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Exzession

Exzession

Titel: Exzession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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sie nicht
im einzelnen sehen und wüßten nicht, was sie sind. Es
mögen noch weitere da sein, die sich nicht zu erkennen
geben.
    Ein wachsendes Gefühl des Grauens und eine verschwommene,
schmähliche Bereitschaft zur Aufgabe reiften in Greydawns
Innerem.
    : Sind sie real? fragte er.
    : Anscheinend.
    Greydawn sah zu, wie sich das Bild ausdehnte; es war eine Mauer
aus Kriegsschiffen, eine Konstellation, eine Galaxis aus
Fahrzeugen.
    : Was tun sie in diesem Augenblick? fragte er.
    : Sie gehen in Gefechtsstellung, um unserer Flotte
entgegenzutreten.
    »Es sind… Feinde?« fragte er benommen.
    »Ach«, sagte das Schiff. »Wir sprechen jetzt, oder
wie?«
    Erst da wurde dem Affronter bewußt, daß er die Worte
laut ausgesprochen und nicht subvokalisiert hatte. »Alle
Schiffe«, sagte die Schöne Sauerei, und ihre Stimme
klang gleichmäßig, ruhig und tief im Innern von Greydawns
Panzeranzug, »signalisieren, daß es sich um Kulturschiffe
handelt, Non-Standard, gebaut von der Exzentrischen ASF Sleeper
Service, und sie wollen, daß wir uns ergeben.«
    »Wird es uns gelingen, den Esperi zu erreichen, bevor sie uns
den Weg abschneiden?«
    »Nein.«
    »Können wir sie abhängen?«
    »Vielleicht die kleinsten, die am zahlreichsten
sind.«
    »Wieviele wären dann noch übrig?«
    »Etwa dreißigtausend.«
    Greydawn schwieg eine Weile. Dann fragte er: »Können wir
irgend etwas tun?«
    »Ich denke, aufzugeben ist das einzig Sinnvolle. Wenn wir
kämpfen, fügen wir einer Flotte dieser Größe
vielleicht einen geringfügigen Schaden zu, aber absolut gesehen
hätte das wenig Bedeutung, und was den Prozentsatz ihrer Anzahl
betrifft, so gut wie gar keine.«
    Denk an deinen Clan, sagte etwas in Greydawns Gehirn.
»Ich werde nicht aufgeben!« erklärte er dem
Schiff.
    »Wie du meinst, ich werde es tun.«
    »Du wirst das tun, was ich sage!«
    »O nein, das werde ich nicht.«
    »Die Meinungs-Anpasser hat dich angewiesen, uns zu
gehorchen!«
    »Innerhalb der Grenzen der Vernunft haben wir das auch
getan.«
    »Von ›Grenzen der Vernunft‹ wurde nichts
erwähnt!«
    »Ich meine, derartige Klauseln kann man einfach als
selbstverständlich voraussetzen, meinst du nicht?
Schließlich sind wir alle Gehirne. Es ist ja nicht so, als ob
wir Computer wären. Oder Soldaten. Das soll keine Beleidigung
sein. Wie dem auch sei, ich habe mit den anderen Schiffen
darüber gesprochen, und wir sind übereingekommen, uns zu
ergeben. Das entsprechende Signal wurde bereits ausgesandt. Wir haben
eine Verringerung der Geschwindigkeit eingeleitet, um…«
    »Wie bitte?« tobte Greydawn und schlug mit einer
gepanzerten Gliedmaße gegen einen Bildschirmprojektor, der in
seinen Aufenthaltsraum eingebaut war.
    »… an einem Punkt in stationärer Relation zum
Esperi zu landen«, fuhr die Stimme ruhig fort. »Die SAE Totgeschlagene Zeit wurde zu unserem offiziellen Sprecher
bestimmt; sie wurde vorausgeschickt und wird uns an unserem
Haltepunkt empfangen, um unsere Kapitulation zu vollziehen. Falls du
dich nicht zusammen mit uns ergeben möchtest, dann sehe ich mich
leider gezwungen, dich aus meinem Rumpf auszusondern –
natürlich bleibst du in deinem Raumanzug –, obwohl ich
technisch gesehen der Meinung bin, ich sollte dich internieren…
Wie hättest du es gern?«
    Das Schiff stellte die Frage so beiläufig, als ob es ihn
fragte, was er zum Abendessen haben wollte. In seiner Stimme schwang
eine höfliche Gleichgültigkeit mit, die er unendlich
schrecklicher fand als jede Art von Haß.
    Greydawn starrte noch eine kurze Zeit zu der Wolke von Schiffen
hinaus. Er schwenkte die Augenstiele.
    »Ich möchte dich bitten, mich nicht zu
internieren«, sagte er nach einer Weile. »Bitte versetze
mich nach außerhalb deines Rumpfes, und zwar sofort, und dann
ersuche ich dich, mich in Ruhe zu lassen.«
    »Wie, jetzt gleich? Wir haben ja noch gar nicht
angehalten!«
    »Ja, jetzt gleich. Wenn das möglich ist.«
    »Na ja, ich könnte dich mit dem
Displacer…«
    »Damit wäre ich einverstanden.«
    »Mit einem Displacer-Transport ist allerdings ein winzig
kleines Risiko verbunden…«
    Der Affronter Kapitän stieß ein kurzes, verbittertes
Lachen aus. »Ich denke, ich nehme das in Kauf.«
    »… sehr wohl«, sagte das Schiff. Er hörte,
daß es zögerte. »Deine Kameraden versuchen, dich
anzurufen, Kapitän.«
    Er blickte zu den Kommunikations-Bildschirmen. »Ja. Das sehe
ich.« Er wählte einen Nur-Übertragungs-Modus auf dem
Kommunikator. »Kameraden«, sagte er. Dann hielt er

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