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Exzession

Exzession

Titel: Exzession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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ihr Denken für eine Nanosekunde.
    Manche Dinge brachten solche Wogen hervor. Einige davon waren
natürlichen Ursprungs, zum Beispiel kollabierende Sternkerne.
Aber diese Woge war verdichtet, fest zusammengefaltet; nicht die
massige, geschwollene Brandung, die entsteht, wenn ein Stern sich in
ein Schwarzes Loch zusammenzieht.
    Diese Woge war nichts Natürliches; sie war etwas Geformtes.
Das war ein Signal. Oder es war Teil eines Sinnes.
    Die Drohne Sisela Ytheleus 1/2 war sich hilflos ihres Körpers
bewußt, der wenigen Kilo Masse, die sie darstellte,
widerhallend, ein Echo-Signal verursachend, das sich entlang des
Radius dieser sich ausdehnenden kreisförmigen Störung des
Strangs der Raumzeit fortsetzte bis zu dem Instrument, welches auch
immer die Bewegung anfänglich in Schwung gesetzt hatte.
    Sie empfand… keine Verzweiflung. Sie empfand
Übelkeit.
    Sie wartete.
    Die Reaktion blieb nicht lange aus; ein feines,
fächerartiges, tastendes Bündel von Maser-Fädchen,
Energieseile, die beinahe der Unendlichkeit zustrebten, etwas
seitlich verschoben von der Stelle, wo sie das Artefakt vermutet
hatte, dreitausend Kilometer oder so entfernt…
    Die Drohne versuchte, sich gegen die Signale abzuschirmen, doch
sie überwältigten sie. Sie schloß bestimmte Systeme,
die durch einen Angriff des Maser-Signals einen merklichen Schaden
hätten davontragen können, obwohl die Charakteristika des
Strahls nicht besonders raffiniert ausgesehen hatten. Dann
schoß der Strahl plötzlich davon.
    Die Drohne sah sich um. Es war nichts zu sehen, doch während
sie die kalte, leere Tiefe des Raums um sich herum abtastete,
spürte sie, wie die Raumzeit-Oberfläche wieder erbebte,
rings um sie herum, ganz leicht. Etwas kündigte sich an.
    Die ferne Vibration nahm langsam zu.
    … Das in der Oberflächenspannung des Teiches gefangene
Insekt wäre inzwischen reglos geworden, während das Wasser
zitterte und das, was immer sich auf ihm nähern mochte –
entweder auf der Wasserfläche gleitend oder von unten herauf
tauchend –, sich der hilflosen Beute näherte.

 
III
     
     
    Der Wagen flitzte dahin, auf einer der Einspurschienen, die
zwischen den Supraleitschlaufen unter der Decke des Habitats
herführten. Genar-Hofoen blickte durch die abgewinkelten Fenster
des Wagens auf die bewölkte Rahmenlandschaft hinunter.
    Das Habitat Gottesloch (es war viel zu klein, um als
Orbitalstation bezeichnet zu werden, gemäß den
Definitionsrichtlinien der Kultur, und außerdem war es
umschlossen) war – mit einem Alter von beinahe eintausend Jahren
– einer der ältesten Außenposten des Affront in einer
Raumregion, die nach einer seit langem bestehenden Übereinkunft
den Namen Farnklinge trug. Die kleine Welt hatte die Form eines
Hohlreifens; eine Röhre von zehn Kilometern Durchmesser und
zweitausendzweihundert Kilometern Länge, die zu einem Kreis
geschlossen worden war; die Supraleitschlaufen und
elektromagnetischen Wellenleiter bildeten den inneren Rand des
riesigen Rades. Das winzige, schnell rotierende schwarze Loch, das
die Energie für das Gebilde lieferte, befand sich an der Stelle,
wo die Radnabe gewesen wäre. Der in Kreissektionen unterteilte
Lebensraum glich einem prall aufgeblasenen Reifen, der sich über
den inneren Rand wölbte, und an der Stelle, wo seine
Standfläche gewesen wäre, hingen die Stützböcke
und Docks, wo die Schiffe des Affront sowie ein Dutzend anderer
Spezies kamen und gingen.
    Das Ganze befand sich in einem trägen, fernen Orbit um eine
ansonsten satellitenlose braune Zwergmasse, die zu klein war, um ein
richtiger Stern zu sein, der jedoch seit langem die Ehre zukam, genau
am richtigen Platz zu sein, um die fortgesetzte Expansion
durchzuführen und die Einflußsphäre des Affront zu
konsolidieren.
    Die Einschienenbahn raste auf eine hohe Wand zu, die die Aussicht
nach vorn gänzlich versperrte. Das Gleis verschwand in einem
kleinen, runden Tor, das sich wie ein Schließmuskel
öffnete, als der Wagen sich ihm näherte, und sich dann
wieder hinter ihm schloß. Im Wagen war es eine Zeitlang
düster, während er einen kurzen Tunnel durchfuhr, dann
dehnte sich eine weitere Tür vor ihm auseinander, und er
schoß in einen riesigen offenen, diesigen Raum hinaus, wo sich
zwischen Wolken und Dunst wieder eine schwache Sicht auftat.
    Das Innere des Habitats Gottesloch war unterteilt in vielleicht
vierzig einzeln isolierbare Abteilungen, von denen die meisten kreuz
und quer gerastert waren von einem Netzwerk von Rahmen,

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