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Fächergrün

Fächergrün

Titel: Fächergrün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Leix
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»Privatbaustelle, schöne Umschreibung für Schwarzarbeit – und seine beiden Brüder Carlo und Giuseppe machten wahrscheinlich mit.«
    »Ach was«, lächelte Lindts Gegenüber, »das darf man nicht so eng sehen. Wenn jemand dumme Fragen stellte, waren wir grundsätzlich im Auftrag der Gebrüder Maiwald unterwegs. Uns konnte niemand was anhängen.«
    Lindt dachte an die Bargeldbündel im Safe. »Ja, ja, Kompensationsgeschäfte südländischer Prägung nennt man das wohl. Ich wette, die Maiwalds waren genau informiert und haben einen kleinen Anteil kassiert.«
    »Alles längst verjährt, Commissario. Außerdem ist Vittorio ja schon seit sechs Jahren …«
    »Können Sie sich an den Tag erinnern?«
    Giuseppe nickte: »14. Mai 2004. Er hatte in Mühlburg bei einem der Häuser den Rasen gemäht und zwei Treppenstufen neu gesetzt, den Lastwagen zurückgebracht und ist dann auf seiner Vespa weggefahren. Halb sechs Uhr abends, die Maiwalds waren die Letzten, die ihn noch gesehen haben. Seitdem keine Spur mehr von ihm.«
    »Der Roller?«
    Gallo zuckte die Schultern: »Wurde nie gefunden. Ich ging mit Antonia am nächsten Tag auf die Polizeiwache, um die Vermisstenanzeige aufzugeben, aber das war’s dann. Zumindest haben wir von Ihren Kollegen niemals wieder was gehört.«
    »Kannten Sie Ihren Schwiegervater?«, wollte Lindt von der jungen Frau wissen.
    »Natürlich, klar, von den Familienfesten, schließlich war er das Oberhaupt der Großfamilie, in die ich eingeheiratet habe.«
    »Gab es da Probleme? Schließlich sind Sie ja keine …«
    »Keine Italienerin?« Sie schüttelte energisch den Kopf. »Nicht im Geringsten. Ich hab von Anfang an dazugehört, war voll akzeptiert. Gerade Vittorio war immer gut drauf, immer ein paar Späße, immer ein flotter Spruch. Allerdings wohnen Fabio und ich noch nicht so lange hier. Erst, als wir aufs Mal zu viert waren und eine größere Wohnung brauchten. Aber da war mein Schwiegervater schon ein Jahr lang weg.«
    »Hmm …«, der Kommissar kratzte sich am Hinterkopf, »lassen Sie mich geradeheraus fragen. Was denken Sie? Verschwunden oder tot?«
    »Wie oft haben wir uns diese Frage schon gestellt?« Giuseppe Gallos Augen begannen feucht zu glänzen. »Die Ungewissheit, immer diese Ungewissheit!«
    »Gab es Streit?«
    »Quatsch, absoluter Quatsch. Er war der Kapo und das ist er geblieben, für alle hier im Haus und nebenan. Klar gab es kleine Reibereien, aber echt nur Kleinigkeiten. Er hat für uns gesorgt. Von Anfang an, und dafür sind wir ihm sehr dankbar.«
    »Ich dachte auch weniger an die eigene Familie.«
    Gallos Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. Er trat einen Schritt auf den Kommissar zu: »Was denkt ihr Deutschen eigentlich immer von uns? Alle Italiener sind Mafiosi? Der eine Clan gegen den anderen? Wir sind hier in Karlsruhe und nicht in Palermo!«
    Lindt hob beschwichtigend die Hand: »Immer mit der Ruhe. So war meine Frage wirklich nicht gemeint. Trotzdem machen wir uns natürlich Gedanken, ob das Verschwinden Ihres Bruders und der Tod der Maiwald-Brüder in irgendeinem Zusammenhang stehen könnte.«
    »Es liegen sechs Jahre dazwischen, sechs lange Jahre.«
    »Nichts für ungut.« Der Kommissar spürte, dass es Zeit wurde, dieses Treppenhausgespräch zu beenden.
    Er angelte zwei Visitenkarten aus seiner Geldbörse. »Falls Ihnen doch noch was einfällt.«
     
    Auf der Fahrt zurück ins Präsidium tönten die Flippers auf SWR4 aus dem Radio: ›Sie will einen Italiener.‹
    »Was sagt dein Gefühl, Jan?«
    »Das wollte ich eigentlich gerade Sie fragen, Chef.«
    Der runzelte die Stirn: »Wetten, dass wir nicht zum letzten Mal in diesem Haus waren?«

9
    »Gibt’s was Neues?« Lindt schaute Paul Wellmann über die Schulter.
    »Ludwig hat sich gemeldet. Er braucht noch ein wenig Zeit für die Ergebnisse aus dem Schuppen. Die Auswertung der Telefonliste hat er bereits fertig. Insgesamt sehr wenige Telefonate und nichts Besonderes. Die meisten Anrufe kamen von irgendwelchen Handwerkern. Bei drei Firmen hab ich bereits nachgefragt. Alle hatten kleinere Aufträge in den Häusern zu erledigen.«
    »Und das Telefonat gestern, als wir nicht rangegangen sind?«
    »Da knabbert er noch dran.« Das Klingeln des Telefons unterbrach ihn. Wellmann zeigte auf das Display: »Ludwigs Nummer, willst du selbst mit ihm …?«
    Lindt nahm den Hörer: »Hast du was?«, und hörte dem KTU-Chef aufmerksam zu. »Gute Idee, mach das mal.« Danach legte er wieder auf und informierte seine

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