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Fado Alexandrino

Fado Alexandrino

Titel: Fado Alexandrino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: António Lobo Antunes
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Santo Amaro unter einer Decke aus
Möwen mit kleinen, mißtrauischen, scharfen Augen wie Essigflaschensplitter, Möwen, die ihre Flügel ausbreiteten, Algen, Stroh, Röhricht pickten und alle zugleich aufflogen, um der in einer Kurve verlaufenden Spur eines Fischkutters zu folgen, links das Motel von Oeiras, wo der Mann am Empfang, der in derselben Druckerei wie sein Vater gearbeitet hatte, mit komplizenhaftem Augenzwinkern die Personalausweise übersah und ihm hinter dem Rücken der Eigentümer heimliche Nachtstunden mit Ilda in Zimmern ermöglichte, die zum Tejo hinausgingen (wir im Bett bei offenem Fe nster, das Wasser zu unseren Füßen, und das Ticktack deiner Armbanduhr, die mir den Rücken umarmte, und das unbequeme Zuviel an Knochen deines Körpers, und am Ende stets der Ekel der Enttäuschung, die verschwitzten Leiber, die sich voneinander lösen, die schnelle Dusche, dich um zwei oder drei oder vier Uhr morgens zu Hause absetzen, zur Rua da Mãe-d’Agua zurückkehren, ohne ein Streicheln, ohne einen Kuß, ohne die geringste Lust, dich anzufassen, allerhöchstens mit den Lippen über deine Stirn zu streichen, Wir sehen uns nachher in der Bank, bis dann, und auf den Papiermond der Lampe stoßen, der langsam über dem Tisch kreist, von Inês’ Schlaf und von dem leichten, säuerlich kühlen Windzug von der Veranda her, vom riesigen, angestrahlten Brunnen angeweht, der mit seinen Granitumrandungen in die Wohnung dringt, und weiter oben rauscht der Príncipe-Real-Park in der Dunkelheit mit den Blättern), und kurz darauf Carcavelos, in den Ort abbiegen, über winzige Plätze, weiter hinauf, um das erste Schild, das zweite Schild herumfahren, weiter geradeaus, das weiße quietschende Tor aufmachen, und die Schäferhunde sprangen vor den Wagen, japsten, bellten, drückten Pfoten und Schnauzen an die Scheiben, erschreckten Mariana, die vor Angst schrie, Aus, Miúda, aus, Roy, aus, Bruce, und verschwanden dann holterdipolter, einander beißend im Trab in den Buchsbäumen bei der Garage, in den Lauben und Kletterpflanzen des Gartens, mehrere Wagen waren vor dem Haus geparkt, Umrisse glitten auf der anderen Seite der Fenster lautlos dahin (Ilda mit
geschlossenen Augen auf den Bettüchern liegen lassen, schnell los, um mich zu waschen, den Wasserhahn des Bidets aufdrehen, mich rittlings auf das Porzellan setzen und energisch Hoden und Penis einseifen), er machte die hintere Tür weit auf und schnallte die Tochter vom Sitz ab (Ilda steckte sich eine Zigarette an, rauchte, dachte an wer weiß was), Inês nahm den Weidenkorb und machte sich, ohne auf ihn zu warten, zur Türglocke unter dem Vordach auf (rauchte und verabscheute mich, Herr Hauptmann, verabscheute mich langsam, eingehend, prüfte meinen nackten Körper mit unbarmherzigen, matten kleinen Pupillen, die keine Zärtlichkeit, kein Gefühl zeigten), der Klang hallte riesig in einer Wüste aus Porträts und Möbeln wider (große, beleuchtete Schiffe überquerten meinen Bauch, durchquerten die Nacht), die unsympathische Angestellte in Schürze und gestärktem Kragen, die ihm niemals auch nur die geringste Aufmerksamkeit geschenkt hatte und für die ich überhaupt niemals existiert habe, zog eine Art Grimasse, Hallo, Hilária, Hallo, gnädiges Fräulein, warum zum Teufel hat mich diese Zicke nicht begrüßt, Herr Hauptmann, redete sie nicht mit mir, warum zum Teufel musterte sie mich so, wissen Sie, ganz unverhohlen, als würde sie einen Bettler oder einen unwichtigen Geist sehen (ich knöpfte das Hemd zu, zog die Strümpfe an, zog die Hosen hoch, und da war ein Schiff an meinem Ellenbogen und jetzt ein Fischkutter auf deinem ernsten Gesicht, du haßt mich, da gibt es keinen Zweifel), Perserteppich auf Perserteppich im Flur, Marmorfliesen, Bilder, Schubladenschränke aus dem achtzehnten Jahrhundert, Porzellan, komplizierte Silbergegenstände in Vitrinen, ein Radioapparat, der Geschrei und Militärmärsche ausstieß, in der Ferne Stimmengewirr (Du weißt bestimmt, daß ich dich eines Tages verlassen werde, daß ich demnächst eines Morgens aufwache und mich ekele vor deiner Magerkeit, deinen Pickeln, deinem fehlenden Busen, deiner bitteren Resignation der Potthäßlichen, daß ich dich unweigerlich gegen eine Schreibkraft mit dicken Titten oder eine rotblonde, rührend blöde Sekretärin mit langen, schönen Beinen eintauschen werde),
der Schwiegervater des Leutnants verflüchtigte sich, die Hände unterm Kinn, auf seinem üblichen Sessel vor dem üblichen

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