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Exzession

Exzession

Titel: Exzession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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herrschten als die, die die Affronter zum Leben
brauchten.
    Leider hatte irgendein Idiot durchsickern lassen, derartige
Anzüge würden getestet, indem man sie in die Magma-Kammern
aktiver Vulkane brachte und wieder heraushüpfen ließ. (Was
nicht der Wahrheit entsprach; die Laboruntersuchung gestaltete sich
entschieden anspruchsvoller, obwohl man das einmal so gemacht hatte,
weil dies genau die Art von Schaustellung war, die eine
publicitygeile Kultur-Fabrik bieten mußte, um die Leute zu
beeindrucken.) Das war mit Sicherheit nicht die Art von Information,
die man in der Gegenwart von Wesen herumtratschen sollte, die so
neugierig und körperlich strotzend waren wie die Affronter. Das
brachte sie nur auf allerlei Gedanken. Und obwohl das
Affront-Habitat, in dem Genar-Hofoen wohnte, die Verhältnisse
auf dem Planeten keineswegs bis zu dem Ausmaß umgestaltete,
daß dort Vulkane entstanden, war es doch einige Male geschehen,
nachdem Fivetide sich die Vulkan-Geschichte von dem Menschen hatte
bestätigen lassen, daß dieser glaubte, den Offizier der
Diplomatischen Truppe dabei zu ertappen, daß er ihn eigenartig
ansah, so als ob er versuchte herauszufinden, zu welchen
natürlichen Phänomenen oder Gerätschaften er Zugang
hatte, die er benutzen könnte, um seine bemerkenswerten und
faszinierenden Schutzvorrichtungen zu testen.
    Der Gallertfeld-Anzug besaß etwas, das die Bezeichnung
Knotenverteilungs-Gehirn trug und das in der Lage war, anscheinend
mühelos jede Nuance von Genar-Hofoens Rede den Affrontern zu
übersetzen und umgekehrt, ebenso wirkungsvoll jedes andere
akustische, chemische oder elektromagnetische Signal so
wiederzugeben, daß es eine für Menschen brauchbare
Information enthielt.
    Unseligerweise bedeutete die für diese Art von technischer
Spielerei benötigte Energie, daß gemäß der
Konvention der Kultur der Anzug empfindungsfähig sein
mußte. Genar-Hofoen hatte auf einem Modell bestanden, dessen
Intelligenz an der unteren Grenze hinnehmbarer intellektueller
Gradmessung angesiedelt war, aber das bedeutete trotz allem,
daß der Anzug im wahrsten Sinne des Wortes ein eigenes Gehirn
hatte (selbst wenn es auf der ›Knotenverteilung‹ beruhte
– einem jener technischen Begriffe, von deren Bedeutung
Genar-Hofoen mit beträchtlichem Stolz nicht die geringste Ahnung
hatte). Das Ergebnis war ein Gerät, mit dem zu leben eine
beinahe ebenso große metaphorische Qual bedeutete, wie es im
eigentlichen Sinn ein Vergnügen war, in ihm zu leben; es
kümmerte sich mit Hingabe um einen, aber es hatte die
unangenehme Angewohnheit, einen ständig an diesen Umstand zu
erinnern. Typisch Kultur, dachte Genar-Hofoen.
    Im allgemeinen ließ Genar-Hofoen einem Affronter
gegenüber den Anzug auf dem größten Teil seiner
Außenfläche milchig-silbern erscheinen, während er
die Hände und den Kopf transparent hielt.
    Nur die Augen hatten noch nie ganz richtig ausgesehen; sie
mußten sich ein wenig nach außen wölben, wenn er
normal blinzeln wollte. Infolgedessen trug er meistens eine
Sonnenbrille, wenn er ausging, was ein wenig unpassend erschien in
dem düsteren fotochemischen Nebel, der charakteristisch war
für die Atmosphäre hundert Kilometer unter den von der
Sonne beschienenen Wolkengipfeln der Affronter Heimatwelt, was jedoch
als Hilfsmittel recht nützlich war.
    Über dem Anzug trug er für gewöhnlich eine
Steppweste mit Taschen für alle möglichen Utensilien,
Geschenke und Bestechungsgüter und einen den Schritt
überwölbenden Hüfthalfter, der eine Reihe antiker,
aber eindrucksvoll aussehender Handfeuerwaffen enthielt. Nach
Maßstäben einer offensiven Schlagkraft verschafften die
Pistolen Genar-Hofoen so etwas wie ein Minimum an Achtbarkeit, ohne
sie hätte sich kein Affronter erlauben dürfen, dabei
beobachtet zu werden, einen so schwächlichen Außerweltler
ernst zu nehmen.
    Anläßlich des Regimentsessens hatte Genar-Hofoen
widerwillig den Rat des Moduls, in dem er lebte, angenommen und sich
in etwas gekleidet, das eine überaus ansprechende Aufmachung war
– so hatte es ihm versichert – und das aus kniehohen
Stiefeln, einer Strumpfhose, einer kurzen Jacke und einem langen
Umhang – lässig über die Schulter geworfen –
bestand, und dazu hatte er sich (als Ergänzung zu einem noch
größeren Paar von Pistolen als üblich) etwas
über den Rücken geworfen, das nach den überzeugenden
Worten des Moduls Schwere Mikro-Gewehre waren, Kaliber drei
Millimeter, zweitausend Jahre alt, aber immer noch

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