Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Exzession

Exzession

Titel: Exzession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
Vom Netzwerk:
Sleeper dachte kurz daran, das kleinere Fahrzeug
anzuhalten. Die AKE schoß an ihr vorbei in Richtung der
Dreißig-Lichtjahr-Grenze, direkt auf die Exzession zu und immer
noch seine Geschwindigkeit steigernd.
    Das ASF beschloß, das Schiff seiner Wege ziehen zu lassen.
Sein Antrieb würde versagen… irgendwann, bald.
    Und tatsächlich, er versagte, aber kurz bevor er den Betrieb
einstellte, führte die Grauzone ein bizarres
Kursmanöver durch, bog so scharf ab, daß sie auf das
Energiegitter zustürzte; ohne Antrieb würde sie auf das
Gitter prallen und zerstört werden.
    Wahnsinn, dachte die Sleeper, aber sie war zu weit
entfernt, um etwas unternehmen zu können.
     
    [Dichtstrahl, M8, Tra. @ 4.28.891.734-]
    x ASF Sleeper Service
    o AKE Grauzone
    Was ist passiert? Warum machst du das? Ist deine
Integrität kompromittiert?
    00
    [Breitstrahl, Mclear, Tra. @ 4.28.891.7394]
    x AKE Grauzone
    o ASF Sleeper Service
    Nein! Mir geht es großartig!
     
    Die Sleeper hatte keine Zeit für ein weiteres Signal.
Die Grauzone tauchte in das Energiefeld ein, flackerte einmal
auf und verschwand dann tief, tief unten in einem winzigen funkelnden
Strahlenglanz.
    Die Sleeper untersuchte die daraus hervorgehende
Energiehülle. Das sah nun wirklich nach Zerstörung aus. Sie
erforschte das letzte Flackern, das die AKE kurz vor ihrem Aufprall
auf dem Gitter ausgesandt hatte. Es sah immer noch aus, als ob sie
zerstört worden wäre, aber es gab einen schwachen
Hinweis…
    Ein Mensch hätte den Kopf geschüttelt.
    Als die Sleeper ihre Aufmerksamkeit wieder der Exzession
zuwandte – war sie verschwunden. Der Realraum-Strang war leer
– und nicht das geringste Anzeichen von irgendeiner Störung
auf einem der Energiegitter.
    Nein! dachte die Sleeper Service, die die schreckliche
Empfindung von Wut und Enttäuschung in sich wahrnahm. Nein! Verdammtes Ding! Geh doch nicht einfach so weg, nicht ohne
irgendeinen Grund, eine Erklärung, eine
vernünftige…

    Einige Sekunden später wurde die AKE Wundersame Wege Des
Schicksals als das nächste zur Verfügung stehende
Schiff dazu überredet, zu versuchen, sich der letzten bekannten
Position der Exzession zu nähern. Als sie dies tat und die
Dreißig-Lichtjahr-Grenze überquerte, arbeitete ihr Antrieb
normal weiter, und das blieb auch während der gesamten Strecke
so. Sie weigerte sich jedoch, weiter als die ursprüngliche
Grenze für die äußerste Annäherung zu gehen, die
sie sich einen Monat zuvor selbst gesetzt hatte.

    Die Totgeschlagene Zeit war überglücklich, ihrer
Verpflichtung nachzukommen; sie jagte mit höchster
Beschleunigung dahin und vollführte im allerletzten Augenblick
eine Vollbremsung, bis sie schließlich bebend genau dort zum
Halt kam, wo die Exzession gewesen war. Sie berichtete
enttäuscht, daß an dieser Stelle rein gar nichts zu sehen
sei.

 
XIV
     
     
    Ulver Seich saß auf einer Zinne des Turms und ließ die
Beine baumeln. Vom Dach aus hatte man den Eindruck, als blicke man in
der einen Richtung aufs Meer hinaus und in der anderen auf eine
Landschaft aus Marsch, sumpfigen Wiesen und Klippen. Das Ganze wirkte
sehr authentisch, aber es war eine Projektion; der Vogel hatte
versucht, spiralförmig hinauszufliegen, und war vom Rand des
Turmes aus nur ein paar Meter weit gekommen, bevor einer seiner
Flügel gegen die feste Grenze des Bildschirmfeldes
gestoßen war. Jetzt hockte er neben dem Mädchen auf der
Brustwehr und betrachtete mit düsterer Miene die
aufgewühlte See.
    »Leck mich«, sagte Ulver zu sich selbst. »Sie ist
weg.« Sie behielt die Entwicklung draußen mittels ihrer
Neurallitze im Auge, während sie den Vogel ansah. »Die
Exzession«, erklärte sie. »Sie ist gerade eben
verschwunden.«
    »Nur weg damit!« sagte der Vogel grämlich.
    »Und die Grauzone ist ins Gitter geflogen«, sagte
Ulver, wobei ihre Stimme vorübergehend abdriftete, während
sie sich erkundigte, was mit Churt Lyne geschehen war.
»Aha«, sagte sie, nachdem sie festgestellt hatte, daß
die alte Drohne sich sicher an Bord des ASF befand.
    »Pah!« sagte der Vogel. »Sie war sowieso immer
schon bescheuert, nach allem, was ich gehört habe. Wie steht es
um Ihre Hoheit?«
    »Wie bitte?«
    »Die Sleeper. Ich nehme an, sie läßt
keinerlei Anstalten erkennen, diesem ganzen Treiben ein Ende zu
setzen?«
    »Nein, sie ist lediglich… sie hält sich lediglich
vorübergehend hier auf.«
    »Das wäre zuviel zu hoffen«, murmelte der
Vogel.
    Ulver blickte immer noch aufs Meer hinaus und ließ die

Weitere Kostenlose Bücher