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Exzession

Exzession

Titel: Exzession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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diente).
Ulver vermutete, daß diese… Theaterkulissen… ein
wenig wie die berühmten Bilder waren, die die Sleeper Service angeblich enthielt, nur daß die Grauzone sie nicht
mit Körpern bestückt hatte (unter den gegebenen
Umständen durchaus eine Erleichterung).
    Wie es vielen Leuten zu eigen war, hatte sie stets die
Wirklichkeit sehen wollen. Sie hatte gefragt, ob sie und Churt Lyne
zusammen mit Genar-Hofoen an Bord des ASF gehen dürften, aber
ihre Bitte war abgelehnt worden; sie würden auf der Grauzone bleiben müssen, bis die AKE einen sowohl sicheren als auch
frei zugänglichen Ort gefunden hätte, um sie abzusetzen.
Was die ganze Sache in gewisser Weise noch ärgerlicher machte,
war der Umstand, daß die Grauzone erwartete, daß
sie in enger Verbindung zur Sleeper Service bleiben
würde, und zwar möglichst innerhalb ihrer Feldhülle.
So nah und doch so fern und all dieser Quatsch. Wie auch immer, es
sah ganz danach aus, daß sie die Überbleibsel der
berühmten lebensechten Darstellungen des Schiffes niemals zu
sehen bekommen würde und sich mit der Grauzone und ihren
todesechten Darstellungen begnügen mußte.
    Ihrer Meinung nach wären sie vielleicht wirkungsvoller
gewesen, wenn sie die Opfer oder, noch besser, die Opfer und die
Peiniger enthalten hätten, aber das war nicht der Fall. Statt
dessen enthielten sie lediglich das Gerät, die eiserne Jungfrau,
die Feuer und die Zwingen, die Fesseln und die Pritschen und die
Stühle, die Wassereimer und die Säure und die Elektrokabel
und all die aneinandergereihten Instrumente der Folter und des Todes.
Um sie in Aktion zu sehen, mußte man sich vor einem in der
Nähe aufgestellten Bildschirm postieren.
    Es war ein wenig grausig, fand Ulver, aber gleichzeitig auch
irgendwie unrealistisch; man konnte dieses Zeug betrachten und sich
eine Vorstellung davon machen, wie es funktionierte und was es
bewirkte (obwohl es eigentlich nicht ratsam war, den Bildschirm
länger zu betrachten; sie starrte einen davon ein paar Sekunden
lang an und hätte beinahe ihr Frühstück von sich
gegeben; dabei waren es nicht einmal menschliche Wesen, die
gequält wurden), und man konnte es sozusagen vor sich abspulen
lassen; man konnte es hinnehmen, daß so etwas geschah, und sich
deswegen schlecht fühlen, aber letzten Endes war man immer noch
da, es war nicht einem selbst widerfahren; diese Art von Greueltaten
zu unterbinden, war genau das, worum es den BG, dem Kontakt und der
Kultur ging, und man selbst war Teil dieser Zivilisation, Teil dieser
Zivilisierung… und das machte es einigermaßen
erträglich. Zur Not. Solange man sich nicht die Dinge auf dem
Bildschirm ansah.
    Trotzdem, einfach nur ein kleines Eisengerät in den
Händen zu halten, das eigens dafür konstruiert war, die
Finger zu zermalmen, die es hielten, und ein verknotetes Seil zu
betrachten, dessen Zwillingsknoten – wenn man das Seil hinter
dem Kopf straffte – genau im richtigen Abstand angeordnet waren,
um die Augen zu zerdrücken, die es betrachteten… nun, das
war irgendwie mitreißend. Sie verbrachte einen Gutteil der Zeit
damit, die Teile ihres Körpers zu schütteln und zu reiben,
die immer wieder Beulen bekamen.
    Sie fragte sich, wie viele Leute sich wohl diese grausige Sammlung
von Erinnerungsstücken angesehen haben mochten. Sie hatte das
Schiff danach gefragt, doch es hatte ausweichend geantwortet;
anscheinend bot es regelmäßig seine Dienste als eine Art
Wandermuseum der Qual und Grausamkeit an, aber kaum jemand machte
davon Gebrauch.
    Eines der Exponate, das sie gegen Ende ihrer Wanderung entdeckte,
verstand sie nicht. Es war ein kleines Bündel von etwas, das
aussah wie dünne, glitzernde blaue Fäden, die in einer
flachen Schale lagen; ein Netz, wie etwas, das man am Ende eines
Stocks befestigte, um in einem großen Fluß kleine Fische
zu fangen. Sie versuchte, es in die Hand zu nehmen; es war
unglaublich glitschig, und das Material flutschte ihr wie Öl
durch die Finger; die Löcher in dem Netz waren zu klein, um die
Fingerspitzen hindurchzustecken. Schließlich mußte sie
die Schale kippen und das blaue Netz in ihre Handfläche
schütten. Es war sehr leicht. Etwas daran erweckte eine
verschwommene Erinnerung in ihr, aber sie wußte nicht genau,
was es war. Sie fragte über ihre Neurallitze das Schiff, um was
es sich handelte.
    : Das ist eine Neurallitze, informierte sie das Schiff. : Eine
feinere und wirtschaftlichere Methode, um Geschöpfe wie dich zu
quälen, muß noch erfunden werden.
    Sie

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