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Exzession

Exzession

Titel: Exzession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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und den
Köpfen, Genitalien, Gliedern oder anderen einigermaßen
erkennbaren Körperteilen niedergemachter Widersacher
geschmückt.
    Genar-Hofoen hatte diesen besonderen Nestraum schon zuvor bei
etlichen Anlässen besucht. Er blickte nach oben, um
festzustellen, ob die drei uralten Menschenköpfe, die in der
Halle zur Schau gestellt wurden, an diesem Abend zu sehen waren; die
Diplomatische Truppe brüstete sich damit, das Taktgefühl zu
besitzen, Anweisungen zu geben, daß irgendwelche erkennbaren
Trophäen von Aliens abgedeckt wurden, wenn ein noch beseeltes
Exemplar dieser Spezies ihnen einen Besuch abstattete, aber manchmal
vergaßen sie es. Er machte die Köpfe ausfindig – kaum
mehr als drei kleine Punkte, verborgen hoch oben an einem Raumteiler
aus Stoff –, und stellte fest, daß sie nicht abgedeckt
worden waren.
    Es war durchaus möglich, daß dies lediglich auf ein
schlichtes Versehen zurückzuführen war, aber es konnte
genausogut sein, daß es mit voller Absicht geschehen war und
eine schwerwiegende Beleidigung darstellte, sorgsam ausgeheckt, um
ihn zu beunruhigen und in die Schranken zu verweisen, oder als
feines, aber ernstes Kompliment gedacht, mit dem angedeutet werden
sollte, daß er als einer der Ihren anerkannt wurde und nicht
als einer jener greinenden furchtsamen Fremdweltler, die sich gleich
in die Hose machten, nur weil sie das Fell eines nahen Verwandten als
Tischdecke wiedersahen.
    Daß es absolut keinen schnellen Weg gab, um herauszufinden,
welche dieser Möglichkeiten zutraf, war genau die Art von
Charaktereigenschaft, die der Mensch bei den Affrontern so besonders
liebenswert fand. Ebenso war es genau die Eigenschaft, die die Kultur
im allgemeinen und seine Vorgänger im besonderen als einen Quell
der Verzweiflung empfunden hatten.
    Genar-Hofoen ertappte sich dabei, daß er die drei fernen
Köpfe verzerrt angrinste und beinahe hoffte, Fivetide würde
es bemerken.
    Fivetides Augenstiele schwenkten in alle Richtungen.
»Diener-Abschaum!« plärrte er den vorbeischwebenden
jugendlichen Eunuchen an. »Hierher, Elender!«
    Der Diener war halb so groß wie das große
Männchen und kindlich unvernarbt, es sei denn, man
berücksichtigte den Stumpf des hinteren Schnabels des
Geschöpfes. Der Jugendliche schwebte näher heran, wobei er
mehr zitterte, als die Höflichkeit es gebot, bis er in
Tentakelreichweite war. »Dieses Ding«, röhrte
Fivetide, wobei er mit einem Gliedende schnippte, um auf Genar-Hofoen
zu deuten, »ist das fremde Tiermenschwesen, über das du
bereits aufgeklärt sein müßtest, wenn dein
Häuptling einer kräftigen Tracht Prügel entgehen soll.
Er mag wie eine Beute aussehen, aber er ist tatsächlich ein
ehrenvoller und hochgeschätzter Gast, und er braucht beinahe
genauso viel zu essen wie wir. Eile zum Selbstbedienungsbuffet der
Tiere und Außerweltler und hole die Nahrung, die für ihn
vorbereitet worden ist. Sofort!« schrie Fivetide, wobei
seine Stimme eine kleine, sichtbare Stoßwelle in der
überwiegend Stickstoff enthaltenden Atmosphäre erzeugte.
Der jugendliche Diener-Eunuch wuselte mit angemessenem Eifer
davon.
    Fivetide wandte sich an den Menschen. »Als besonderen
Leckerbissen für dich«, rief er, »haben wir einiges
von dem ekelhaften Pampf zubereitet, den ihr Essen nennt, und einen
Behälter voll Flüssigkeit, die auf diesem giftigen
wässerigen Zeug basiert. Gottverdammte Scheiße, wie wir
dich verwöhnen, was?« Er schlug dem Menschen mit einem
Tentakel gegen die Rippen. Der Gallertfeld-Anzug fing den Schlag ab,
indem er sich versteifte; Genar-Hofoen taumelte ein wenig zur Seite
und lachte.
    »Deine Großzügigkeit haut mich geradezu vom
Hocker.«
    »Gut. Gefällt dir meine neue Uniform?« fragte der
Affronter, wobei er sich etwas von dem Menschen zurücksaugte und
sich zur vollen Pracht aufmantelte. Genar-Hofoen musterte ihn mit
großem Aufhebens von oben bis unten.
    Der Affronter war von durchschnittlichem Wuchs und bestand aus
einer Masse von der Form eines leicht abgeflachten Balls, mit einem
Umfang von etwa zwei Metern und einer Höhe von anderthalb
Metern, unter einem geäderten, gerüschten Gassack
hängend, dessen Durchmesser zwischen einem und fünf Metern
schwankte, je nach dem vom Affronter gewünschten Auftrieb und
seiner Lebenslust, und auf dem eine kleine Sensorpumpe saß.
Wenn ein Affronter in einer aggressiven/defensiven Stimmung war,
konnte der ganze Sack geschrumpft und mit Schutzplatten oben auf der
zentralen Körpermasse abgedeckt werden.

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