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Fado Alexandrino

Fado Alexandrino

Titel: Fado Alexandrino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: António Lobo Antunes
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entmutigenden Mittag im März.
    – Sie hat mich gefragt, ob ich vorhätte, bei ihr zu Hause zu bleiben, sagte der Soldat zu mir. Mir war noch immer ganz
schwindlig vom Saufen, als würde ich gerade aufwachen, und sie fragte mich nur, ob ich vorhätte, bei ihr zu Hause zu bleiben, als würde sie nichts weiter auf der Welt interessieren, verstehen Sie, Herr Hauptmann, bleibst du nun oder bleibst du nicht, vielleicht kann man im Wohnzimmer für ein paar Tage Platz schaffen.
    Die Plastikgardinen waren noch immer dieselben, nur waren sie grauer und trauriger, dieselben häßlichen einfachen Möbel, derselbe Porzellanteller aus dem Algarve auf der Anrichte, überall derselbe Geruch nach verstopfter Toilette und Verwahrlosung, die Rentnerzeitungen des Vaters in einer Ecke gestapelt, die gelben Ecken hochgebogen wie Truthahnkrallen, und die Überraschung eines grellfarbigen Männerjacketts auf einem Bügel an der Wäscheleine, die quer durchs Zimmer, von einer Seite zur anderen verlief und auf der sich die Wäscheklammern wie Plastikspatzen, im Schnabel Socken, Unterhosen mit Knopf, festgekrallt hatten, ein ungewöhnliches Hemd mit hawaiischen Tänzerinnen, die ihre Hintern in einen Palmenhimmel recken. Die Schwester kam aus der Küche zurück und wischte sich die abgekauten Fingernägel am Rock ab:
    – Einen Monat nachdem unser Vater gestorben war, hat sie sich mit dem Cousin der Concierge zusammengetan, sagte der Soldat, einem Mulatten, der im Flughafenrestaurant arbeitete, immer, sogar nachts, eine Sonnenbrille und jede Menge Ringe trug und sie mit Kindern und Schlägen fertigmachte. Endergebnis: ich mußte mir woanders ein Zimmer mieten.
    – Du siehst grün aus, erklärte die Schwester nachdenklich. Hast du dich in Mosambik nicht ordentlich ernährt?
    Was für eine Entfernung trennt uns, überlegte er: du redest mit mir wie mit einem Fremden, kein Kuß, keine Liebkosung, nicht einmal ein Schatten von Zärtlichkeit: er schloß die Augen, und der Oktopus aus Gesichtern, Gesten, Rufen, angespanntem Gelächter bewegte sich wieder in seinem Kopf, am Wappentor der Kaserne, am nebligen Morgen von Encarnação.

    – Sogar nachts eine Sonnenbrille, eine von diesen mit Goldrand, vollkommen undurchsichtig, Herr Hauptmann, wiederholte der Soldat langsam und betrachtete den Bierschaumkreis im Glas. Man konnte beim besten Willen nicht feststellen, wohin der Kerl gerade guckte.
    – Du hast doch nicht etwa eine von diesen komischen Krankheiten mitgebracht? fragte die Schwester argwöhnisch, während sie die Stoffrosen in einer Vase zurechtrückte. Nissen in der Blase, Würmer im Magen oder so, was weiß ich, so was Ansteckendes.
    Der Sohn, der auf dem Boden saß, vergnügte sich damit, eine Zeitschrift zu zerreißen, es fehlten Möbel, fehlten Bilder, der Raum hatte über die Maßen zugenommen, der Don Quichotte aus Ton bedrohte mit zerbrochener Lanze unnütz die Lampe. Und auch Risse und Streifen und Flecken an den Wänden, eine bittere Schlampigkeit, die er nicht kannte. Die Schwester wischte eilig hier und dort mit einem Tuch herum, strich die verkrumpelten Kissen auf dem Sofa glatt, ereiferte sich über eine Schmeißfliege, die durchs Fenster hereinkam und weite, aufgebrachte Kreise im Zimmer zog: Das Postflugzeug, dachte er, das immer am Donnerstagmorgen vom Busch aus unsichtbar summte und das die Schwester mit spektakulär ausholenden Gesten verfolgte, damit sie sich nicht über mich aufregte, mich nicht anschrie, Du hast deinen Platz hier zu Hause verloren, verschwinde, während der Mulatte den Schlüssel ins Schloß steckte (einen flinken, entschlossenen Besitzerschlüssel) und ihn undurchdringlich von der Schwelle her hinter der berühmten Goldrandbrille anstarrte.
    – Ich hab nicht mal in dieser Nacht dort geschlafen, erklärte mir der Soldat mit einer dicken Lippe aus weißer Flüssigkeit über dem Mund und wie zum Laufen nach vorn gebeugten Schultern. Ich bin im zweiten Stock einer Pension in Calhariz untergekommen, wo mir die Züge die ganze Nacht lang in die Ohren fuhren und das Licht der Waggons an der Decke entlangglitt wie diese
Aufeinanderfolge zittriger kleiner Quadrate am Ende der Filme in der Kantine der Kaserne. Das Bett hüpfte stundenlang, und ich stellte mir vor, es hätte Räder unter der Matratze und ich würde durch einen Trichter aus Häusern durch Buraca nach Monsanto, zu den Kirchtürmen, den schrecklichen Vierteln in Amadora, den Beeten im Park rattern: daher wachte ich mit wahnsinnigen

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