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Exzession

Exzession

Titel: Exzession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Empfindungen sind, dann
würde es mir noch ein bißchen schlechter gehen.
    00
    [Gestammelter Dichtpunkt, M32, Tra. @ 4.28.883.6920]
    x Exzentriker Erschieß Sie Später
    o ESF Nur Ernstmeinende Anrufer
    O je! Jetzt geht es uns beiden an den Kragen. Ich bin unterwegs
zur Homomdanischen Flotten-Basis auf Ara. Ich schlage vor, daß
du dir ebenfalls eine Zuflucht suchst. Als Vorsichtsmaßnahme
verteile ich versiegelte Kopien unserer sämtlichen Signale,
Recherchen und Verdachtsäußerungen an eine Vielzahl
unterschiedlicher vertrauenswürdiger Gehirne mit der Anweisung,
daß sie nur im Fall meines Dahinscheidens geöffnet werden
dürfen. Dasselbe empfehle ich auch dir dringend. Unsere einzige
Alternative besteht darin, uns an die Öffentlichkeit zu wenden,
und ich bin nicht überzeugt, daß wir genügend Beweise
für eine nicht-gegebenheitsgemäße Natur
haben.
    00
    Das ist verachtungswürdig. Vor unseresgleichen die Flucht
zu ergreifen, unseren eigenen Mit-Gehirnen! Verdammt, ich bin sauer.
Ich persönlich haue auf eine hübsche, sonnige
Orbitalstation ab (DiaGlyph beigefügt).
    Auch ich habe alle Tatsachen über diese Angelegenheit bei
Freunden hinterlegt sowie bei Gehirnen, die aufs Archivieren
spezialisiert sind, und den vertrauenswürdigeren unter den
Nachrichtendiensten (ich stimme dir zu, wir können unseren
Verdacht zu diesem Zeitpunkt noch nicht weltweit verbreiten;
wahrscheinlich gab es noch nie einen geeigneten Zeitpunkt dafür,
doch wenn es einen gegeben haben sollte, dann hat der Krieg ihn
zunichte gemacht); außerdem habe ich die Sleeper Service in meine täglichen Versuche eines Kontakts eingeweiht. Wer
weiß? Vielleicht ergibt sich wieder mal eine Gelegenheit, wenn
sich der Staub um die Exzession herum erst einmal ein wenig gelegt
hat – falls es jemals dazu kommen sollte, wenn überhaupt
noch jemand übrig sein sollte, um Zeuge dessen zu
werden.
    Ach ja; das entzieht sich jetzt unseren Feldern. Alles Gute,
wie man so sagt.

 
VIII
     
     
    Der Awatara Amorphia bewegte eines seiner Katapulte um ein Achteck
vorwärts, direkt vor den Steuerturm der Frau; das Poltern und
Quietschen solider Holzräder an gleichermaßen soliden
Achsen sowie das Schnarren und Knirschen zusammengeschnallter
Holzsparren und Planken erfüllte den Raum. Ein eigenartiger
Geruch, der von Holz hätte stammen können, stieg sanft von
der Brettkerbe auf.
    Dajeil Gelian rutschte auf ihrem kunstvoll geformten Sessel nach
vorn, wobei sie mit der einen Hand gedankenverloren ihren Bauch
tätschelte und sich die andere an den Mund hob. Sie lutschte an
einem Finger, ihre Stirn war vor Konzentration gekräuselt. Sie
und Amorphia saßen im Hauptraum ihrer neuen Unterkunft an Bord
der AKE Trübe Aussichten, die so umgestaltet worden war,
daß eine detailgetreue Nachbildung des Turmes entstanden war,
in dem sie beinahe vierzig Jahre lang gelebt hatte. Der große
runde Raum unter seiner durchsichtigen Kuppel gab das Tröpfeln
von Regen wieder – zwischen den Klangeffekten, die von dem
Spielwürfel hervorgebracht wurden. Die Bildschirme ringsum
zeigten Aufzeichnungen der Geschöpfe, die Dajeil erforscht
hatte, mit denen sie während des größten Teils dieser
vier Jahrzehnte geschwommen und geschwebt war. Rings herum waren die
Kuriositäten und Erinnerungsstücke, die die Frau gesammelt
hatte, genau so aufgestellt, wie sie es in dem Turm an seinem
einsamen Meer gewesen waren. In dem breiten Kamin knisterte
übertrieben dramatisch ein Feuer.
    Dajeil dachte eine Weile nach, dann nahm sie einen Kavalleristen
und schob ihn über das Brett, begleitet vom Donnern von Hufen
und dem Geruch von Schweiß. Er kam unbehelligt bei einem
Gepäckwagen zum Halt, abgesehen von ein paar kleineren
Widrigkeiten.
    Amorphia, der schwarz zusammengefaltet auf einem kleinen Schemel
auf der gegenüberliegenden Seite des Spielbretts saß,
wurde sehr still. Dann bewegte er einen Unsichtbaren.
    Dajeil sah sich auf dem Brett um und versuchte dahinterzukommen,
wohin all die Züge mit Unsichtbaren, die der Awatara neuerdings
machte, führen sollten. Sie zuckte die Achseln; die Kavallerie
nahm die Unpäßlichkeiten beinahe ohne Verlust, begleitet
vom Klirren von Eisen auf Eisen und wildem Geschrei sowie dem Geruch
von Blut.
    Amorphia vollführte einen weiteren Zug mit einem
Unsichtbaren.
    Im ersten Augenblick geschah gar nichts. Dann ertönte ein
beinah unterschallartiges Rumpeln. Dajeils Turm fiel in sich
zusammen, sank durch das Achteck in dem Brett, eingehüllt in
eine

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