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Fado Alexandrino

Fado Alexandrino

Titel: Fado Alexandrino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: António Lobo Antunes
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war, ich möchte fast wetten, daß es ein geheimes Zeichen für irgendeinen kleinen Zuhälter war, er tastete nach ihrer Hand und drückte ein schlaffes, glitschiges, feuchtes Bündel Finger, er drehte ihr Kinn zu sich, um sie zu küssen, und streifte mit dem Mund über die fettigen Schuppen der Stirn, Wie ihre Brüste wohl sind, dachte der Oberstleutnant, wie sie wohl nackt ist, wie viele Liebhaber sie wohl schon gehabt hat, wie viele Abtreibungen sie wohl schon gehabt hat, und da hörte der Film auf, die Lichter gingen an, eine Werbetafel kam langsam von der Decke herunter und bedeckte die Leinwand, Autowerkstätten, Optiker, Beerdigungsunternehmen, Restaurants, Immobilien Avenida, Herrenschneider,
Musikinstrumente, Gebrauchtwagen, Pause, die Verkäuferin setzte sich gerade auf den Sitz, sie hatte eine winzige hellblaue Lackhandtasche in der Form eines Ziegelsteins, eine Strickjacke über dem Rücken und einen Ring mit ihren Initialen am kleinen Finger, vielleicht wohnte sie ja wirklich in Alcochete, vielleicht gab es ja die Mutter, vielleicht log sie mich ja nicht an, sie kamen im Schneckentempo in einer Schlange heraus, schauten die Schaufenster an, Kinderkleidung, Uhren, Haushaltsutensilien, Fotomaterial, kritische, kurzsichtige Objektiväuglein waren auf uns gerichtet, ein Haufen Filmliebhaber mit schlammigen Schuhspitzen trank an der Bar Café und kaufte Schokolade, eine Reihe ernster Käfer krabbelte ohne sichtbare Erleichterung die Treppen zum WC hinauf, das Mädchen zog eine Zigarette aus einem geflochtenen Strohetui, während der Oberstleutnant verzweifelt, ohne sie zu finden (Ich muß irgend etwas sagen, wir müssen über irgend etwas reden), nach den erlösenden Sätzen eines unmöglichen Gesprächs suchte, Nehmen wir unseren Perlmuttfasan mit, mein Schatz? schlug Edite vor, nehmen wir die indische Sammlung Elfenbeinelefanten mit?, Das Schwierigste sind die Eröffnungsworte, dachte der Oberstleutnant, das Schwierigste ist, ein Thema zu finden, das etwas hergibt, sie umrundeten schweigend einmal den Saal, einer neben dem anderen mit gesenktem Kopf wie ein Paar Verurteilter oder Fremder, ein dickbäuchiger Polizist hielt Wache neben einem Spucknapf, der erkältete Feuerwehrmann studierte die Plakate der nächsten Vorstellungen, alles uralte, wacklige Filme, die Schauspieler mit Mittelscheitel und schmalem Schnurrbart, Siehst du, Alice? sagte anklagend Oberst Ramos zu seiner unbedeutenden kleinen Frau, siehst du, wie die Gattin unseres Generals im Handumdrehen eine heimelige Atmosphäre schafft?, Die Ginflasche haben Sie gerade in der Hand, Herr Oberstleutnant, verteidigte sich der Leutnant, Sie haben den Hals noch nicht einen Augenblick losgelassen, der Türsteher mit den Goldknöpfen betrachtete die traurige Straße, Ich werde das Mädchen fragen, wie es heißt, beschloß der Oberstleutnant, wir werden dem hier
jetzt mal einen Anfang, eine Mitte und ein Ende geben, er räusperte sich, öffnete den Mund, doch eine ärgerliche Glocke, die nicht wieder aufhörte und aus dem Fußboden zu kommen schien und die Fesseln und die Fußsohlen kitzelte, rief das Publikum zur Fortsetzung des Films zusammen, die Bar leerte sich, die Zuschauer nahmen ihre Plätze ein, als würden aus den Plastikgaumen der Sitze Kopfzähne wachsen, die Werbetafel mit ihren Musikinstrumenten, ihren Optikern und Autowerkstätten hob sich schief unter Flaschenzugquietschen in Richtung Decke, die Lichter verblaßten langsam, versprengtes Husten flammte hier und dort auf und erlosch wieder, das Licht aus der Projektorkabine zitterte wieder, der gut angezogene Typ stritt auf der Leinwand mit einem bärtigen Herrn, der gestikulierte und wütend wurde, ich legte mutig den Arm um die Schulter der Verkäuferin, ihre feuchten Finger liebkosten mein Kinn, meine Hosen erschienen mir plötzlich am Hosenstall zu eng, wo ein eingeklemmtes Teil von mir wachsen und sich ausbreiten wollte, Fünfundzwanzig, Pustekuchen, Mutter, dachte der Oberstleutnant, wenn ich mir ihren Ausweis schnappen würde, könnte ich da dreißig lesen, Es gibt die auch umgekehrt, sagte der Funker, während er sich die Strümpfe auszog, es gibt auch solche, die sehen aus wie sechzig und sind dreißig, Die Weiber täuschen einen, Junge, die Weiber täuschen einen, brüllte der Großvater von seinem Krankensessel her, trau allen, nur einem Rock nicht, er schob den Schwanz mit der freien Hand, um ihm dabei behilflich zu sein, sich aus dem Gefängnis der Unterhosen zu befreien, und

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