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Fado Alexandrino

Fado Alexandrino

Titel: Fado Alexandrino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: António Lobo Antunes
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einzige Fenster im Zimmer fiel ein graues, häßliches Licht, der nette, verstrubbelte Arzt klingelte nach dem Fernsehprogramm (ein langweiliges Ballett, Werbung, langweilige Politiker, die langweilig diskutierten, Werbung, langweilige Nachrichten, Werbung, Zusammenfassung des langweiligen Programms vom nächsten Tag), er maß sein Fieber, horchte ihn ab, scherzte, reduzierte die Anzahl der Kapseln, verschrieb Vitamintabletten, Tropfen, um den Blutdruck zu heben, Manchmal dreht er nachts etwas durch, informierte ihn die Concierge, manchmal fängt er nachts an, mit seinem Onkel zu reden, der Doktor schrieb noch ein paar Pillen gegen Träume dazu auf und empfahl eine gekochte Birne und ein Gläschen Portwein nach dem Abendessen, Wie schlecht du riechst, kommentierte Odete und zog eine Grimasse, du wirst nie auf einen grünen Zweig kommen, du Bauer, Komm herein, komm herein, forderte Olavo auf, indem er mit der Zeitung wedelte, Nun mal ganz ehrlich, sagte die Mulattin, ich halte das nicht mehr aus, entweder schließt ihr ihn in der Speisekammer ein, oder ich gehe, Du hast ihn deinetwegen getötet, klagte ihn der Oberstleutnant an, hör mit den Entschuldigungen auf, du Schwachkopf, Vor Monatsende das Haus verlassen, kommt nicht in Frage, verbot der Arzt lachend, hat Ihnen die Dusche von neulich nicht gereicht?, die Concierge hat mich gut behandelt, die Arme, sie hat sich gesorgt, sich interessiert, hat mir regelmäßig das Essen gebracht, die Medikamente gegeben, und so versprach er
ihr ohne Überzeugung, Wenn es mir wieder gutgeht, beantrage ich die Scheidung, gehe ich nach Cova da Piedade, rede mit ihnen und Schluß, aber selbstverständlich habe ich nichts davon getan, Herr Hauptmann, ich habe eine Wohnung in Santa Marta gemietet und einen Haufen Entschuldigungen erfunden, der Stumme besuchte ihn freitagmittags, wenn der Soldat traurig, von Flaschen und Medikamentenverpackungen umgeben, im Sterbezimmerhalbschatten ein millimetrisches Kotelett kaute, setzte sich sehr förmlich an den Rand der Überdecke, stank nach Alkohol, Ein Zimmer in einem dritten Stock in Santa Marta, sagte der Soldat, im Gebäude unterhalb des Krankenhauses, nach der Erfahrung mit Odete machte mir der Gedanke angst, mit einer Frau zusammenzuleben, Und wenn es Ärger gibt? und wenn es nicht klappt? und wenn sie sich in einen Kerl verliebt und mich verläßt?, und daher habe ich mich bis heute, wo ich vierzig bin, nicht entscheiden können, Herr Hauptmann, die Concierge hat sich schon daran gewöhnt, sie schreit nicht mehr herum, beschwert sich nicht mehr, der Stumme, der reglos wie eine Schaufensterpuppe im Zimmer stand, ging eine ganze Zeitlang später, hatte, ohne den Mund aufzumachen, seinen Weingestank ausgeschwitzt, am neunundzwanzigsten Tag verkündete mir der Arzt, ich könne aufstehen und mich ins Wohnzimmer setzen, ich schaute melancholisch auf eine Reihe Tauben, die sich auf den Kämmen der Dächer niedergelassen hatten, und in den cremigen Februarhimmel, hörte die Concierge singen, während sie die Treppe schrubbte, hin und wieder bewegte eines der Tiere den Hals, den Kopf, die Flügel und verschwand, ich fühlte kein Stechen, keinen Schwindel mehr und auch nicht diese merkwürdige Schwäche in den Armen und Beinen, Aber du hast versprochen, daß du dich scheiden lassen würdest, und hast es nicht getan, sagte der Leutnant, ich denke mir, sie war stinksauer, Setzt ihn auf die Kiste, riet die Assistentin des Zauberers, wenn nicht der Gestank wäre, könnte man auf den ersten Blick meinen, er sei eingeschlafen, wir legen ihm die Jacke auf den Schoß, eine der blonden Zwillingsschwestern stülpte ihm
den Waschmittelkarton über den Kopf, und der weiße Staub verteilte sich auf seiner Krawatte, seinem Hemd, seinen Hosen, seinen spitzen Schuhen, Was für eine traurige Fresse die Toten haben, dachte der Soldat, was für Münder aus welkem Gummi wie die von kranken Clowns, und die Hände, Herr Hauptmann, sie hängen so still, bleich, ob es nun wegen der Vitamindragees, ob es nun wegen der Trinkampullen war, jedenfalls konnte ich mich schon ganz gut auf den Beinen halten und ohne Hilfe von einem Zimmer ins andere krabbeln, übermorgen stellt der Mann mit der Aktentasche die Möbel auf die Straße und übernimmt die Wohnung, übermorgen, dachte der Soldat, werden sie meinen Onkel für immer töten, Odete hatte aufgehört mich zu besuchen, mir zu winken, mir zuzulächeln, ich bin wieder gesund, er erinnerte sich an Olavo in der kleinen Wohnung

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