Ezzes
gekommen?“
„Na über die Gemeinde. Die Gretl hat si, wie s’ zwanzig wur’n is, ang’meldet, und wie der Bau da fertig war, hamma einzieh’n können. Is zwar nur Zimmer, Kuchl und a Kamanetl, weu ja offiziell die Gretl allein einzog’n is, aber für uns reicht’s. Und büllich is a.“
Bronstein überlegte, ob er nun die Aufmerksamkeit der Breuer wieder auf die Hildebrand lenken sollte, als plötzlich das Klimpern von Schlüsseln zu hören war. „Des wird die Gretl sein“, sagte die Breuer nur und verschwand im Vorzimmer. Bronstein sprang auf und folgte ihr. Er wollte unbedingt vermeiden, dass sich die beiden vor der Vernehmung verabredenkonnten. Nur einen Augenblick später stand er in der Küchentür und sah, wie die Seiler vollbepackt mit Einkaufstaschen ins Vorzimmer trat. Die beiden Frauen küssten sich links und rechts auf die Wange, und die Breuer legte dabei ihre rechte Hand auf die linke Schulter der Seiler. Dann erst sagte sie, dass Besuch von der Polizei gekommen sei. Die Seiler stellte ihre Taschen ab und wandte sich Bronstein zu. „Guten Tag“, sagte sie knapp, während sie ihm ihre Hand hinhielt, die Bronstein automatisch ergriff. Während des Händedrucks gewann er einen ersten Eindruck von der Lehrerin.
Die Seiler trug einen recht kurzen Rock, ihr Oberkörper war von einer dünnen Sommerbluse bedeckt, durch den Bronstein die Umrisse eines Büstenhalters erkennen konnte. Ihre Haare waren walnussfarben und rechts gescheitelt. Eine vorwitzige Strähne hing der Seiler ins Gesicht und verdeckte ihr linkes Auge fast zur Gänze. „Auch Ihnen“, antwortete Bronstein endlich.
„Die Herren san wegen dem Guschlbauer da“, klärte die Breuer ihre Freundin auf.
„Wegen was sonst“, replizierte diese knapp und ging in die Küche, wo sie auf jenem Sessel Platz nahm, auf dem eben noch Bronstein gesessen war. Die Breuer folgte mit den Einkaufstaschen und begann, die Lebensmittel zu verstauen. Die Seiler nahm aus der Zigarettenschachtel der Breuer eine Zigarette, förderte aus der Tischschublade eine Packung Streichhölzer zutage und zündete die Zigarette an.
„Alsdern, was woin S’ wissen von mir?“
Bronstein stand ein wenig verlegen im Raum und wusste nicht, wo er sich nun hinsetzen sollte, da der zweite Stuhl jener von der Breuer gewesen war. Pokorny entging das Problem seines Chefs nicht, und so rutschte er ganz an die Wand, sodass Bronstein neben ihm Platz fand. „Erzählen Sie uns doch bitte mit Ihren eigenen Worten, wie das mit dem Guschlbauer war“, forderte er die Seiler auf. Dabei klebte sein Blick an ihrengrünen Augen, um festzustellen, ob sie die Breuer ansah. Er wollte unbedingt verhindern, dass es zwischen den beiden zu irgendeiner Art von Absprache kam, doch im selben Moment schien ihm sein Handeln auch schon wieder töricht, denn wenn die beiden Frauen wirklich in den Fall verwickelt waren, dann hatten sie schon eine Woche Zeit gehabt, sich eine gemeinsame Geschichte zurechtzulegen. Und so gesehen war es vielleicht schon fast wieder interessanter, herauszuhören, wie sehr sich ihre Schilderungen deckten, um eben auf diese Weise allfällige Verdachtsmomente zu erkennen.
Und die Geschichte der Seiler unterschied sich kaum von jener der Breuer. Sie wählte hie und da andere Worte, aber die Quintessenz war dieselbe. Guschlbauer sei ein sehr geiziger Mann gewesen, der viele leere Versprechungen gemacht, dabei aber seine Beschäftigten kräftig ausgebeutet habe. Während er selbst an galoppierender Tachinose gelitten habe, sei es für ihn selbstverständlich gewesen, dass sich die beiden Frauen regelrecht zu Tode schufteten. Ihr sei schnell klar geworden, dass diese Stellung keine Zukunft hatte, und so hatte sie umso intensiver für ihr Lehrerinnendiplom gelernt, doch sei die Lage in der Greißlerei immer unerträglicher geworden. Die Zudringlichkeiten Guschlbauers habe man kaum ertragen können, und als er ihr eines Tages direkt auf ihre Brust gegriffen habe, da habe sie einen Rappl gekriegt und ihm einfach auf die Hand geschlagen. Keine fünf Minuten später sei ihr Dienstverhältnis beendet gewesen.
„Und was geschah dann?“, wollte Bronstein wissen.
„Na ja, die Kati hat dringend Geld gebraucht. Und wir haben ihr g’sagt, sie soll sich doch bei dem alten Lustmolch bewerben, der braucht jetzt dringend einen Ersatz, da kann s’ wahrscheinlich weit mehr verlangen als da irgendwo in Simmering. Wir haben gehofft, dass der nadige Hund si wenigstens ned an einer
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