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Fado Alexandrino

Fado Alexandrino

Titel: Fado Alexandrino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: António Lobo Antunes
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sich wie Truthahnbrüste, Odetes Lächeln, das erscheint und verschwindet, Bist du sicher, daß du nicht hereinkommen möchtest?, der Tejo schüttelt sacht die widergespiegelten Lichter der Schiffe, ich habe viel getrunken, denkt er, streckt das Glas aus und schenkt sich noch mehr Wein ein, der dicke lila Schaum färbt den gläsernen Rand, und wenn in ein paar Stunden die Polizeiwagen schließlich kommen, kriegen sie mich, das möchte ich wetten, schlafend zu fassen, in die Decke eingerollt wie eine Larve inmitten eines Durcheinanders zittriger, ängstlicher zerfetzter Leiber.
    – Auf einem der Klos sitzend, die Tür weit offen, erklärte der Toilettenwärter den Journalisten, den Kopf vorgebeugt, die Augen offen, wie einer, der kackt. Erst nach einiger Zeit wurde ich mißtrauisch und habe nachgeschaut, und da sah ich das Loch vom Messer auf dem Rücken.
    – Wenn ihr das Fenster aufmachen würdet, sagte Melissa, die Göttin des Striptease, die sich wie eine Stute auf dem Teppichboden wälzte und eine Art Matratze aus den Sofakissen baute, würde man den Gestank von dem Typ sehr viel weniger merken.

    – Und du wußtest immer beim Aufwachen, wer von euch beiden du warst? wunderte sich der Oberstleutnant. Ich legte mich mit der Omega am Arm ins Bett und dachte, daß am nächsten Tag der mit dem Männerarmband ich sein würde.
    – Was würde es denn ausmachen, die Rolläden etwas hochzuziehen? empörte sich die Zwillingsschwester mit dem Kaiserschnitt, die auf allen vieren nach dem Handtuch suchte. Wenn es schon nicht mal mehr Achtung für die Gefühle der Menschen gibt, verdammte Scheiße.
    – Hör mal, und warum habt ihr denn nicht geheiratet? fragte der Leutnant den Soldaten.
    Er wachte mit einem Gefühl der Erschöpfung auf, als hätte er die ganze Nacht gekämpft, als hätte er nicht geschlafen, als hätten ihn Guerilleros in Uniform hin und her gezerrt, windelweich geschlagen, als hätte man ihm die Adern ausgeblutet und ihm die Knochen zerquetscht, er spürte seine Muskeln, als wären sie aufgelöst wie die der in Alkohol eingelegten Leichen, und das ungeheure Gewicht eines Stiefels auf dem Bauch, er öffnete in Unterhosen und Strümpfen die Küchentür zum Garten, um sich im Wäschetrog zu waschen, der Himmel türmte sich in übereinanderliegenden Wolkenfelsbrocken, und meine Pisse kristallisierte in der feuchten Winterluft und schäumte auf der Erde, die Hühner schauten mich äußerst argwöhnisch mit schräggelegtem Kopf an, in deiner Wohnung gab es einen Boiler, heißes Wasser, Pantoffeln, Deodorant, Badewanne, Küchenschaben, die sich hinter dem schütteren Piassavebesen versteckten, Ameisen, die beharrlich die zerbrochenen Kacheln hinaufkletterten und darauf herumwanderten, einen großen gelben Schwamm, eine Nagelbürste, Rostflecken um den Abfluß herum, ich reglos im Wasser, nur der Kopf guckte heraus, und die Sirenen der Feuerwehr heulten draußen auf der Straße, Krankenwagen, Leiterwagen, geschäftiges Gekreische von Motoren, die sich verschluckten, ruckelten, zögerten. Bis er eines Tages, als er von einer Tour zurückkam, auf einen unbekannten, leicht negroiden, nicht mehr ganz jungen
Herrn mit ernstem Blick stieß, der, eine kleine schmale Mappe unter den Arm geklemmt, im Lager auf ihn wartete.
    – Selbstverständlich habe ich sofort die Polizei angerufen, entgegnete der Toilettenwärter. Ich bin seit zwanzig Jahren bei der Stadtverwaltung angestellt, ich will in meinen Toiletten keinen Ärger.
    – Sie haben versucht, die Leiche auf die Straße hinunterzuschaffen, und es aufgegeben, erklärte die Concierge, während sie die Katze mit dem Fuß wegschob, da sind noch schlecht weggewischte Blutflecken in der Eingangshalle. Wahrscheinlich ist ihnen das mit der Speisekammer erst danach eingefallen.
    – Sind Sie der Erbe von Herrn Ilídio da Conceição Gaspar? fragte das Männlein mit der Mappe streng, indem es die bartlosen Kiefer öffnete und schloß, in denen ein unglaubliches falsches Pferdegebiß funkelte.
    Es zog gedruckte Papiere aus der Tasche, wedelte damit drohend in Richtung des Soldaten wie mit einem aggressiven Fächer, zitierte Verordnungen, Gesetze und Zahlen:
    – Wir haben Beweise dafür, daß niemand in seiner Wohnung lebt, daß keiner seiner Nachkommen sie in der gesetzlich vorgesehenen Weise nutzt, daß nur sehr selten dort jemand schläft, um für das Kleinvieh, für den Garten zu sorgen. Ich komme, um Sie davon in Kenntnis zu setzen, daß wir sie mit dem Beginn des

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