Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fado Alexandrino

Fado Alexandrino

Titel: Fado Alexandrino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: António Lobo Antunes
Vom Netzwerk:
ist sie noch immer hier, Die Birnen zum Nachtisch am Ende des Abendessens, erklärte ich, du hast die Fischreste mit dem Messer zur Seite, an den Tellerrand geschoben, hast nie zu uns herübergesehen, hast nie etwas gesagt, hast gelächelt, und die Jahre rollten in meiner Erinnerung zurück, und die Zeiten fingen an, sich wirr in meinem Kopf zu vermischen, Ankunft aus Mosambik, Dona Isaura, die Abendschule, das Haus meines Vaters in Buraca, deine Ironie, deine amüsierte Gleichgültigkeit, was mich betraf, der Mulatte mit der Sonnenbrille und dem Hawaiihemd, der mich stumm von der Schwelle aus betrachtete, das so unbarmherzige und so schnelle Vorübergehen der Monate, was für ein Scheißleben, was für ein kompliziertes Leben, finden Sie nicht auch, Herr Hauptmann?, wie einfach und klar wir uns alles vorstellten, als wir aus dem Krieg zurückkamen, Noch ein Karton, Dália? fragte der dünne Typ hinter unserem Rücken mit kleiner Kükenstimme, Die Birne? der Fisch? wiederholte Odete suchend mit gerunzelter Stirn, der Kerl drückte die Büste des Glatzkopfes gegen seine Brust wie ein Pater seine Hostie und sah ihn immer wieder mit dem ekstatischen Ausdruck eines Betbruders an, Die Birne? der Fisch? meine Mutter? runzelte Odete verständnislos die Stirn, Schmeiß diese Schlampe raus, Abílio, befahl im Schlick seiner Spucke schlitternd der unsichtbare Alte vom Ende des Flurs, ich
will diese Hure nicht eine Minute länger hierhaben, der, der sie Dália nannte, wich angstvoll zurück, zog sich mit der Fratze auf die Diele zurück, Dann nehmen Sie auch gleich den Koffer mit, schlug ich vor, Sie sind doch wohl nicht hergekommen, um noch mehr mitzunehmen? Schaffst du es, Olavo, fragte Odete, kannst du das alles tragen, oder brauchst du Hilfe?, und durch das Fenster die Hühner und durch das Fenster die Kohlpflanzen und durch das Fenster die kleinen, mit Bretterverschlägen voneinander abgetrennten Gärten, Brunnenkresse, Tomaten, Petersilie, Kartoffeln, hier und dort ein mickriger Zitronenbaum, Vogelscheuchen aus Sackleinen, Wäsche an der Leine, Katzen, Olavo versenkte den allerheiligsten Glatzkopf in der Tasche (die Tonpupillen spähten uns mit Elan über den Stoffrand an) und zog den Koffer mit beiden Händen wie einen Korkenzieher aus dem Zimmer, ohne Bücher und Hefte und Stifte kam es mir genauso nackt wie das Antlitz eines Blinden vor, Odete stand auf, und ihr Körper war tatsächlich breiter geworden, und die Schenkel weiteten sich fächerförmig gleich unter dem festen Ring der Taille, die Asthmapumpe pfiff ununterbrochen, ein Hund heulte in der Gasse, Ich habe noch ein Foto von Ezequiel in der Handtasche, gestand Odete, trotz allem sah er dir ähnlich, und der Soldat dachte, Jetzt ist es soweit, Scheiße, jetzt ist es soweit, gleich kann ich mich nicht mehr auf den Beinen halten, verdammt, gleich breche ich wie ein Waschlappen zusammen, aber noch war es nicht soweit, noch brach ich nicht zusammen, Herr Hauptmann, und noch hielt ich mich, ein paar Stückchen Tesafilm, ein paar Heftzwecken und ein paar Postereckchen klebten noch auf dem Putz, ein halbes Dutzend Bücher, das eine oder andere geöffnete Heft mit dem Eiter seiner Buchstaben, ich grub mit aller Kraft die Fingernägel in die Hände und steckte die Hände in die Taschen, um mich besser festzuhalten, versuchte zu lächeln, indem ich das Gesicht runzelte, die Falten am Mund auflöste, die Mundwinkel nach oben zog, Erinnerst du dich nicht mehr daran, wie es einmal war, Odete, erinnerst du dich schon nicht mehr an dein Leben hier zu Hause?,
Gibst du ihr nun einen Tritt in den Hintern, oder muß ich selber kommen? brüllte Onkel Ilídio von fern, mitten in die Werbung im Fernsehen und seinen schlammigen Husten hinein, Olavo mußte inzwischen draußen auf sie warten, lila vor Anstrengung den Kram in einen gemieteten Dreiradwagen stopfen, sich an den Lenker setzen, den ersten Gang einlegen, ungeduldig aufs Gas drücken, Ezequiel ist gestorben, Odete, anwortete ich mühsam, mich interessieren die Lebenden mehr, und ein weißer kleiner Sarg mit ziselierten Ringen ging schräg durch meine Gedanken, der Pater, die Neugier der Nachbarn, die langsame Reihe Taxis, die dem Leichenwagen auf dem Weg zum Friedhof folgte, schwitzige Handflächen, schwitzige Küsse, schwitzige Blumen, die merkwürdig hohle Erleichterung danach, Und warum hast du sie nicht gleich rausgeworfen? fragte der Leutnant, Ezequiel ist tot, du interessierst mich sehr viel mehr, warum bist du nicht

Weitere Kostenlose Bücher