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Fado Alexandrino

Fado Alexandrino

Titel: Fado Alexandrino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: António Lobo Antunes
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zur bedeutungslosen Frau des Obersten hin intimes Lächeln ab, der sich seinerseits mir zugewandt hatte, hochfahrend, feierlich, majestätisch, aus einem einzigen Guß wie die Statuen auf den Prozessionsgerüsten, Und ich wünsche Ihnen, Herr General, allen erdenklichen Erfolg bei der Ausübung Ihrer dornenvollen Aufgabe, Ein hervorragender, durch tausendfältige Erfahrungen gestählter Offizier, Ein Mann des Krieges und des Salons, Die Ausbildung der zukünftigen militärischen und zivilen Führung unseres Vaterlandes beaufsichtigen, Diese Schule mit jahrhundertealter Tradition, Dutzende und Aberdutzende illustrer aus ihr hervorgegangener Söhne beweisen das unverbrüchliche Niveau eines Unterrichts, der seit Jahrzehnten hier praktiziert wird, Edite befächelte sich mit dem Fächer, meine Mutter flüsterte mir immer wieder Eine Eselei nach der anderen, Artur ins Ohr, heute abend gehst du zur Strafe ohne Abendessen ins Bett, mit Orden gespickte Brüste, Schirmmützen, Trommeln, Trompeten, die Parade unzähliger kleiner Leierkastenäffchen mit Gewehr über der Schulter, wo
zum Teufel ist die volle Flasche Gin, die ich in der Badewanne gelassen hatte?
    – Und Sie sind mit ihr ins Kino gegangen, Herr Oberstleutnant? interessierte sich der Leutnant, hatten Sie keine Angst vor Ihrer Frau, Herr Oberstleutnant?
    – Das Haus ist einfach entzückend, gackerte die Parfümwolke, indem sie den riesigen Fünfzehntausend-Escudo-Ring auf den beunruhigten Arm von Oberst Ramos legte. Mit einem kleinen femininen Touch hier und dort, Blumen, ein paar Deckchen, ein bißchen Nippes, ein paar Fotos, Sie werden sehen, es wird im Handumdrehen ganz wunderbar werden.
    – Ich habe sie nicht angerührt, Herr Kommandeur, schwor der Soldat, Sie brauchen mich nicht so anzugucken, ich trinke seit drei Uhr morgens nur noch Tresterschnaps.
    – Wenn mein Hund noch einmal krank werden sollte, klagte das substanzlose Stimmchen der grünen Freundin am anderen Ende des Wohnzimmers, ehrlich, dann weiß ich nicht, was ich mache. Bei diesem Veterinär bekomme ich demnächst noch einen Herzinfarkt.
    – Um elf, spätestens um zwölf bin ich im Bett, Mutter, rief das Mädchen ins Telefon. Versprochen.
    – Natürlich nicht in eines dieser Premierenkinos, in denen man in der Pause kompromittierend auf bekannte Gesichter stößt, Freundinnen von Edite, Besuche von zu Haus, meinen Schwager, der verblüfft mit runden Augen vergebens versucht, so zu tun, als wäre nichts, sondern in ein verborgenes Stadtteilkino an der Praça do Chile voller Arbeitsloser und Spucknäpfe aus Metall, einen uralten, total zerkratzten Film ansehen, eine turbulente Musikkomödie in Farbe, da erschien ein gut angezogener Typ mit Fliege und sang und zack, wechselte man zu einer Tanzszene, der Lichtkegel des Projektors hüpfte, als wanderte er aufs Geratewohl in der Kabine herum wie eine Kutsche über einen engen, steilen Weg, die Sitze rochen unangenehm nach Plastik, die Zuhörer stampften empört mit den Schuhen auf den Boden, zwei
alte Frauen, die die Köpfe zusammengesteckt hatten, lasen sich gegenseitig mit gleichförmiger Diktatstimme die Untertitel vor, ihr Ellenbogen berührte meinen und zog sich zurück, der glatte Duft der Beine, des Bauches, des Körpers, ich näherte mich blind dem Knie, zitterte vor Anspannung und Angst, achtzehn, von wegen, mindestens neunzehn, zwanzig, das Mädchen bewegte sich gelangweilt auf dem Sitz, Sie hat die Nase bereits voll, dachte der Oberstleutnant voller Panik, es tut ihr leid, mit mir gekommen zu sein, ein Feuerwehrmann, der im Mittelgang stand, schneuzte sich jede Minute, und sein Beil glänzte wie ein Goldzahn, Welche Entschuldigung soll ich zu Hause vorbringen? fragte er sich, während er sein Knie ein bißchen weiterrückte, wo habe ich die Nacht verbracht? eine Versammlung, ein Notfall, eine Anordnung des Ministeriums, ein drohender Staatsstreich?, der Ellenbogen berührte ihn wieder, diesmal kräftiger, und er zog sich ein ganz klein wenig zurück, der Typ mit der Fliege küßte eine Dame in silbrigem Kleid und einem Pelzmantel hingebungsvoll auf einer Terrasse, das Knie fand endlich den Widerstand eines Schenkels und hielt inne, die Sohle des Mädchens trat ihn leicht, der Kopf neigte sich zu seinem Hals, und die Intensität des Aromas nahm zu, achtzehn Jahre, denkste, Onkel Pinto, dreiundzwanzig oder vierundzwanzig in etwa und mehr Erfahrung in diesen Dingen als ich, ich möchte fast wetten, daß der Anruf bei der Mutter gespielt

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