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Exzession

Exzession

Titel: Exzession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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voll
funktionsfähig und sehr lang und von eindrucksvollem Glanz. Er
hatte sich gegen den hohen, trommelförmigen, vielquastigen Hut
verwahrt, den das Modul ihm vorgeschlagen hatte, und sie hatten sich
auf einen Abendanzug- / Rüstungs-Halbhelm geeinigt, mit dem er
aussah, als ob etwas mit sechs langen Metallfingern von hinten seinen
Kopf wiegte. Natürlich war jedes Teil dieser Aufmachung mit
seinem Äquivalent eines Gallertfeldes beschichtet, das es gegen
den kalten korrosiven Druck der Affronter Umgebung schützte,
obwohl das Modul ihm nachdrücklich versichert hatte, daß
die Mikro-Gewehre, wenn er sie aus Gründen der Höflichkeit
abfeuern wollte, einwandfrei funktionieren würden.
    »Sire!« schrie der jugendliche Diener-Eunuch,
während er neben Fivetide auf der Fläche des Nestraums
schlitternd zum Halt kam. Eingebettet im Geäst seiner
Gliedmaßen war ein großes Tablett voller durchsichtiger,
mehrwandiger Karaffen unterschiedlicher Größe.
    »Was ist?« brüllte Fivetide.
    »Die Nahrung für den fremden Gast, Herr.«
    Fivetide streckte einen Tentakel aus und wühlte auf dem
Tablett herum, wobei er alles mögliche umstieß. Der Diener
sah zu, wie die Gefäße umkippten und auf dem Tablett
herumrollten, und seine weit aufgerissenen Augen drückten
Entsetzen aus, das Genar-Hofoen auch ohne Botschafterausbildung
erkannt hätte. Die direkte Gefahr für den Diener, wenn
irgendwelche der Behälter zerbrechen würden, war
wahrscheinlich gering – Implosionen verursachten
verhältnismäßig wenige Granatsplitter, und die
für Affronter giftigen Inhalte würden zu schnell gefrieren,
um eine große Bedrohung darzustellen –,aber die
Bestrafung, die einen Diener erwartete, der sein Unvermögen so
öffentlich zur Schau stellte, verhielt sich vermutlich
proportional zu dieser Augenfälligkeit, und das Geschöpf
war zu Recht besorgt. »Was ist das?« verlangte Fivetide zu
wissen, indem er eine kugelige Karaffe hochhielt, die zu drei
Vierteln mit Flüssigkeit gefüllt war, und sie heftig vor
dem Schnabel des jugendlichen Eunuchen schwenkte. »Ist das ein
Getränk? Na? Ist es eins?«
    »Ich weiß nicht, Herr!« winselte der Diener.
»Es… es sieht so aus.«
    »Blödmann«, murrte Fivetide und reichte die Karaffe
elegant an Genar-Hofoen weiter. »Verehrter Gast«, sagte er.
»Bitte, laß uns wissen, ob unsere Bemühungen dich
zufriedenstellen.«
    Genar-Hofoen nickte und nahm die Karaffe entgegen.
    Fivetide wandte sich an den Diener. »Nun?« schrie
er. »Schwebe nicht einfach so da herum, du Trottel; bring
den Rest zum Tisch des Derbesprüche-Bataillons!« Er
ließ ein Tentakel in Richtung des Dieners schnellen, der mit
dramatischer Übertreibung zusammenzuckte. Sein Gassack entleerte
sich, und er rannte über die Bodenmembrane zum Bankettbereich
des Nestraums, wobei er die Affronter anrempelte, die sich in
gemessenem Tempo in diese Richtung bewegten.
    Fivetide drehte sich kurz um und erwiderte den Grußklaps
eines Offizierskollegen von der Diplomatischen Truppe, dann rotierte
er zurück, brachte eine Knolle voll Flüssigkeit aus einer
der Taschen seiner Uniform zum Vorschein und stieß damit
behutsam gegen die Karaffe, die Genar-Hofoen in der Hand hielt.
»Auf die Zukunft der Beziehungen zwischen Affront und
Kultur«, polterte er. »Mögen unsere Freundschaft lang
und unsere Kriege kurz sein!« Fivetide drückte sich die
Flüssigkeit in den Schnabel.
    »So kurz, daß man ganz darauf verzichten
könnte«, entgegnete Genar-Hofoen müde, eher weil das
die Antwort war, die von einem Botschafter der Kultur erwartet wurde,
als weil er es wirklich so meinte. Fivetide schnaubte spöttisch
und neigte sich kurz zur Seite, anscheinend in dem Versuch, ein
Tentakelende in den Anus eines vorbeikommenden Flottenkapitäns
zu stecken, der den Tentakel beiseite rang und angriffslustig mit dem
Schnabel schnappte, bevor er in Fivetides Lachen einfiel und die
herzlichen Hallos und knallenden Tentakelklapse enger Freunde mit ihm
austauschte.
    An diesem Abend würde es noch viel von diesem Zeug geben, wie
Genar-Hofoen wußte. Das Essen war eine rein männliche
Veranstaltung und würde deshalb ziemlich ungestüm
verlaufen, selbst nach Affronter Maßstäben.
    Genar-Hofoen führte den Ausguß der Karaffe zum Mund;
der Gallertfeld-Anzug paßte sich an den Ausguß an, glich
den Druck aus, öffnete den Verschluß der Karaffe und
faßte dann – wobei Genar-Hofoen den Kopf zurücklegte
– das, was für das Gehirn des Anzugs ein guter,

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