Ezzes
Minderjährigen vergreift, und haben ihr geraten,ab dem zweiten Arbeitstag nur noch in möglichst nonnenhafter Gewandung anzutanzen, damit er gar ned erst auf Ideen kommt. Na ja, jedenfalls hat sie die Stellung kriegt. Ich hab mein Diplom g’macht, und die Hansi hat bald danach da im Kindergarten ang’fangen. Ende der Geschichte.“
„Hatten Sie danach jemals wieder Kontakt zu Guschlbauer?“
„Eine Woche nach der G’schicht’ bin i no amoi hin zu ihm und hab den ausständigen Lohn verlangt. Da hat er si aufg’führt wie ein Berserker und hat g’sagt, wir hätten ihm Geld g’stohlen aus der Kassa, und wir sollten froh sein, dass er uns ned anzeigt bei der Polizei. Just da is a alte Stammkundin ins Geschäft kommen und hat uns verteidigt, dass wir immer so zuvorkommend g’wesen san und so. Da hat er ma zwanz’g Schilling in die Hand druckt und hat ma g’sagt, i soi mi schleichen, aber schnell a no. Na, und des hab i g’macht, weil zwanz’g Schilling war’n mehr, als i g’hofft hab. Seitdem samma eam nimma begegnet, dem feinen Herrn Guschlbauer.“
„Und hat die Kati Ihnen etwas über Guschlbauer erzählt?“
Die Seiler schien einen Moment zu zögern. „Eigentlich ned. Wir ham selten über die Arbeit g’red’t.“ Sie rückte ein Stückchen vom Tisch ab und schlug die Beine übereinander, sodass dabei ihr rechtes Knie sichtbar wurde. Bronstein trank den Rest seines Kaffees und steckte sich eine weitere Zigarette an. Dabei versuchte er, seine Gedanken zu ordnen. Die Parallelen zur Darstellung der Gindl waren evident, das Bild von Guschlbauer verfestigte sich immer mehr. Aber das brachte ihn der Lösung des Falles keinen Schritt näher. Während er den Rauch ausblies, überlegte er, welche Fragen er jetzt noch stellen musste und welche er noch stellen konnte.
„Wie eng sind Sie mit der Kati eigentlich befreundet?“, fragte er dann.
„Eigentlich eh recht eng. So eng, wie man’s halt sein kann, wenn man quasi Tür an Tür wohnt. Man trifft sich in derWaschküche, im Mistraum, in der Leihbücherei. Man kommt ins Reden, man ladt sich gegenseitig auf einen Kaffee ein, und auf jo-na is’ ma befreundet, ned.“
„Sie sagten, die Kati ist erst achtzehn. Wie hat die hier eine Wohnung bekommen?“
„Die Wohnung g’hört eigentlich wem anderen. Dem Lebensgefährten von ihrer Cousine, bei der sie z’erst g’lebt hat, gleich, wie s’ aus Oberösterreich da her nach Wien kommen is. Die Wohnung dort war ziemlich klein, und so war’s für das Paarl weit praktischer, er zieht bei ihr ein und die Kati da. So war des.“
Bronstein nickte. Das klang plausibel. Doch warum kam ein so junges Mädel überhaupt nach Wien?
„Warum ist die Kati überhaupt nach Wien gekommen?“
Es war die Breuer, die antwortete: „Sie wollt’ Schneiderin lernen. Und ihr’ Mutter war mit einer Schneiderin in Ottakring bekannt, dort hat die Kati mit fünfzehn a Lehrstelle antreten. Und weil eben ihre Cousin’ scho da g’wohnt hat, is s’ bei der unterkommen.“
„Und warum ist die Kati dann keine Schneiderin mehr?“
„Wissen S’, was man als Lehrmadl verdient? An ranzigen Nasenrammel! Davon hat s’ ned leben können, und d’rum hat s’ des dann bleiben lassen. A Zeit lang hat s’ davon g’lebt, dass privat Kleider ausbessert und umg’schneidert hat, aber mit der Zeit hat s’ halt was Regelmäßiges braucht. Na, und da hamma ihr dann des vom Guschlbauer dazählt.“
„Stimmt des eigentlich, dass die Kati a Kind hot?“ Bronstein erinnerte sich daran, dass ihm diese Behauptung untergekommen war, und er versuchte sich verzweifelt daran zu erinnern, wer ihm davon erzählt hatte.
Die Seiler und die Breuer sahen sich einen Moment lang an und prusteten dann gleichzeitig los: „Die Schüller“, kicherten sie. Bronstein sah ratlos zwischen den beiden hin und her.Schließlich erbarmte sich die Seiler seiner: „Die Schüller is a alte Stammkundin vom G’schäft. Eigentlich echt nett, aber manchmal scho a bissl verwirrt. Die andere Verkäuferin, die nach uns ang’fangen hat, hat si hie und da von aner Freindin vertreten lossen, und die is amoi mit ihr’m Kind im G’schäft g’wesen, weil’s glaubt hat, sie muss aushelfen. Dabei war eh die Kati da, und just in dem Moment is die Schüller kommen und hat glaubt, des is der Kati ihr Bauxerl. Die Kati hat uns die G’schicht’ später derzählt, weil die Schüller war danach felsenfest davon überzeugt, dass die Kati des Schneidern wegen dem Kind sei lassen
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