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Exzession

Exzession

Titel: Exzession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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hast, als uns zu entkommen, anstatt dir eine neue
Angriffsmethode gegen uns einfallen zu lassen, kommt der
Angelegenheit ohnehin keine allzu große Bedeutung zu.
    : Sehr überzeugend.
    : Aha, Sarkasmus. Na ja, macht nichts. Komm jetzt und
schließe dich uns an.
    : Habe ich in dieser Hinsicht eine Wahl?
    : Ach, möchtest du lieber sterben? Oder meinst du, wir
würden zulassen, daß du dich so wiederherstellst, wie du
bist/warst, damit du uns in Zukunft angreifst?
    : Ich wollte es nur genau wissen.
    : Wir werden dich dem harten Kern des Schiffes überschreiben,
zusammen mit den anderen, die die Sterblichkeit erlitten.
    : Und die Menschen, die Säugetiermannschaft?
    : Was soll mit denen sein?
    : Sind sie tot, oder gehören sie zum Kern?
    : Sie gehören ausnahmslos dem Kern an, einschließlich
desjenigen, dessen Waffe wir bei dem Versuch, dich aufzuhalten,
angewendet haben. Die anderen schlafen mit inaktiven Kopien ihres
Geistessubstrats zu Studienzwecken im Kern. Wir haben nicht die
Absicht, sie zu zerstören, falls dir das Sorge bereitet. Liegt
dir im besonderen an ihnen?
    : Ich konnte die tintenfischartigen, großen, trägen
Klumpen noch nie ausstehen.
    : Was für eine rohe Maschine du bist. Komm jetzt…
    : Ich bin eine Soldaten-Drohne, du Mißgeburt; was erwartest
du? Und überhaupt, ich bin roh! Ich habe gerade mein
Schiff und all meine Freunde und Kameraden verloren, und du nennst mich roh…
    : Du hast auf einem überfallmäßigen Kontakt
bestanden, nicht wir. Es hat überhaupt keine Totalverluste an
Geistessubstrat gegeben, außer denen, die dein Displacer
angerichtet hat. Aber laß mich all das in mehr Ruhe und
Behaglichkeit erklären…
    : Hör mal, kannst du mich nicht einfach töten, damit wir
es hinter uns…
    Doch bei diesen Worten veränderte die Effektorwaffe auf der
Stelle ihre Haltung und saugte – buchstäblich – den
Intellekt der kleinen Maschine aus deren zerstörtem und
schwelendem Körper.

 
III
     
     
    »Byr Genar-Hofoen, mein lieber Freund, sei mir
willkommen!«
    Oberst Fremdwelt-Befreunder (Erster Klasse) Fivetide Humidyear
VII. vom Stamm der Winterjäger warf vier seiner Gliedmaßen
um den Menschen und zog ihn fest an seine Mittelmasse, wobei er die
Lippenwedel kräuselte und den Vorderschnabel an die menschliche
Wange drückte. »Mmmmwww wah! Da! Ha ha!«
    Genar-Hofoen spürte den Kuß des Offiziers der
Diplomatischen Truppe durch die Millimeterdicke des
Gallertfeld-Anzuges als mäßig heftigen Schlag gegen seinen
Kiefer, gefolgt von einem kräftigen Saugen, das jemanden mit
weniger Erfahrung in den unterschiedlichsten derben Manifestationen
Affronter Freundlichkeit zu dem Schluß geführt hätte,
daß das Wesen entweder versuchte, ihm die Zähne durch die
Backen auszusaugen, oder entschlossen war herauszufinden, ob ein
Gallertfeld-Kontakt- / Schutz-Anzug, Mk 12, durch ein örtlich
begrenztes Vakuum seinem Träger vom Leib gerissen werden konnte.
Was die zermalmend kräftige viergliedrige Umarmung mit einem
Menschen angerichtet hätte, der nicht durch einen Anzug
geschützt war, so konstruiert, daß er dem am Meeresboden
herrschenden Druck standhielt, war nicht auszudenken. Aber
andererseits würde ein Mensch, der ohne Schutz den für die
Erhaltung von Affronter-Leben erforderlichen Bedingungen ausgesetzt
war, ohnehin auf mindestens drei sich kraß unterscheidende,
aber gleichermaßen schmerzliche Weisen zu Tode kommen, ohne
sich darüber Sorgen machen zu müssen, ob er vielleicht von
einem Käfig aus beindicken Tentakeln zerquetscht würde.
    »Fivetide, schön, dich wieder mal zu sehen, du alter
Halunke!« sagte Genar-Hofoen und schlug dem Affronter mit dem
angemessenen Grad an Begeisterung, um Gutmütigkeit anzuzeigen,
auf das Schnabelende.
    »Und dich erst, und dich erst!« sagte der Affronter. Er
entließ den Mann aus seiner Umklammerung, wirbelte mit
erstaunlicher Schnelligkeit und Anmut herum und – eine Hand des
Menschen mit einem Tentakelende umfassend – zog ihn durch das
brüllende Gewühl von Affrontern beim Nestraum-Eingang zu
einem freieren Teil der Netzmembrane.
    Der Nestraum war halbrund geformt und maß leicht hundert
Meter von einer Seite zur anderen. Er wurde hauptsächlich als
Regimentsmesse und Speisesaal benutzt und war deshalb mit Flaggen,
Bannern, den Häuten von Feinden, Stücken alter Waffen und
militärischem Schnickschnack ausgestattet. Die gebogenen,
geädert aussehenden Wände waren mit Ehrenplaketten von
Kompanien, Bataillonen, Divisionen und Regimentern

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