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Fado Alexandrino

Fado Alexandrino

Titel: Fado Alexandrino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: António Lobo Antunes
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Ilídio ihn beschimpfte, ihn zurechtwies, Ich will keinen hier im Laden haben, du Hornochse, glaubst du etwa, das ist ein Hotel, oder was?, und gleichzeitig half er ihm, das Hemd zuzuknöpfen, die Jackenärmel zu finden, nicht auf den Stufen auszurutschen, hin und wieder entfernte sich ein Auto auf der Straße, da war die geschlossene Drogerie, die Häuser, die alle gleich aussahen, die feuchte Stille dieses Märzes, die schmutzige Milch des Himmels, der mickrige Rasen der kleinen Plätze, den der Urin der Hunde allmählich abtötete, der Alte hielt an eine Parkbank gelehnt inne, um Atem zu schöpfen, preßte die ausgebreitete Hand auf der Brust aus, eins seiner Knie zitterte (Der kriegt gleich einen Anfall, dachte ich), ein Männerpaar verschwand beinahe aneinandergeklebt die Stufen zur unterirdischen Bedürfnisanstalt hinunter, deren Neon sein mattes aseptisches Mondlicht in einer Art Staubwolke auf die umliegenden Beete ergoß.

    – Ich blieb ewig lange mit ihr zusammen, erklärte der Leutnant, während er sich eine der Zigarren ansteckte, die der in eine fette Rauchwolke gehüllte Major am Tisch verteilte. Sie wurde schwanger, hat abgetrieben, wurde wieder schwanger, so daß ich, meinen Berechnungen zufolge, in Mosambik einen neunjährigen Bastard habe.
    – Mein Neffe wird ab jetzt hier bei uns schlafen, flötete mein Onkel zu dem undeutlichen Umriß, der sich jenseits einer halboffenen Tür verschwommen bewegte. Die Wohnung kam mir um diese Tageszeit noch häßlicher, abstoßender, abgenutzter vor, schien noch mehr nach mangelnder Sauberkeit, nach Gebratenem und Katzenmenstruation zu riechen. Senhor Ilídio drehte am Lichtschalter, und der Soldat wich zusammengekrümmt unter dem heftigen Licht zurück: ein Loch, ein Klappbett ohne Bettzeug, ein Waschständer aus Emaille, das Foto einer alten Frau in einem Muschelrahmen: Hier ist es.
    – Morgen besorgt Isaura dir Bettzeug, krächzte der Frosch, während er ihm ungestüm den Rücken zuwandte, und er dachte, Wer zum Teufel ist Isaura? Das Mädchen? Die andere, die abdeckt? Er schlief angezogen bei brennendem Licht ein, die Schuhe an den Füßen, der Onkel brüllte irgendwo fuchsteufelswild, Ich habe ihn mitten zwischen den Lumpen gefunden wie einen Bettler, der ist fast so blöd wie ich, das frühe Morgenlicht färbte die Wände und den Boden grau, seine Beine fühlten sich durchgemangelt, seine Nieren zerbrochen an, guten Tag.
    – Sie schlief auch dort, Herr Hauptmann, informierte mich der Soldat, indem er die Kerne in den Plastikaschenbecher kippte, in einem kleinen Zimmer gleich am Eingang, links von der Diele. Manchmal, wenn er vorbeiging, sah er einen feinen Lichtstreifen unter der Tür, das Weibsbild arbeitete in einer Firma für Haushaltsgeräte und studierte nachts, ich kam aus dem Kino oder vom Billardspielen oder mit meinen Freunden aus dem Bordell, und ich hatte Lust anzuklopfen und klopfte nicht an, ich hätte es gern gehabt, daß sie mich hereinbat, mit mir redete, sich interessierte,
mich, die Hände am Kinn, sehr ernst ansah inmitten der aufgeschlagenen Bücher und Hefte, ich hätte es gern gehabt, daß sich eine Frau um mich kümmerte, doch mir fehlte der Mut, ich ging ins Klo und hoffte, genug Courage zu kriegen, und nichts war, ich starrte mich im Spiegel an und beschloß, Ich gehe hin, klopfe, setze mich aufs Bett und fange an zu reden, beschimpfte mein Spiegelbild, Nun komm schon in die Gänge, du Memme, zog über dem ruhigen Wasser der Toilette an der Schnur der Wasserspülung, hörte den Onkel auf dem Flur husten, zögerte reglos im Dunkel, während meine Handflächen vor Panik ölig wurden, und schloß mich am Ende besiegt, stocksauer auf mich selber, im Loch am Ende des Flurs ein, blätterte wütend in Cowboyheften herum. Wenn sie früh aus der Schule kam, aß sie mit uns zu Abend, und ich wagte nie, sie anzusprechen: mein Onkel, dem ein Unterhemd die geschwollene, kurze Brust bedeckte, das von Tag zu Tag brauner wurde, stocherte stumm in den Zähnen herum, Dona Isaura kämpfte in der Küche mit Besteck und Geschirr, und das Mädchen (sie hieß Odete, und der Vater war an einem Bahnübergang gestorben, er war einer von denen, die mit der grünen Fahne den Zügen zuwinken, und einmal ist er betrunken auf den Gleisen herumgestolpert, und die Lokomotive hat ihn im Gebet zerteilt, übrig blieben ein heiler Schuh, ein Fetzen Stoff und die gelbe Trompete, die nach Wein roch) schälte über den Hühnchenresten die übliche Birne. Der Soldat

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