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Fächergrün

Fächergrün

Titel: Fächergrün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Leix
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Zutaten?«
    »Gier ist auf jeden Fall mit dabei. Grüne Gier.«
    »Grün ist doch die Hoffnung.«
    »Und die Gier, oder kennst du den Spruch nicht?«
    »Ich kenn nur giftgrün, aber das passt ja in diesem Fall auch. Und was kann sonst noch drin sein, in der grünen Soß?«
    »Wenn ich das nur wüsste. Die ganze Zeit über bin ich am Probieren. Löffelchen für Löffelchen. Rache vielleicht, Vergeltung oder Neid? Ich schmeck’s noch nicht raus. Aua! Mist, geschnitten!« Oskar hielt seinen blutenden Zeigefinger reflexartig in Richtung Spülbecken.
    »Nicht über den Salat, pass doch auf!« Mit einem Bogen Küchenkrepp drückte sie auf den verletzten Finger.
    »Blut«, stotterte Lindt. »Ist Blut in der Soße?«
    »In deiner Maiwald-Tunke vielleicht, aber nicht in meinem Kopfsalat.« Carla griff zu einer Dose im Küchenschrank und holte ein kleines Pflaster heraus. »So, es reicht für heute mit dem Kommissar, jetzt werd aber ganz schnell zum Küchenbullen.«
     
    »Paul, schmeck doch mal«, sagte Lindt am nächsten Morgen zu seinem Kollegen und riss mit seinem Autoschlüssel die beiden Siegelstreifen durch.
    »Hast du nichts gefrühstückt oder schon wieder Hunger?«
    »Nein, ich komm nicht auf die Zutaten hier in unserer Soße.«
    Wellmann schaute seinen langjährigen Partner fassungslos an.
    »Die Maiwald-Soße, neueste Oststadt-Kreation. Erst vor wenigen Tagen erfunden. Was ist alles drin?«
    »Ach … Ach so, du meinst …, ja, Gift ist auf jeden Fall mit drin. Taxin, gelöst aus Eibennadeln, grünen Nadeln, also grün, so wie die berühmte Frankfurter Grie Soß.«
    »Gift – Grün – Gier … und was noch alles?«
    »Komm an die Arbeit, Oskar. Ich wette, da drin finden wir noch allerhand.«
    Und so ließen sich die beiden Kommissare wieder von der Atmosphäre des solid-massiven Eichenholzes umfangen, nahmen erneut auf den grünen Lederpolstern Platz und holten Ordner für Ordner hinter den Glastüren hervor, um sorgsam nach weiteren Zutaten der Oststadt-Soße zu forschen.
    Es war eine stupide Arbeit, die Lindt gleichermaßen hasste und liebte. Einerseits stinklangweilig, andererseits konnte sich auf jeder der durchgeblätterten Seiten eine neue, ja vielleicht die entscheidende Spur auftun. Ab und zu stand einer der beiden auf und ging mit einem aufgeschlagenen Aktenordner zum anderen hinüber.
    »Schau dir das an, was hältst du davon?«
    Manches verwarfen sie gleich, manches trugen sie als kurze Notiz mit genauer Angabe des Fundortes in eine Liste möglicher Anhaltspunkte ein.
    Kurz vor Mittag kam Jan Sternberg vorbei.
    »Du willst uns abholen?«, fragte Lindt. »Gute Idee, mir knurrt der Magen seit einer ganzen Weile.«
    »Der Chef denkt wieder nur ans Essen«, konterte Sternberg. »Mir vergeht der Appetit ganz schnell, wenn ich mir ein weiteres Mal vorstelle, wie die beiden Brüder hier gelegen haben und vor allem, worin sie gelegen haben.«
    »Maiwald-Soße!« Die Antwort kam wie aus einem Mund, von beiden gleichzeitig.
    »Bitte? Soll das jetzt ein Witz sein?«
    »Jan, dein dickes Fell muss noch eine Weile wachsen. Also, wo gehen wir hin?«
    Sie entschieden sich für eine der Sportvereins-Gaststätten am Adenauerring und wählten im Biergarten den ungestörten Schattenplatz unter einer großen Kastanie.
    Sie kamen ab und zu hierher, um die leckeren Wildgerichte zu essen, für die das Restaurant bekannt war.
    »Ragout vom Maibock«, las Lindt aus der Speisekarte vor.
    »Ich auch – ich auch!« Wellmann und Sternberg waren einverstanden.
    Solange sie auf das Essen warteten, holte Jan Sternberg seinen Notizblock hervor und blätterte darin. »Die Neudorff ist definitiv pleite. Die Gerüchte haben also gestimmt. Hat an der Börse spekuliert und als es aufwärts ging, über eine Direktbank große Aktienposten auf Kredit gekauft.«
    »Lass mich raten«, sagte Wellmann. »An eine Talfahrt konnte sie nicht glauben und hat deswegen den Zeitpunkt zum Absprung voll verpasst.«
    »Stimmt genau, Paul. Wie viele andere glaubte sie wohl an ein weiteres Wachstum und hielt die Zeichen der Baisse für ein kleines Zwischentief. Dann kam sie voll in den Strudel. Natürlich stellte die Bank schleunigst die Kredite fällig, aber die Papiere waren längst nicht mehr so viel wert, wie sie zurückzahlen musste.«
    »Andere sind deswegen aus dem Fenster gesprungen. Wie tief steht sie in der Kreide?«, wollte Lindt wissen.
    »678.000 Euro! Keine Frage, warum sie alles verkaufen und in eine schäbige Einzimmerwohnung im

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