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Extrem

Extrem

Titel: Extrem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Goedde
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Physik der Geschwindigkeit, die an diese lebensgefährliche Grenze führt, noch ehe ein Auto in eine Bande rast oder ein Flugzeug abstürzt.
    Von diesen Gefahren im Inneren des Cockpits erzählt zumindest am Rande auch der Filmklassiker Top Gun (wer von Ihnen hat während der letzten Seiten noch nicht an ihn gedacht?). In einer Szene zu Beginn erlebt Lieutenant Bill „Cougar“ Cortell (John Stockwell) während eines Fluges eine Panikattacke. Die körperlichen Symptome legen ihn derart lahm, dass er keinen Befehl mehr ausführen kann und nicht mehr zum Flugzeugträger zurückfindet. Es ist die Chance für seinen Kollegen Maverick (Tom Cruise), seine edle Haltung durch die Rettung des Freundes unter Beweis zu stellen. Nun werden Panikattacken mit ihren Symptomen Herzrasen, Schweißausbrüche, Zittern, Schwindel und Atemnot eigentlich nicht von Fliehkräften hervorgerufen. Insofern würde uns jeder echte Pilot sagen, dass die filmische Panikattacke von Lieutenant Cougar der Kampfjet-Realität nur zum Teil entspricht. Aber natürlich faszinieren uns solche Filme nicht wegen ihrer medizinischen Genauigkeit. In Top Gun besteht der Reiz des Pilotendaseins im Heldenmut der Protagonisten, die sich mit hochtechnisierten Kampfmaschinen in waghalsige Manöver begeben, um den Feind abzuwehren und damit ihr Vaterland zu schützen. Der Lohn für diesen Heldenmut bleibt nicht aus. Auf Top Gun angesprochen, sagt Karsten Stoye mit einem Augenzwinkern: „Man hat als Jet-Pilot schon einen größeren Stein im Brett bei den Frauen …“

Gehirn & Zeit: Wenn sich Sekunden wie Stunden anfühlen
    Es sind wenige Sekunden, manchmal nur Bruchteile von Sekunden. Und doch scheinen sie eine Ewigkeit anzudauern. Immer wieder berichten Menschen nach einer besonderen Gefahr, etwa nach einem Unfall, dass sie das Geschehene extrem verlangsamt, quasi in Zeitlupe erlebten. Natürlich ist diese Empfindung trügerisch. Die Zeit selbst hat kein Tempo. Sie fließt formlos dahin und wurde erst mit der Erfindung der Uhr messbar; erst die Uhr gießt die Zeit in eine greifbare Struktur aus Stunden, Minuten und Sekunden. Eine Struktur, die viel detaillierter ist als der Rhythmus der Jahreszeiten, des Umlaufs von Sonne und Mond und des Wechsels von Tag und Nacht. Das Raster der Uhren ist absolut unbeweglich, anders als beim Film ist der Mechanismus der Zeitlupe hier nicht vorgesehen. Die schockierende Geschwindigkeit von todesgefährlichen Ereignissen ist nicht zu bremsen: der Fall von einem Hausdach, das Aufeinanderprallen von zwei Autos, der Sturz über den Fahrradlenker – all das geht rasend schnell.
    David Eagleman stürzte im Alter von acht Jahren vom Dach eines Hauses. Ein Unfall, den er auf wundersame Weise unbeschadet überstand. Aber das Gefühl, den Fall in Slow-Motion erlebt zu haben, hat ihn seither nicht mehr losgelassen. Er studierte Neurobiologie und begann in den 1990er Jahren, das Zeitbewusstsein zu erforschen. Um dem Effekt der verlangsamten Wahrnehmung in Gefahrensituationen auf die Spur zu kommen, führte er ein abenteuerliches Experiment durch. In einem Stahlturm stürzten sich Versuchspersonen von einer Plattform 50 Meter in die Tiefe, und zwar mit dem Rücken zuerst. Im freien Fall erreichten sie eine Geschwindigkeit von mehr als 110 km/h, ehe sie ähnlich wie beim Bungee-Jumping kurz über dem Boden von einem Netz abgefangen wurden. Eagleman wollte wissen, ob die Zeit auch für seine Kandidaten langsamer vergeht. Deshalb stattete er sie mit einer Uhr aus, die so schnell lief, dass der normale Betrachter die Ziffern gerade nicht mehr lesen konnte. Würde die Zeit sich im schrecklichen Moment des Fallens verzögern, so Eaglemans Annahme, müssten die Versuchspersonen die Ziffern der Uhr ablesen können. Zu seiner Enttäuschung stellte sich heraus, dass die Gefahrenzeitlupe, von der so viele Unfallopfer berichten, nicht durch objektive Messungen nachgewiesen werden kann. Keine der Versuchspersonen war in der Lage, die Uhr zu lesen.
    Dennoch – wo viele Menschen immer wieder dasselbe Erlebnis schildern, kann es sich da um ein Hirngespinst handeln? Vielleicht ist unsere Zeitwahrnehmung genau das: ein Hirngespinst. Etwas, das von unserem Hirn gesponnen wird, ein Gedankenkonstrukt, das mit der äußeren Wirklichkeit nur wenig übereinstimmt. Wir alle kennen dieses Phänomen: Die 45 Minuten einer Schulstunde dauern gefühlt doppelt so lange wie die 90 Minuten einesguten Actionfilms. Das hat mit der Realität, die unsere Uhren anzeigen, nun

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