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Exzession

Exzession

Titel: Exzession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Furchen auf der Oberfläche der Gitter,
während diese sich vor ihr zurückzogen und schrumpften. Der
Grad der Verringerung deutete auf einen Null-Status genau an dem
Punkt hin, an dem die Sleeper Service zu einem
exzessionsrelativen Halt kommen würde.
    Habe ich das bewirkt?
    Hat mein Gehirnsubstrat überzeugend dargelegt, daß
mein löbliches Leben erhaltenswert ist?
    Vielleicht handelt es sich um einen Spiegel, dachte sie. Es tut genau das, was ich tue. Es hat diese hemmungslosen Sauger
in sich aufgesaugt, diese vor nichts zurückschreckenden Experimentierer, den Elench; es läßt sie in Ruhe und
hält lediglich ein Auge auf jene, die in erster Linie gekommen
sind, um zu beobachten.
    Ich bin zu ihm gekommen wie eine rasende Rakete, und es hat
sich bereit gemacht, mich zu vernichten; ich habe mich
zurückgezogen, und es hat im gleichen Umfang seine Bedrohung
zurückgenommen.
    Natürlich ist das nur eine Theorie, aber wenn sie sich als
richtig erweist…
    Das sieht nicht gut aus für den Affront.
    Wenn man es genau betrachtet, sieht das insgesamt nicht gut
aus.
    Vielleicht eine schlechte Zeitplanung.

 
IX
     
     
    Dajeil blickte auf, mit Tränen in den Augen.
»Ich… «, setzte sie an.
    »Warte mal«, unterbrach sie der Awatara.
    Aller Augen richteten sich auf ihn.
    Ulver ließ dem Geschöpf eine ihr außerordentlich
lang erscheinende Zeit, um weiterzureden. »Was?« brach es
schließlich ungestüm aus ihr heraus.
    Der Awatara strahlte. »Ich glaube, wir alle haben letzten
Endes doch nichts zu befürchten«, sagte er
lächelnd.
    Eine Zeitlang herrschte Schweigen. Dann ließ sich Ulver
dramatisch in ihren Sessel zurückfallen; die Arme baumelnd zu
Boden hängend, die Beine unter dem Tisch gespreizt, den Blick
hinauf zur durchscheinenden Kuppel gerichtet.
    »Verdammte Scheiße!« brüllte sie. Sie
versuchte, sich Zugang zu den Sinnen der Trübe Aussichten zu verschaffen, und bekam schließlich das Bild des
Hyperraums vor der Sleeper Service. Tatsächlich war alles
wieder im Normalzustand, mehr oder weniger. Sie schüttelte den
Kopf. »Verdammte Scheiße«, wiederholte sie, diesmal
leise raunend.
    Dajeil fing an zu weinen. Genar-Hofoen beugte sich nach vorn, sah
sie an, eine Hand vor den Mund gelegt und an seiner Unterlippe
zupfend.
    Der schwarze Vogel Gravious, der seitlich aus der Tür
gespäht hatte und seit einigen Minuten vor Angst zitterte,
machte plötzlich einen Satz in die Luft, begleitet von einem
finsteren Wirrwarr von wütenden Bewegungen, und kreiste
kreischend durch den Raum. »Wir leben! Wir werden leben! Alles
wird gut! Juhu! Oh, Leben, Leben, süßes Leben!«
    Weder Dajeil noch Genar-Hofoen schienen davon Notiz zu nehmen.
    Ulver blickte von einem zum anderen, dann sprang sie auf und
versuchte, den flatternden Vogel zu schnappen. Er schrie. »Oi!
Was…?«
    »Raus mit dir, du Idiot!« zischte Ulver und grapschte
erneut nach ihm, während er einen Schwenk zur Tür
vollführte. Sie folgte ihm, wobei sie den anderen kurz
zumurmelte: »Entschuldigt mich.« Dann schloß sie die
Tür.

 
X
     
     
    Die Schnelle Angriffs-Einheit Totgeschlagene Zeit der
Peiniger-Klasse war weit genug von der Sleeper Service und
ihrer Kriegsflotte entfernt gewesen, um sich nicht von der
projizierten Explosionsfront der Exzession bedroht zu fühlen,
und andererseits nahe genug, um zu sehen, was das ASF bewirkt
hatte.
    Sie hatte die riesige Waffe betrachtet, die die Exzession
gezückt hatte, und war von Ehrfurcht und einem mikroskopisch
kleinen Teil Eifersucht erfaßt worden; bei allen Teufeln, sie wünschte, so etwas auch tun zu können! Doch dann
war die Waffe abgewendet, zurückgerufen worden. Jetzt
mußte die Totgeschlagene Zeit mit einer Menge
Gefühlen fertigwerden.
    Sie betrachtete die Schiffe, die die Sleeper Service breit
gefächert um sich geschart hatte, und ein Stich der
Enttäuschung durchzuckte sie; es würde keinen Kampf geben.
Jedenfalls keinen echten Kampf.
    Dann verspürte sie so etwas wie Begeisterung. Sie hatten
gewonnen!
    Dann stieg in ihr ein Verdacht auf. Stand die Sleeper wirklich auf derselben Seite wie sie, oder nicht?
    Sie hoffte, sie alle standen auf derselben Seite; selbst die
großartigsten Opfer wirkten ziemlich nutz- und sinnlos, wenn
sie gegen derartig übermächtige Kräfte eingesetzt
wurden; als ob man in einen Vulkan spuckte…
    Zur selben Zeit sandte die Sleeper Service ein Signal an
das Kriegsschiff aus und bat es um einen Gefallen, und die Totgeschlagene Zeit war sofort wieder verdammt

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