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Fado Alexandrino

Fado Alexandrino

Titel: Fado Alexandrino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: António Lobo Antunes
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Telefon, fragten, horchten, antworteten, riefen finstere Informationen in den Salon, die Bankangestellten verwehrten den Direktoren den Zutritt, das Militär habe die Gebäude besetzt, richtig finstere Typen wühlten in den Schubladen, durchstöberten Papiere, suchten mit wachem Ohr das Geheimnis der Tresore, Ich habe nur ein leichtes Brennen, Herr Oberstleutnant, sagte der Funker, der bei einem drallen Mädchen in Badeanzug mit einer rosa Schleife an der Stirn Zigaretten kaufte, aber vielleicht habe ich ja eine verstopfte Blase, Der arme Né, klagte die winzige Tante, die haben ihn gezwungen, in einem dreckstarrenden Verlies zu schlafen, Aber es wurde doch gar keiner festgenommen, Herr Leutnant, protestierte der Soldat, aber das wurde doch erst viel später gemacht, wieso hat denn die Familie Ihrer Frau einen solchen Unsinn erfunden? Weißt du, ich bin nicht immer gut drauf, erklärte er Ilda, wenn du wüßtest, was ich in letzter Zeit alles an der Hacke hatte, Mariana weinte vor Hunger, andere weinende Kinder wuselten ihm zwischen den Beinen
herum, die Tochter der Nähfrau spähte, einen Arm in Gips, durch eine Gardine auf das Durcheinander im Salon, die Dienstmädchen servierten, von Sessel zu Sessel gehend, Tee, Inês’ Mutter bot ihren Freundinnen das Röhrchen mit den Beruhigungsmitteln an, Wie morgens alle widerlich und alt aussehen, dachte ich überrascht, wie doch das Haus einem Hühnerstall in Panik gleicht, fünf oder sechs Meter von uns entfernt, begannen sie von ein paar trockenen Baumstämmen, einigen Büschen aus zu schießen, so nah, daß man ihre Kampfanzüge und Gesichter, die blitzschnellen, roten Flammen der Läufe erkennen konnte, wir schubsten uns gegenseitig, sprangen, fielen von den Lastwagen auf den Sand des Waldweges, versuchten unter die Wagen zu robben, ein paar Typen reglos auf dem Rücken und mit offenem Mund, Von jetzt an werde ich mehr freie Zeit haben, das verspreche ich, wir sahen einander entsetzt an, das Maschinengewehr oben auf dem Minensuchwagen tackerte dieses Tohuwabohu, diesen Wahnsinnsaufruhr, dieses Wahnsinnsdurcheinander zusammen, der Funker suchte die Frequenz des Bataillons, Sie hatten den Kopf verloren, erklärte der Leutnant dem Soldaten, im Grunde fühlten sie sich unendlich schuldig, weil sie reich waren, im Grunde waren sie mit sich selbst nicht im Frieden, im Grunde war nicht einmal ich im Frieden mit mir selbst.
    – Wahrscheinlich liegt das daran, daß ich alt bin, sagte der Oberstleutnant, daß ich aus dem Champagneralter raus bin.
    Die Haut des Meeres wirkte wie die gespannte Haut eines Ballons, als ich im Hof mit Inês’ Vater darauf wartete, daß der Fahrer den großen Wagen von der anderen Seite des Hauses brachte. Es roch nach der nassen Erde in den Beeten und nach der Flasche Brandy oder Cognac in der Jackentasche des Alten mit den vor Erschöpfung und Müdigkeit geschwollenen Augen, der von den Schreien seiner Frau aus der Ruhe des Fernsehens gerissen worden war. Über dem Leutnant, im ersten Stock, summten besorgte Gespräche von Leuten, sie wurden festgenommen, wurden nicht festgenommen, ich werde das Schiff, das Grundstück im
Algarve, die Wohnungen, den Schmuck, die Nerze so schnell wie möglich verkaufen, und die Heckenschere schnitt ihnen die Hälse und die Buchsbäume ab, tack tack tack, rund ums Gras herum, und die von den Körpern getrennten Köpfe redeten alleine immer weiter, bis sie langsam mitten in einem Satz verstummten wie erschöpfte Motoren, und wenn sie uns nicht heute ins Gefängnis werfen, tun sie es morgen oder danach, hast du noch Illusionen, daß das so bleibt?, der Schwiegervater rieb, der Aufregung, dem Geschrei, der Angst, dem Lärm der Autos, die ununterbrochen abfuhren und ankamen, gegenüber gleichgültig, die Hände, betrachtete mit hohlen Augen das weißliche Band des Meeres, hustete leicht und vorsichtig, als wäre seine Bronchitis aus Glas, sie halfen dem Fahrer, den Kofferraum mit Gepäck zu füllen, Im Ernst, Ilda, wir werden uns häufiger sehen, im Ernst, du hast mir gefehlt, Ilda, im Ernst, wir werden die Wochenenden auswärts verbringen, und ihre kleinen ungläubigen Augen, ihre mißtrauischen Äuglein, ihre Äuglein, die nachgaben, die einwilligten, die sich begeisterten, meinen Körper auf deinem ausstrecken, mir an deinen unerwarteten Ecken weh tun, an den unerwarteten Knoten deiner Knochen, in dich mit blinder Hast eindringen wie ein Arm in einen endlosen Ärmel, Inês’ Vater sagte, Danke, Augusto, das wäre

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