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Fado Alexandrino

Fado Alexandrino

Titel: Fado Alexandrino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: António Lobo Antunes
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Bakelitwaffe behinderte, nervös, besorgt schnell ein Taxi, bevor die Bank zumacht. Man konnte ein Stückchen Fluß erkennen, einen rostigen Tanker, den nunmehr wolkenlosen, methylenblauen Frühlingshimmel und die Tauben, die von Kirche zu Kirche flogen. Der Wergbart des Cellisten wogte biblisch vor den Schaufenstern der Drogerien und den narbendunklen
Tresen der Tavernen, wo undeutliche Gestalten sich bewegten, als würden sie schwimmen, Olavo zahlte den Fahrer, der im Spiegel mißtrauisch die Mischung aus Taucher und Kanonikus der Kathedrale beäugte, die die falschen Haare des Schnurrbarts, die ihr in den Mund gerieten, wieder herauspustete, und dann standen wir fünf allein in einer Straße mit Straßenbahnen vor einem Haus, das sich, von einem Gerüstgitter gestützt, im Bau befand, und zu beiden Seiten Mauern von Landgütern oder Fabriken, Eisenportale, Ananasse aus Stein, kleine Gebäude, verstohlene Lädchen, ein Goldschmied, eine Kurzwarenhändlerin, ein Beerdigungsunternehmen in einem Eckhaus voller Wachsengelchen und Särge.
    – Die Hunde, diese Mistviecher, diese Mißgeburten, diese Hurensöhne von Hunden, sagte der Oberstleutnant, während er im Champagnerglas die elende Kaserne von Mosambik betrachtete (die Bäume des Busches zitterten in seinen Augen, und die Nähe des Todes färbte ihm die Zähne schwarz). Wir hätten alle Hunde erschießen sollen, als wir von dort weg sind, hätten allen die Hälse durchschneiden, die Bäuche aufschlitzen sollen. Sie näherten sich uns langsam, leckten uns die Beine, die Hosen der Kampfanzüge, die Segeltuchstiefel, folgten uns humpelnd einige Meter weit, unterwürfig und servil, entfernten sich wieder, ohne zu bellen, ohne zu protestieren, zogen ihre Schenkel und die kraftlosen Hinterteile nach, rollten sich beim Fahnenmast zusammen, starrten uns klagend mit den großen braunen Augen ohne die Kronen von Wimpern an, während der Angriffe preßten sie ihre knochigen Bäuche gegen den Bauch der Erde, und in den Pausen zwischen den Explosionen hörten wir sie leise wimmern wie die verwundeten Soldaten und die Vögel der Nacht, wir hörten, wie sie genau wie wir vor Angst urinierten: Herr Oberstleutnant, Sie haben recht, bekräftigte der Leutnant, wir hätten sie alle erschießen sollen, als wir weggegangen sind, sie und uns auf dem Schiff, das voller gealterter, erschöpfter, von Rose, Rotwein, Martini, Bier betrunkener Soldaten auf dem farblosen Wasser nach Lissabon schaukelte.

    Hin und wieder stach ihnen durch eine Mauerlücke der urinhaltige Atem des Flusses chlorwasserstoffhaltig in die Nasen, und sie gingen ein wenig aufs Geratewohl durch die beinahe menschenleere Straße auf der Suche nach dem idealen Wagen für den Banküberfall, probierten Türgriffe aus, die sich nicht öffnen ließen, Dreiecksfenster, die man nicht aufbrechen konnte, hermetisch geschlossene Motorhauben, waren schon verzweifelt, fluchten bereits, schimpften bereits, versetzten den Kotflügeln und Reifen ärgerliche Fußtritte, der Cellist beschimpfte aus dem Tunnel seines biblischen Bartes heraus ein paar alte Damen, die sie, starr vor Schrecken wegen Dálias Flüchen, ängstlich betrachteten, eine Straßenbahn verschwand bimmelnd mit einem hohläugigen Fahrer und einigen undeutlichen Gestalten an Bord, Scheiße, Scheiße, verlor Olavo die Geduld, während er die Plastikmaschinenpistole unter der Jacke zurechtrückte, sie versuchten es ergebnislos in zwei schräg einmündenden Querstraßen, auf einem kleinen Platz mit einem wasserlosen Brunnen, einer Gasse, die unvermittelt an einer Treppe endete, die zu einer weiteren, gewundenen Gasse führte, Langsamer, protestierte keuchend der Alte, ihr bringt mich noch um, ich nehme Herztabletten, unendliche, schmerzliche von Dálias Raserei unterbrochene Minuten, und da kam endlich der riesige, majestätische, gelbe, mit Stoßstangen und Scheinwerfern gespickte Jaguar, der vor ihnen neben einer Lattenbank hielt, der glatzköpfige Kerl, der darin saß, hupte zu irgendeinem Gebäude, Olavos schneller, gezischelter Ausruf, Nehmt den da, aber dalli, der Cellist kämpfte, dabei Knöpfe abreißend, mit der Soutane, zielte mit der Plastikpistole auf die verblüfften Backen des Fahrers, Mach, daß du da rauskommst, Bourgeois, es lebe die Marxistisch-leninistisch-maoistische Organisation Portugals, der Alte setzte sich flink hinters Lenkrad, griff sich an die Brust, probierte nervös die Gänge, die Scheinwerfer, die Pedale aus, gab plötzlich Gas, die Genossen

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