Ezzes
sagte er dann.
„Jetzt weißt du ja, wo ich wohne. Ich komme jeden Werktag gegen zwei Uhr nachmittags nach Hause.“
„Apropos zwei Uhr. Wie spät hamma denn?“
„Vier wird’s in einer Viertelstund’.“
„Dann muss ich wohl gehen, wenn ich den Pokorny noch erwischen will.“
Jelka nickte ein weiteres Mal.
„Aber ich darf dich besuchen?“
„Wann immer du willst.“
Bronstein beugte sich vor und drückte Jelka einen Kuss auf die Stirn. „Du bist leiwand“, meinte er und drehte sich dann abrupt zum Fenster um, damit sie nicht sah, wie er sanft errötete. Er nahm einen weiteren Schluck aus dem Kaffeehäferl. Dabei fiel sein Blick auf die Straße zu seinen Füßen, und er sah dort die Seiler und die Breuer, wie sie zur Straßenbahn unterwegs waren. Was trieben die?
„Jelka, ich muss leider wirklich gehen. Jetzt sofort. Da unten sind meine Verdächtigen. Tut mir leid, ich komme in den nächsten Tagen wieder bei dir vorbei. … Nur auf einen Kaffee“, schickte er begütigend hinterher. Er küsste sie auf die Wange, legte ganz kurz seine Hand auf ihren Oberarm und glitt zur Tür. Wenige Atemzüge später stand er auf der Straße.
Er blickte sich um und entdeckte die beiden an der Straßenbahnhaltestelle Richtung Innenstadt. Sie waren offensichtlich in ein intensives Gespräch vertieft, was ihm entgegenkam, da so nicht die Gefahr bestand, von ihnen entdeckt zu werden. Er hielt sich an der nächsten Hausecke verborgen und wartete wie die beiden Frauen auf die Tramway. Als diese nach einigen Augenblicken in die Station einfuhr, konnte Bronstein beobachten, wie die Seiler und die Breuer in den Triebwagen stiegen. Er wartete noch einige Sekunden, dann setzte er sichin Bewegung und sprang auf den hinteren Waggon auf. Dem Schaffner hielt er nur gelassen seine Marke hin, dann begab er sich in den vorderen Bereich des Wagens und hielt durch die Glasscheibe Ausschau nach den Frauen.
Ihm war aufgefallen, dass sie zwei Rucksäcke mit sich führten, so, als ob sie sich auf eine Wanderung begeben wollten. Doch wer unternahm um vier Uhr am Nachmittag einen Ausflug? Hier steckte, das war evident, etwas anderes dahinter. Die Straßenbahn erreichte die Station Rennweg, und Bronstein, der damit gerechnet hatte, die beiden würden zur Endstation fahren, erkannte gerade noch rechtzeitig, dass sie ausgestiegen waren. Eilig sprang auch er auf die Straße, dabei bemüht, nicht entdeckt zu werden. Doch die beiden sahen nur noch vorne und querten die Kreuzung in Richtung jener Straßenbahnlinie, die den Gürtel entlangfuhr. Bronstein schlug einen anderen Weg ein und konnte sich der Station so von einem Winkel aus nähern, der für die Frauen uneinsehbar war. Das Spiel wiederholte sich. Sie saßen vorne, er hinten. Die Tramway passierte den Südbahnhof, den Südtiroler Platz und den Matzleinsdorfer Platz, und allmählich begann Bronstein zu ahnen, wohin ihn die Reise führen würde. Wenige Minuten vor 17 Uhr verließen die Breuer, die Seiler und er die Garnitur am Westbahnhof. Die beiden Frauen betraten das Bahnhofsgelände, er folgte ihnen in sicherer Entfernung.
Sie begaben sich zu einem Fahrkartenschalter, Bronstein studierte, dabei stets ein Auge auf die beiden Frauen habend, den Fahrplan. In Kürze würde ein Zug nach Salzburg abfahren, und Bronstein vermutete, am Schalter wurden eben Fahrkarten nach Wels erworben. Als die Seiler und die Breuer die Treppe hinanstiegen, die zu den Bahnsteigen führte, ging er zum Schalter, zeigte seine Marke und holte sich vom Beamten die Bestätigung für die Richtigkeit seiner These. Danach bat er ihn um ein Telefon, von wo aus er Pokorny anrief. Dem Beamten abertrug er auf, dafür zu sorgen, dass der Zug nach Linz nicht abfuhr, ehe er eingestiegen sei, und der Beamte leitete diesen Wunsch an das Zugspersonal weiter.
Zum Glück war Pokorny noch im Büro.
„Servus Oberst, du, der Guschlbauer hatte keine Erben, es ist auch nicht bekannt, dass er ein Testament hinterlassen hätte. Es ist also völlig offen, wer das jetzt alles bekommt. Ich …“
Endlich gelang es Bronstein, ihn zu unterbrechen: „Das ist alles sehr schön und gut, aber im Augenblick hamma andere Sorgen. Die Seiler und die Breuer sitzen im Zug nach Wels. Ich hab mich an sie drang’hängt und fahr da einmal mit. Schau ma, wo die uns hinführen. du haltst derweil in Wien die Stellung, ich meld’ mich wieder.“
„Heißt das, ich muss im Präsidium bleiben?“ Pokorny klang erschüttert.
„Vorerst bleibt uns
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