Fächergrün
durch.«
»Dann lassen wir diese beiden am besten sofort wieder laufen und legen die Akte zu den anderen unaufgeklärten Fällen?«
»Na, so sehr wollte ich euch jetzt auch nicht entmutigen«, meinte Bauer. »Ein paar Erfolge gibt es hier und da schon noch. Sonst könnte ich meine Abteilung ja gleich dichtmachen und bei der Verkehrspolizei anfangen.«
»Also, was schlägst du vor? Womit könnten wir sie unter Druck setzen? Welche Fußangeln könnten wir ihnen legen?«
»Hat die KTU ihr Gepäck schon durchsucht?«
»Die beiden dicken Koffer? Nein, die stehen noch bei mir im Büro.«
»Na, dann wird’s aber Zeit, Oskar. Ich bin überzeugt, da findet sich was.«
Lindt runzelte die Stirn: »Und was, bitte, was vermutest du da drin?«
»Dasselbe wie im Abfluss.«
»Was? DNA-Material von dieser Varese? Wie soll denn das da reinkommen?«
Bauer lächelte süffisant. »Ist doch völlig egal, wie es da reinkommt. Viel wichtiger ist, dass der Willms es da drin findet.«
»Hä?«
»Mann, Oskar, bist du schwer von Begriff. Du brauchst einen Grund, die beiden hier vorerst festzusetzen, und die KTU soll ihn dir liefern. Das gleiche Formular wie beim Abfluss-Fund, nur ein paar kleine Anpassungen – fertig ist der Haftgrund.«
»Sag mal, spinnst du?« Lindt explodierte. »Ich soll denen was unterschieben? Du hast ja nicht mehr alle Tassen im Schrank.«
»Wieso? Nur ein kleiner Trick, um uns Zeit zu verschaffen. Wir können einen Erfolg melden und die Szene ist noch mehr in Aufruhr.«
»Noch nie«, rang Lindt nach Luft, »noch gar nie habe ich jemandem etwas Falsches angehängt. Fallen stellen, okay, Köder auslegen auch, aber das, das … das sind ja …«
»Mafiamethoden, Oskar, sag es ruhig. Aber denk dran, nur mit ihren eigenen Waffen können wir sie schlagen.«
»Ausgeschlossen! Nicht mit mir und nicht mit meiner Abteilung.«
»Bitte, dann lass sie eben laufen. Mein Fall ist es ja nicht. Ich wünsch dir schon jetzt viel Spaß, wenn sie in ihrer Heimat für ein paar Jahre untertauchen.« Frank Bauer knallte die Tür hinter sich zu und ließ seine Kollegen sprachlos zurück.
Paul Wellmann fand als Erster wieder Worte: »Ob der das bereits öfter so gemacht hat?«
Lindt schüttelte den Kopf: »Unglaublich, dieser Vorschlag. Und ich mach mir schon ein Gewissen bei unserem inszenierten Leichenfund.«
»Bin gespannt, wie unsere Pressestelle das der Öffentlichkeit verkauft. Jeder Trick ist so lange gut, wie er nicht entdeckt wird, und wir haben dieses Mal voll daneben gelangt.«
»Wir wollten Bewegung in die Italiener bringen und das ist uns gelungen.« Lindt schaute durch das Fenster in den Verhörraum: »Der sitzt seit einer Viertelstunde völlig unbeweglich auf seinem Stuhl und lässt den Kopf hängen. Ist das die Taktik der Mafiosi – tot stellen, wenn du erwischt wirst?«
»Sollen wir zusammen reingehen und Guter Bulle – böser Bulle spielen?«
»Bei dem bringt das nichts, Paul. Entweder er ist ein Profi, dann lässt er alles an sich abprallen, oder er ist unschuldig, dann kann er uns nichts sagen.«
»Merkwürdig, dass er bisher nach keinem Anwalt verlangt hat. Sag mal, atmet der überhaupt noch?« Mit einem Satz war Wellmann an der Tür, drückte die Klinke herunter und stürzte in den Raum, Lindt hinterher.
Ein Ruck ging durch Giuseppe Gallo. Verwirrt schlug er die Augen auf und hob den Kopf. »Entschuldigung, ich muss wohl …«
Die Kommissare schauten sich an. »Das hätte uns gerade noch gefehlt«, kam es von beiden wie aus einem Mund.
»Wollen Sie einen Anwalt anrufen?«, fragte Lindt.
»Anwalt, wieso? Ich möchte jetzt wieder gehen.«
»Ein paar Fragen müssten Sie uns vorher schon noch beantworten.«
»Bitte, fragen Sie.«
In diesem Moment läutete Lindts Handy. »Sekunde«, sagte er und ging zwei Schritte zur Seite. »Privat.«
»Na, was gibt’s?«
Carlas Stimme tönte an sein Ohr. »Kannst du mal kommen?«
»Wir sind grad mitten …«
»Dienstlich«, schnitt sie ihm das Wort ab. »Dringend!«
»Wieso?«
»Frag nicht so blöd und komm. Komm, so schnell du kannst. Es summt.«
»Bitte? Aufgelegt. Carla sagt, ich soll schnell kommen, dienstlich. Irgendetwas summt.«
»Carla weiß, was sie tut«, entgegnete Paul Wellmann. »Lass uns zusammen fahren.«
»Leider müssen Sie noch etwas hierbleiben«, drehte sich Lindt zu Giuseppe Gallo und verließ zusammen mit Paul Wellmann den Verhörraum, ohne eine Antwort abzuwarten.
Im Laufschritt eilten sie die Treppe hinunter und in
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