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Extrem

Extrem

Titel: Extrem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Goedde
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geschossen wird, dann erlebt man für einen kurzen Augenblick das 21-Fache seiner Gewichtskraft …und das ist gefährlich nah an der Bruchlast der Wirbelsäule. Ein ziemlicher Schlag auf den Körper und eine extreme Belastung für die Bandscheiben. Man ist nach einem Schleudersitz-Ausstieg in der Regel zwei bis drei Zentimeter kleiner.“
    Wir schrumpfen also durch das Schleudern. Haben Sie das schon selbst erlebt?
    „Nein, ich nicht. Aber ich kenne Leute, die sich rausgeschossen haben. Sie waren so lange kleiner, bis sich die Bandscheiben wieder regeneriert hatten. Das ist wirklich eine extreme Belastung – deshalb sollte man den Schleudersitz auch nicht üben.“
Schneller als der Schall
    Zurück zu den g-Kräften, die im Inneren eines Cockpits walten und die Oberst Stoye so eindrücklich beschreibt. Als Passagiere großer Fluglinien können wir ihre Wucht bei Start und Landung allenfalls erahnen, wenn wir mit einem Gewicht in die Sitze gedrückt werden, das mindestens zehn Prozent über unserem Körpergewicht liegt – im Höchstfall, wenn das Flugzeug besonders schnell steigt, kann es sogar das Doppelte des eigenen Gewichts sein. Bei den extremen Beschleunigungs- und Wendemanövern der Tornado-Kampfjets jedoch werden für sehr kurze Zeit Werte von bis zu 8  g erreicht. Übrigens herrschen in der Luft generell andere Maßstäbe als auf dem Boden, weil zum einen der Reibungswiderstand wegfällt, zum anderen weil Flugkörper auf einen geringen Luftwiderstand getrimmt werden. In der Luft sind daher viel größere Geschwindigkeiten möglich: Bei Tornado-Kampfjets liegt das Maximum bei Mach 2,2. Diese Einheit entspricht dem Verhältnis der Fluggeschwindigkeit zur Schallgeschwindigkeit. Die Schallmauer wird bereits bei einem Wert von Mach 1 durchbrochen. Eine Mach-Zahl von 2,2 bedeutet also das mehr als Zweifache der Schallgeschwindigkeit. Letztere wiederum schwankt. Da Schall aus Wellen besteht, die sich durch ein Trägermedium ausbreiten, hängt seine Geschwindigkeit auch von der Dichte dieses Trägermediums ab. Nun ist die Luft in 10 000 Metern Höhe wesentlich dünner als etwa über dem Meeresspiegel – und damit verändert sich auch die Geschwindigkeit, mit der sich die Schallwellen ausbreiten können. Bei Temperaturen von − 50 ° Celsius in 10 000 Metern Höhe beträgt sie etwas über 1000 Kilometer pro Stunde; bei 20 ° Celsius über dem Meeresspiegel sind es mehr als 1200 Kilometer pro Stunde. Fliegt ein Tornado auf über 10 Kilometern Höhe mit Mach 2,2, ist er demnach gut 2200 km/h schnell.
    Viel höher können Tornados nicht fliegen, sie erreichen maximal 11 Kilometer – darin unterscheiden sie sich nicht sehr von den großen Maschinen der Firmen Airbus oder Boeing, die ihre Langstreckenflüge auf einer Höhe von zehn bis 15 Kilometern absolvieren. Da die Luft hier sehr dünn wird, braucht man zum Atmen zusätzlich komprimierte Luft, die entweder aus Kompressoren in den Turbinen kommt oder aber aus Sauerstoffmasken. Auch dazu habe ich den Kommodore näher befragt: In unserer normalen Atemluft sind 21 Prozent Sauerstoff enthalten, wie viel bekommen Sie durch Ihre Maske?
    „Das kann ich wählen. Zwischen normaler Atemluft und zwischen 100 Prozent Sauerstoff. Je höher ich fliege, desto mehr wird die Luft mit Sauerstoff angereichert. Aber ich kann mir auch selbst 100 Prozent geben, wenn ich das Gefühl habe, dass ich mehr Sauerstoff brauche …“
    … das heißt: Es gibt Phasen, in denen Sie sich nicht komplett klar im Kopf fühlen?
    „Der Tornado ist ja eigentlich für den extremen Tiefflug konzipiert. In unserem Tieffluggebiet in Kanada sind wir häufig in einer Höhe von gerade mal 30 Metern geflogen – mit knapp 1000 Kilometern pro Stunde. Und wenn Sie das eine Stunde lang machen, das ist schon wahnsinnig anstrengend – vor allem im Sommer, wenn es dort 30 oder 40 Grad heiß ist und im Cockpit Temperaturen von bis zu 60 Grad herrschen. Wenn ich dann merke, dass ich schwächer werde, kann ich mir 100 Prozent Sauerstoff geben. Damit geht es besser – der Sauerstoff wirkt sofort.“
    Wer sich in hochmodernen Flugzeugen oder Rennwagen mit Höchstgeschwindigkeiten bewegt, führt also einen Kampf mit unsichtbaren Zentripetal-, Zentrifugal- und anderen Kräften. Eine extreme sportliche Leistung, die die Piloten an ihre körperlichen Grenzen bringt. Überschreiten sie diese Grenze, lässt das Orientierungsvermögen nach, bis schließlich Bewusstlosigkeit eintritt. Und es ist allein die

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