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Exzession

Exzession

Titel: Exzession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Schutzwand.
    Sie war nun keine Neuigkeit mehr auf Phago.

 
VIII
     
     
    Es hätte eigentlich keinen so großen Unterschied machen
sollen, und doch war es so. Die drei Besucher blieben zwei
Nächte lang, und am zweiten Tag gingen sie mit den ’Ktik
schwimmen. Byr und Aist trafen sich noch einmal in der Nacht. Am
folgenden Tag brachen die Besucher auf, stiegen in die Module, die
die Ungehöriges Benehmen ihnen geschickt hatte. Das
Schiff machte sich auf den Weg zu einer Schlaufe rund um eine
Proto-Nova, die einige Tausend Jahre entfernt war. In zwei Wochen
würde es zurück sein, um weitere Vorräte abzuladen,
die sie vielleicht brauchen würden. Dajeils Baby sollte einige
Wochen danach geboren werden. Das nächste Schiff, das sie
besuchen würde, war ungefähr ein Jahr weit entfernt, und
bis dahin konnte sich die menschliche Bevölkerung des Planeten
verdoppelt haben. Sie standen gemeinsam am Strand. Dajeil hielt Byrs
Hand, während das Modul in die schieferfarbenen Wolken
hinaufstieg.
    Später am Abend traf Byr Dajeil dabei an, wie sie das Archiv
im obersten Raum des Turms sichtete, wo sich die Bildschirme
befanden. Tränen rannen ihr übers Gesicht.
    Im Turm selbst gab es zwei Monitorsysteme. Es mußte eine der
unabhängigen Kameradrohnen gewesen sein. Diese war offenbar an
diesem Abend auf dem Turm gelandet, hatte dort zwei große
Säugetierwesen angetroffen und mit ihren Aufzeichnungen
angefangen.
    Dajeil wandte sich Byr zu, das Gesicht
tränenüberströmt. Byr spürte eine plötzliche
Flut von Zorn in sich aufsteigen. Auf dem Bildschirm sah sie, wie
sich zwei Leute auf der mondbeschienenen oberen Plattform des Turms
umarmten und liebkosten, und sie hörte leises Keuchen und
Flüstern.
    »Ja«, sagte Byr, wobei sie ironisch lächelte und
ihren nassen Anzug ablegte. »Die alte Aist, was? Eine ziemlich
tolle Nummer. Du solltest nicht weinen, weißt du. Das
stört die Körperflüssigkeiten für das
Baby.«
    Dajeil warf ein Glas in ihre Richtung. Es zerschellte hinter Byr
im gewundenen Treppenhaus. Eine kleine dienstbare Drohne wuselte an
Byrs Füßen vorbei und flitzte auf den kleinen
Gliedmaßen die teppichbelegten Stufen hinunter, um die Sauerei
wegzuräumen. Byr blickte der Geliebten ins Gesicht. Dajeils
angeschwollene Brüste hoben und senkten sich unter ihrem Hemd,
und ihr Gesicht war gerötet. Byr fuhr damit fort, die nassen
Teile ihres Anzugs abzustreifen.
    »Es war eine kleine Erleichterung, verdammt noch mal«,
sagte sie mit gleichgültiger Stimme. »Ein
freundschaftlicher Fick. So etwas wie das Zusammenstöpseln loser
Kabelenden. Es…«
    »Wie konntest du das tun?« kreischte Dajeil.
    »Was tun?« entgegnete Byr, immer noch bemüht, ihre
Stimme ruhig zu halten. »Was habe ich denn getan?«
    »Hier mit meiner besten Freundin zu bumsen! Jetzt! Nach
allem, was war!«
    Byr blieb ruhig. »Zählt es als Bumsen, technisch
gesprochen, wenn keiner von uns einen Penis hat?« Sie setzte
eine schmerzerfüllte, ratlose Miene auf.
    »Du Miststück! Mach dich nicht darüber
lustig!« brüllte Dajeil. Ihre Stimme klang heiser, so wie
Byr sie bei ihr noch nie gehört hatte. »Mach dich ja nicht
lustig, verdammt noch mal!« Dajeil war plötzlich von ihrem
Sitz aufgesprungen und warf sich mit erhobenen Armen auf sie.
    Byr fing sie an den Handgelenken auf.
    »Dajeil!« sagte sie, während die andere Frau
zappelte und schluchzte und versuchte, ihre Hände
freizuschütteln. »Du benimmst dich albern. Ich habe immer
mit anderen Leuten gebumst; du hast ebenfalls mit anderen Leuten
gebumst, während du angeblich mein Ruhepunkt warst; wir
beide wußten davon. Es war ja nicht so, daß wir
Jugendliche gewesen wären oder irgendeinem blöden
Monogamie-Kult angehört hätten oder so etwas.
Scheiße; ich habe meine Finger in die Möse deiner Freundin
gesteckt, na und? Sie ist weg. Ich bin immer noch da, du bist noch
da, das Kind ist immer noch in deinem Bauch, und deins in meinem.
Hast du nicht gesagt, nur darauf kommt es an?«
    »Du Schwein, du verdammtes Schwein!« schrie Dajeil und
brach zusammen. Byr mußte sie stützen, während sie
sich zu Boden krümmte und dabei hemmungslos schluchzte.
    »Oh, Dajeil, komm jetzt; da ist doch nichts dabei. Wir haben
uns doch niemals ewige Treue geschworen, oder? Es war doch nur ein
freundschaftlicher… es war ein Akt der Höflichkeit, verdammt noch mal. Ich bin überhaupt nicht auf die Idee
gekommen, daß es einer Erwähnung wert gewesen
wäre… Hör jetzt auf. Ich weiß, daß du

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