Fabelheim: Roman (German Edition)
Anscheinend hatten die Feen ihn im Garten zurückgelassen.
Sie flogen weiter durch den Wald, bis die Feen vor ihr plötzlich himmelwärts schossen. Kendras Eskorte folgte und stieg mit ihr fast senkrecht über die Baumwipfel nach oben. Kendras Mund wurde trocken, und ihr Magen wollte kurz rebellieren.
Und dann blieben sie in der Luft stehen. Kendra und ihre Eskorte schwebten über den Baumwipfeln und beobachteten, wie die anderen sich auf die Vergessene Kapelle stürzten. Kendra versuchte, sich von der Aufregung zu erholen und gleichzeitig zu verdauen, was unter ihr geschah.
Vier geflügelte Geschöpfe hoben sich den Feen entgegen.
Die riesigen Ungetüme waren mindestens drei Meter groß, mit rasiermesserscharfen Klauen und den Hörnern von Schafböcken. Einige Feen lösten sich aus der Hauptgruppe, um sie abzufangen. Die geflügelten Bestien schlugen mit Flügeln und Klauen nach ihnen, aber die Feen wichen ihnen geschickt aus und schnitten ihnen mit wenigen Hieben die Flügel ab, so dass sie zu Boden stürzten.
Etwas blitzte in Kendras Augen auf. Die Sonne lugte über den Horizont. »Kommt«, sagte Kendra zu ihrer Eskorte.
Die Feen tauchten ab. Kendra spürte, wie ihr der Magen in die Kehle stieg, als sie auf die Kirche zustürzten. Menschengroße Kobolde quollen aus dem Eingang, schüttelten die Fäuste und zischten die herannahenden Feen an. Viele der Feen warfen ihre Waffen beiseite und flogen direkt auf die Kobolde zu, umfingen sie in einer grimmigen Umarmung und küssten sie auf den Mund: In einem Feuerwerk von Funken verwandelte sich jeder Kobold, der geküsst wurde, in eine menschengroße Fee!
Kendra sah, wie die silberne Fee mit dem blauen Haar einen fetten Kobold küsste. Der Kobold verwandelte sich sofort in eine rundliche Fee mit kupferfarbenen Flügeln. Als die silberne Fee davonglitt, stürzte sich die rundliche Fee auf einen anderen Kobold und zwang ihm einen Kuss auf, und in einem Blitz verwandelte sich der Kobold in eine dünne, asiatisch aussehende Fee mit Kolibriflügeln.
Die Feen strömten in die Kirche. Die meisten machten sich nicht die Mühe, durch die Tür zu fliegen. Sie flogen durch die kaputten Fenster oder ließen sich durch das löchrige Dach fallen.
Kendras Eskorte brachte sie zu einem Loch im Dach.
Sie sah die Feen Kobolde küssen und jede Menge abscheulicher Bestien vor sich hertreiben. Eine Fee schleuderte mit einer goldenen Peitsche ein krötenartiges Monstrum geradewegs durch die Wand. Eine andere ergriff ein haariges Wesen an seiner Mähne und warf es aus einem der Fenster. Eine graue Fee mit Mottenflügeln trieb einen muskulösen Minotaurus mit heißem Dampf aus der Spitze ihres Zauberstabs vor sich her und zur Kirchentür hinaus. Viele der Ungeheuer ergriffen freiwillig die Flucht vor der furchtbaren Feenstreitmacht.
Andere nahmen den Kampf auf.
Ein dämonischer Zwerg, dessen ganzer Körper mit schwarzen Schuppen bedeckt war, sprang durch die Kirche und richtete mit seinen zwei Schwertern großen Schaden an. Viele Feen wurden von den durch die Luft peitschenden Tentakeln eines rasenden Monsters getroffen, das aussah wie eine Kreuzung zwischen einem Bär und einem Kraken. Eine andere Kreatur spie Schleim in die Luft. Sie hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit einer großen Schildkröte ohne Panzer. Ihr Körper war eine ungestalte Masse mit einem langen Hals. Mehrere Feen, denen ihr klebriger Schleim die Flügel verklumpt hatte, stürzten zu Boden.
Doch die Feen gingen unverzagt zum Gegenangriff über. Die untere Hälfte des Zwergs wurde in Stein verwandelt. Der Krakenbär trat den Rückzug an, nachdem ihm die Tentakel abgetrennt worden waren. Und ein Strom von Wasser spülte schließlich auch die schmierig-schleimige Kreatur fort. Einige Feen kümmerten sich um die Verletzten in ihren Reihen, heilten Wunden und wuschen den Schleim ab.
Nachdem das Kirchenschiff monsterfrei war, drangen die Feen durch die Tür in den Keller vor.
»Bringt mich in den Keller!«, rief Kendra. Ihre Eskorte gehorchte sofort und riss sie mit sich durch die Kirche zur Kellertür. Auf der Treppe mussten die daunige Fee und die Albinofee ihre Flügel anlegen, blieben aber weiterhin an ihrer Seite.
Der Keller war größer geworden. Er war jetzt länger, breiter und höher als zuvor.
Die Nische am anderen Ende war ebenfalls vergrößert worden und inzwischen vollkommen frei von verknoteten Seilen. Der Keller war auch nicht mehr so hell beleuchtet wie davor, doch erhellten die Feen ihn jetzt mit
Weitere Kostenlose Bücher