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Exzession

Exzession

Titel: Exzession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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eine
schwere Zeit durchmachst, mit all den Hormonen und dem ganzen Mist in
deinem Körper, aber jetzt benimmst du dich wirklich albern. Du
bist… verrückt.«
    »Hau ab… hau ab, und laß mich in Ruhe!«
fauchte Dajeil, deren Stimme zu einem Krähen geworden war.
»Laß mich in Ruhe!«
    »Dajeil«, sagte Byr und kniete neben ihr nieder.
»Bitte… sieh mal, es tut mir leid. Wirklich. Ich habe mich
noch nie im Leben dafür entschuldigt, daß ich mit jemandem
gebumst habe, und ich habe mir geschworen, daß ich das niemals
tun würde, aber jetzt tue ich es. Ich kann es nicht ungeschehen
machen, aber mir war nicht bewußt, daß du so sehr
darunter leiden würdest. Wenn ich es gewußt hätte,
hätte ich es nicht getan, das schwöre ich. Ich hätte
es niemals getan; sie war es, die mich zuerst geküßt hat.
Ich hatte nicht die Absicht, sie zu verführen oder so, aber ich
hätte nein gesagt, wirklich, ich hätte nein gesagt, wenn
ich die Folgen geahnt hätte. Es war nicht meine Idee, es war
nicht meine Schuld. Es tut mir leid. Was soll ich sonst noch sagen.
Was kann ich tun…?«
    Es half nichts. Dajeil weigerte sich, danach mit ihr zu reden. Sie
wollte sich nicht ins Bett tragen lassen. Sie wollte nicht
berührt werden, und sie wollte nichts zu essen oder zu trinken
gebracht bekommen. Byr saß am Bildschirm, während Dajeil
am Boden lag und wimmerte.
    Byr fand die Aufzeichnung, die die Kameradrohne gemacht hatte, und
löschte sie.

 
IX
     
     
    Die Grauzone machte etwas mit seinen Augen. Es geschah im
Schlaf, während seiner ersten Nacht an Bord. Am Morgen wachte er
vom Zwitschern der Vögel auf, das einen fernen Wasserfall
übertönte, begleitet von einem harzigen Geruch; eine Wand
seiner Kabine stellte ein Fenster hoch oben in einem bewaldeten
Gebirge dar. Da war eine Erinnerung an etwas Seltsames, ein
unterschwelliges Nachgefühl; halb real, halb irreal, doch es
entschlüpfte ihm nach und nach, während er vollends zu sich
kam. Seine Sicht war für einen Augenblick verschwommen, dann
wurde sie langsam klar, während ihm wieder einfiel, daß
das Schiff am Abend zuvor gefragt hatte, ob es ihm die Nanotechs
einpflanzen dürfe, während er schlief. Seine Augen zuckten
ein wenig, und er wischte sich ein paar Tränen weg, doch dann
richtete sich anscheinend alles wieder auf den Normalzustand ein.
    »Schiff?« sagte er.
    »Ja?« antwortete die Kabine.
    »Ist es passiert?« fragte er. »Mit den
Implantaten?«
    »Ja. In deinem Schädel befindet sich eine modifizierte
Neurallitze; es dauert ein bis zwei Tage, bis du dich an sie
gewöhnt hast. Ich habe mich beeilt und gleich ein paar
Reparaturen ausgeführt, die dein System in der Nähe des
Visual-Cortex gebraucht hat. Hast du dir in der letzten Zeit mal den
Kopf gestoßen oder so?«
    »Ja. Ich bin aus einer Kutsche gefallen.«
    »Wie geht es deinen Augen?«
    »Sie haben ein bißchen verschwommen gesehen und waren
überanstrengt. Aber jetzt sind sie wieder in Ordnung.«
    »Später werden wir uns eine Simulation davon ansehen,
was während deiner Begegnung mit dem Einlagerungssystem der Sleeper Service geschehen ist. Einverstanden?«
    »Gut. Wie sieht es mit unserem Rendezvous mit der Sleeper aus?«
    »Alles ist vorbereitet. Ich denke, daß du in vier Tagen
transferiert werden kannst.«
    »Großartig. Und was gibt’s Neues vom
Krieg?«
    »Nichts Besonderes. Warum?«
    »Ich wollte es einfach nur wissen«, sagte Genar-Hofoen.
»Sind schon irgendwelche größeren Kampfhandlungen
gelaufen? Irgendwelche Schiffe als Geiseln genommen worden?«
    »Ich bin kein Nachrichtendienst, Genar-Hofoen. Du hast doch
ein Terminal, soviel ich weiß. Ich schlage vor, du benutzt
es.«
    »Na gut, danke für deine Hilfe«, murmelte er,
während er sich aus dem Bett schwang. Er hatte noch nie ein so
wenig hilfreiches Schiff kennengelernt. Er begab sich zum
Frühstück; zumindest sollte es doch fähig sein, dieses
zu besorgen.
    Er saß allein im Hauptspeiseraum des Schiffes und verfolgte
seine Lieblingsnachrichtensendung der Kultur, die per Holo durch sein
Terminal projiziert wurde. Nach dem ersten Ansturm, bei dem
Orbitalstationen und Kreuzfahrtschiffe vom Affront eingenommen worden
waren, ohne daß die Kultur einen erkennbaren militärischen
Gegenschlag unternommen hätte, sondern nur von einer geplanten
Mobilisierung geredet hatte (frustrierend, fast außerhalb der
Wahrnehmung des Nachrichtendienstes), schien der Krieg in ein Stadium
relativer Ruhe eingetreten zu sein. In diesem Augenblick ließ
der

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