Gegenden Südafrikas oder Brasiliens bis zu 70 Grad Celsius im Cockpit.
    Ein, nun ja, pikantes Detail plauderte der mehrfache Grand-Prix-Sieger David Coulthard gegenüber einer britischen Boulevardzeitung aus: „Es wirken im Rennauto physische Kräfte auf den Körper. Manche Fahrer machen sich dabei in die Hose, manche nicht. Ich musste es auch einmal in einem Rennen laufen lassen.“ Kein Wunder, dass die Helden, siegreich oder nicht, nach Erreichen des Ziels nahezu besinnungslos von Helfern aus dem Wagen gezogen und bei ihren ersten Schritten gestützt werden müssen.
Mit Überschallgeschwindigkeit
    Die unscheinbare Zahl von 4  g erfordert eine physische Konstitution, für die Michael Schumacher seinem Körper 300 Liegestütze am Tag abringt – und das ist sicher nur ein geringer Teil seines Trainingsprogramms. Denn die kleine Zahl hat es in sich: Auf einen 80 Kilogramm schweren Menschen wirkt bei 4  g bereits ein Gewicht von 320 Kilogramm. Bei 6  g wären es fast 500 Kilogramm. Und mit Kräften von bis zu 4  g , die noch dazu in unterschiedliche Richtungen wirken, ringen die Fahrer der Formel 1 über eine Wettkampfdauer von 90 Minuten!
    Eine ähnlich

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