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Ezzes

Ezzes

Titel: Ezzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Pittler
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Aber“, und dabei sah sie ihm wieder direkt in die Augen, „auch sehr schön. Du warst so einfühlsam. So zärtlich. So ganz anders wie die anderen.“
    „Das bin ich heute noch“, bemühte sich Bronstein um Reputation.
    „Die meisten, die ich vor dir g’habt hab, war’n eigentlich ziemliche Versager. Die war’n kaum drinnen, war schon wieder alles heraußen. Und dann sind’s gleich abg’haut. Die haben keine Ahnung g’habt, was eine Frau braucht. Aber du …“, Jelka vollendete den Satz nicht.
    Bronstein war ganz nahe an sie herangekommen und fuhr ihr unsicher durch das Haar, um eine vorwitzige Strähne zu bändigen. Er wollte ihr sagen, dass er sie gern küssen würde, doch sie schien die Veränderung in seinem Gesichtsausdruck gar nicht bemerkt zu haben. „Ich weiß noch“, fuhr sie fort, wie du ihn damals rauszogen hast, damit du mir kein Kind machst. Ich war ganz baff, wie viele Hektoliter da aus deiner Nudel rauskommen sind. Ich hab g’laubt, das hört überhaupt nicht mehr auf. Du hast es echt notwendig g’habt damals, gell?!“
    Was heißt damals, dachte Bronstein und näherte sich abermals ihrem Gesicht. Schon schien ihm, als sauge er ihren Duft ein, seine Nase war keine zehn Zentimeter mehr von ihrer Wange entfernt. Ein schneller Sprung nach vorne, und er wäre am Ziel. Doch wie würde sie reagieren? Sie konnte ihn doch unmöglich abweisen, wenn sie schon so offen von seiner Nudel sprach. Das konnte doch gar nicht missverstanden werden, das war ohne Frage eine Einladung. Bronstein stellte fest, dass seine Hand praktisch schon bei ihrer Brust angelangt war, und er musste sich beherrschen, nicht den letzten Hauch eines Millimeters, der ihn noch von einer Berührung trennte, zu überwinden. Sein Blick suchte den ihren: „Ich würde dich gerne küssen“, flüsterte er mit heiserer Stimme.
    „Komm, David, sei nicht albern“, sagte sie und klopfte ihm neckisch auf die Finger, sodass dabei ihre Hand ihren Busen streifte.
    „Was soll daran albern sein?“ Bronsteins Tonlage hatte sich nicht geändert. Er sprach so leise, dass er sich selbst kaum hörte. „Ich liebe dich doch. Ich habe dich immer geliebt und tue es auch jetzt noch.“
    Jelka rückte ein klein wenig vom Tisch und damit von Bronstein ab. „Was is, is Hedwig Courts-Mahler jetzt Schulungsprogramm in der Kieberei?“
    Bronstein fühlte sich verletzt. Warum musste sie sein Werben so grob zurückweisen? „I moch kane Witz“, murmelte er und griff aus lauter Verlegenheit nach einer Zigarette.
    Jelka wurde sich offenbar bewusst, gar zu rüde gewesen zu sein. Abermals stupste sie ihn und bemühte sich dabei um ein aufmunterndes Lächeln: „Wir sind doch keine kleinen Kinder mehr, David.“
    „Wieso? Ist die Liebe nur etwas für Kinder?“ Bronstein bemühte sich nicht, seine Enttäuschung zu verbergen.
    „Schau“, nun war es Jelka, die Bronstein durchs Haar fuhr, „was war, das war. Das kannst du nicht wieder aufleben lassen. Das war der eine magische Moment, und wenn der perdu ist, dann kommt er nicht wieder.“
    „Was für eine ahistorische Betrachtungsweise ist denn das jetzt!“ Bronstein klang ehrlich empört. „Wenn das stimmen würde, dann hätte es nach 1905 kein 1917 geben dürfen. Dann hätte es nach 1848 kein 1871 geben dürfen, dann bräuchte die KPÖ nach 1918 in Österreich gar nicht mehr Politik machen.“
    Jelka riss die Augen auf: „Jetzt machst aber einen Spaß, oder?“
    „Wieso?“
    „Du kannst doch nicht ernsthaft historische Abläufe mit einer … mit einem Gspusi vergleichen.“
    „So“, erwiderte er schnippisch, „a Gspusi war ich für dich! Na servus Kaiser, jetzt kenn’ i mi aus.“
    Aus Jelkas Mund kam neuerlich ein helles Lachen: „Hörst, jetzt führst dich auf wie a gnädige Frau auf der Theaterbühne. Du weißt genau, dass ich das nicht so gemeint hab. Nur, zwischen einer Revolution und einer Liebschaft ist halt schon noch ein Unterschied, weißt.“
    „Nein“, entgegnete er immer noch eingeschnappt, „weiß ich nicht. Wenn man eine Revolution ein zweites Mal machen kann, dann kann man auch in der Liebe einen zweiten Versuch wagen.“
    „David!“ Jelka griff mit beiden Händen nach Bronsteins Wangen und zog seinen Kopf zu sich. Sie drückte ihm einen dicken Kuss auf die Nase, „Du bist so süß, wenn du so ein Einfaltspinsel bist.“
    „Einfaltspinsel? Des wird ja immer besser. Des is ka Larifari, was i da derzähl’. Ich mein’ das vollkommen ernst. Das ist Schicksal, dass wir

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