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Fächergrün

Fächergrün

Titel: Fächergrün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Leix
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sagte Lindt. »Wenn man darüber hinaus sparsam lebt, ist Reichtum kaum mehr zu vermeiden.«
    »Auch beim Essen waren sie extrem bescheiden. Die aßen nur Selbstgeschlachtetes, Brot haben sie selbst gebacken und nur Leitungswasser getrunken.«
    »Außer sonntags.«
    »Ach, Sie wissen … Das war auch zu meiner Zeit schon so«, lächelte Gallo. »Jeden Sonntag ein Fläschchen. Zu zweit natürlich.«
    »Leider hat ihnen das …«, wollte Sternberg sagen, doch Lindt trat ihm auf den Fuß. »Aua.«
    »Entschuldigung, Jan, wie ungeschickt, tut mir leid«, räusperte sich der Kommissar und wandte sich gleich wieder an Giuseppe Gallo: »Ihr Bruder?«
    »Der wurde natürlich besser bezahlt, viel besser. Aber auf den waren die Chefs ja auch angewiesen. Neue kräftige, junge Kerle, arm, aber unverbraucht. Wir mussten echt schuften, damals. Wenn Sie mich fragen, Herr Kommissar, heute würde man das als Menschenhandel bezeichnen. Aber in Italien hatten wir nichts und das haben die voll ausgenutzt.«
    »Andere für sich arbeiten zu lassen, ist immer noch der sicherste Weg zum Reichtum«, nickte Lindt. »Im Prinzip ist das auch heute noch so, nur kommen die billigen Kräfte jetzt aus anderen Ländern.«
    »Deinem Mann ist das zum Glück erspart geblieben«, wandte sich Gallo an die junge Frau, die nach wie vor in der Tür stand und interessiert zugehört hatte, während ihre beiden Mädchen wieder in der Wohnung verschwunden waren.
    »Fabio ist ja auch hier in Deutschland geboren«, sagte sie, »und bei den Maiwalds hat er nur gearbeitet, um sich das Studium zu verdienen. Aber wenn ich daran denke, mit welchen Subunternehmern seine Firma heute arbeitet, ich frag lieber nicht so genau nach.«
    »Damit befassen sich unsere Kollegen von Zoll und Arbeitsamt«, runzelte Lindt die Stirn. »Wir möchten nur das Leben der Brüder Maiwald näher kennenlernen. Wissen Sie denn, ob die mal mit einem der Arbeiter richtig Ärger hatten?«
    »Sie denken …«, begann Giuseppe Gallo.
    »Wir müssen in alle Richtungen ermitteln. Auch, wenn Sie selbst schon längst nicht mehr dort gearbeitet haben, hat Ihnen Ihr Bruder Vittorio bestimmt so manches erzählt.«
    »Außerdem kamen sie jeden Sonntag.«
    »Wer? Die Brüder?«
    »Man konnte die Uhr nach ihnen stellen. Gerade in den letzten Jahren hatten sie sich das angewöhnt. Immer sonntags machten sie Rundgänge durch ihre Häuser. Treppauf – treppab. War ganz praktisch. Wer als Mieter hier etwas auf dem Herzen hatte, brauchte nur zu warten und gegen halb zehn zur Wohnungstür rauszuschauen.«
    »Feste Gewohnheiten«, sinnierte Lindt. »Ein Leben in geordneten Bahnen.« Er versuchte sich zu erinnern, ob Sonntagsrundgänge auch früher schon stattgefunden hatten und merkte, dass er noch Zeit brauchte, um sich tiefer in die Gebrüder Maiwald hineinzuversetzen. Irgendwo in deren Leben lag sicherlich der Schlüssel zu diesem Fall. Wahrscheinlich tiefer verborgen, so tief, wie er bislang noch nicht gewühlt hatte. Er dachte an die Wildschweine und wie sie alles umgebrochen hatten. Gleichzeitig erinnerte er sich wieder an die nicht beantwortete Frage. War es Gallos Absicht gewesen, nichts darüber zu sagen?
    »Ärger mit Arbeitern? Ist Ihnen da was zu Ohren gekommen?« Der Kommissar schaute dem grauen Italiener fest in die dunklen Augen, doch der lächelte.
    »Es wurde ja niemand gezwungen, dort zu arbeiten. Außerdem«, er überlegte, »in der letzten Zeit, ach, was sag ich, bestimmt schon seit 20 Jahren, also seit die Maiwalds ihre Häuser fertig renoviert hatten, gab es außer Vittorio nur selten noch andere Mitarbeiter.«
    »Für die Instandhaltung hat also einer gereicht?«, fragte der Kommissar.
    »Bestimmt. Er war dann Mädchen für alles. Hat auch gemalert, nach den Heizungen und Abflussrohren geschaut, Rasen gemäht oder die Innenhöfe sauber gehalten. Bei 17 Häusern war immer was zu tun.«
    »Vom Kapo zum Hausmeister?«
    »Hat ihm nichts ausgemacht. Der Lohn blieb gleich und außerdem kannte er die Häuser in- und auswendig, schließlich waren sie ja von ihm selbst renoviert worden.«
    »Dann hatte er vermutlich ein recht gutes Verhältnis zu seinen Chefs, bei einer solchen Vertrauensstellung.«
    Giuseppe nickte: »Niemand außer Vittorio sprach die Brüder mit Vornamen an, obwohl das auf dem Bau sonst durchaus üblich ist. Und wenn er mal eine kleine Privatbaustelle hatte, konnte er jederzeit den Lastwagen und die Maschinen der Baufirma holen.«
    Der Kommissar kniff ein Auge zu:

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