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Extrem

Extrem

Titel: Extrem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Goedde
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es Grenzen. „Unter 30 Zentimeter Entfernung ist das Klick-Sonar kaum zu nutzen. Zwischen 30 und 50 Zentimetern fängt es an, je nachdem, mit welcher Frequenz geschnalzt wird. Und es geht auch nicht mit Gegenständen, die kleiner sind als 2,5 Zentimeter – da beginnt eine komplette Unschärfe, eine Unsichtbarkeit.“
    Innerhalb dieser Grenzen, im Radius dessen, was durch die Echo-Ortung erfasst werden kann, ist das Bild jedoch erstaunlich genau: „Ein Klick sagt mir: Da stehen die Häuser, da ist die Querstraße, da ein Auto, da ein Laternenpfahl. Wenn jemand einem Blinden sagt: Ich wohne in dem Haus mit den vielen Balkonen, dann kann der Blinde dieses Haus per Klick finden“, erklärt mir Zimmermann und führt aus: „Stellen Sie sich einfach vor, Sie gehen in einen stockdunklen Keller und lösen einen Fotoblitz aus. Dieses Nachbild reicht für das Gehirn völlig aus, um den gesamten Raum im Bruchteil einer Sekunde gesehen zu haben. Genauso funktioniert das Klick-Sonar auch: Ein einziger Klick genügt. Wenn Sie mehr Informationen benötigen, klicken Sie natürlich öfter – manchmal reicht in einem finsteren Raum ja auch nicht nur ein einziger Blitz. Es kommt darauf an, wie viele Details Sie brauchen.“
    Das Klick-Sonar ist für blinde Menschen allerdings nur eine Zusatzhilfe, es kann den Blindenstock nicht ersetzen. Denn die Echo-Ortung, so Zimmermann, kann keine Gruben, Löcher oder abfallende Bordsteine erkennen. Doch der Unterschied zum Blindenstock ist beträchtlich: Mit ihm ist es lediglich möglich, die unmittelbare Umgebung abzutasten, Hindernisse in einem engen Radius wahrzunehmen. Mit der Methode des Echohörens können Blinde ihre Umgebung hingegen um vieles genauer erfassen und sich entsprechend bewegen. In den USA gibt es Trainer der Echo-Ortung, die mit den Ohren sehend Bergwanderungen und Mountainbiketouren unternehmen. Dabei findet der Lernprozess auch hier – ähnlich wie beim Sehen mit der Umkehrbrille – in recht kurzer Zeit statt. Das Gehirn lernt, in denselben Regionen, die für visuelle Eindrücke zuständig sind, eine neue Art von Informationen zu verarbeiten. Da ein wichtiger Sinn, das Sehen, ausfällt, passt sich das menschliche Gehirn an und „sieht“ mit den Ohren.

Gummipuppen mit Überschallgeschwindigkeit
    „ Arriba! Arriba! Ándale! Ándale! “, ruft Speedy Gonzales, die schnellste Maus von Mexiko, und Sylvester, der Kater, jagt hinterher. Der Name ist Programm: Die kleine Maus ist flink und wendig. Wenn sie eine scharfe Kurve nimmt, wirbeln weiße Staubwölkchen auf. Ein Standardmittel der Comiczeichner, um schnelle Bewegungen sichtbar zu machen. Da Luft eigentlich durchsichtig ist, hat wahrscheinlich noch nie jemand die Luftwirbel gesehen, die entstehen, wenn sich ein Körper mit hoher Geschwindigkeit bewegt.
    Gleich hinter Speedy rast – viel weniger wendig – Kater Sylvester um die Kurve. Sein Los ist es, nicht vorhersehen zu können, ob sich die Maus plötzlich nach rechts oder nach links wendet. Bei jeder Biegung gerät sein Körper ins Schleudern: Während Kopf und Rumpf schon halb um die Kurve sind, reißt die Fliehkraft seine Füße zur Seite weg. Die ganze Gestalt des Tieres gerät in gefährliche Schräglage und wird von entgegenwirkenden Kräften mehrere Zentimeter in die Länge gezogen. Auch hier bilden dieZeichner einen physikalischen Wirkmechanismus ab: Die Zentripetalkraft – von lateinisch „petere“: „streben nach“ – ist für die Richtungsänderung des Körpers verantwortlich, der sich zuvor geradlinig bewegt hat. Bewegt sich ein Körper in der Kurve, so strebt er zum Zentrum eines imaginären Kreises. Dieser Kraft wirkt jedoch die Trägheit des Körpers entgegen: Die Zentrifugalkraft, auch Fliehkraft genannt, ist eine Trägheitskraft, die bei einer Rotationsbewegung einen trägen Körper vom Zentrum vermeintlich nach außen fortzieht. Beide Kräfte sind dem Betrag nach gleich, wirken aber in entgegengesetzte Richtungen. Je nachdem, wie stabil das Material ist, verformt es sich unter dem Einfluss der Kräfte mehr oder weniger stark. In der Comiczeichnung, die von Übertreibungen lebt, sieht das bei hohem Tempo so aus, als würde der Körper des Katers wie ein Kaugummi gedehnt. Wolf Haas, Autor schwarzhumoriger Krimis, gibt in seinem Formel-1-Roman Ausgebremst eine ganz ähnliche Beschreibung vom tödlichen Unfall des Rennfahrers Ayrton Senna – und überzeichnet die wirklichen Verhältnisse auf makabre Weise: „Schon wenige Stunden nach dem

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