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Fächergrün

Fächergrün

Titel: Fächergrün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Leix
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den Hof. Verdutzt blieb Lindt stehen. »Wo …?«, daraufhin schlug er sich gegen die Stirn. »Jetzt hab ich doch tatsächlich den Roten gesucht.«
    »Du kommst nur schwer von ihm los«, stellte Paul fest und stieg auf der Beifahrerseite in den blauschwarzen Mercedes. »Ich sag nur Trauerjahr. Du bist noch nicht frei für eine neue Bindung.«
    Lindt schaute seinen Kollegen von der Seite an, solange er den Zündschlüssel drehte: »Seid ihr jetzt alle meschugge geworden? Bei Carla summt’s und du schwallst was von einem Trauerjahr?«
    »Vergiss es, Oskar«, lehnte sich Wellmann in das weiche Lederpolster zurück und drückte die Taste für das elektrische Schiebedach, um die drückende Hitze hinauszulassen.
     
    Ohne Blaulicht, aber mit deutlich zu hoher Geschwindigkeit trieb Oskar Lindt den 300er mit dem angeberischen 420er-Schild auf der Kofferraumklappe in die Waldstadt.
    Nach sieben Minuten hatten sie bereits ihr Ziel erreicht.
    »Willst du den Neuen tatsächlich hier vor deiner Garage abstellen?«
    Lindt schloss das Schiebedach: »Kein Gewitter im Anzug.«
    Dann eilten die Kommissare zur Haustür. Carla hatte sie kommen sehen und drückte den elektrischen Öffner. Oben an der Treppe erwartete sie die beiden schon in der Wohnungstür. »Küchentisch«, sagte sie und setzte hinzu, »seid vorsichtig.«
     
    Auf der Resopalplatte lag ein gepolsterter brauner Umschlag. Daneben ein weißes Blatt und eine Streichholzschachtel.
    »Wollt ihr euch keine Handschuhe anziehen? Es reicht doch, wenn ich das angefasst habe.«
    Lindt tat wie geheißen und nahm sich den weißen DIN-A4-Bogen. Dabei stieß er mit dem Knie leicht an ein Tischbein und zuckte zurück. Aus der Streichholzschachtel ertönte ein bedrohliches, tiefes Summen.
    »Oskar, lass zu«, kam von Paul Wellmann. »Ich kenn den Ton.«
    »Calabrone?« Lindt hielt das Papier in die Höhe: ›Lass die Toten ruhen!!!‹ war mit breiter Computerschrift darauf zu lesen.
    »Paul, was ist da drin?«, wollte Carla wissen. »Der Umschlag stand aufrecht an unserer Wohnungstür, als ich von der Arbeit heimkam.«
    »Du isst ja jeden Morgen den Honig von meinen Bienen, also kannst du dir denken, dass ich mich mit diesen kleinen Viechern auskenne. Aber was da drin summt, ist keine Honigbiene, keine Wespe und auch kein verspäteter Maikäfer. So tief und bedrohlich summt nur eine Hornisse.«
    Carla machte einen Schritt zurück. »Wehe, du machst auf. Die Viecher sind doch gefährlich.«
    »Ach was, alte Ammenmärchen. Sieben Stiche ein Pferd und so. Problematisch wird’s nur, wenn du allergisch bist. Was aus dem Stachel kommt, ist auch nicht gefährlicher als Bienengift, und davon bekomm ich schon ab und zu eine Dosis ab.«
    Wellmanns Versuch, Carla Lindt zu beruhigen, hatte nicht den gewünschten Erfolg. »Oskar, wer schickt uns eine Hornisse? Hat das was mit eurem Fall zu tun? Mit den toten Maiwalds? Mit den Leichenteilen, die keine waren?« Ihre Stimme wurde schriller: »Oskar, sag doch was! Die wissen, wo wir wohnen. Wie kommen die hier ins Haus?«
    Lindt öffnete das Fenster. »Luft, ich brauch Luft. Es ist so stickig hier.«
    »Lenk nicht ab! Von wem kommt das?«
    Der Kommissar hob die Schultern. »Eine Warnung, eindeutig.«
    »Stecken diese Italiener dahinter?«
    »Gib mal einen großen Gefrierbeutel.«
    »Bitte«, sagte Carla und ging zum Küchenschrank.
    »Ludwig muss das untersuchen«, sagte Oskar und steckte Umschlag, Blatt und summende Streichholzschachtel vorsichtig in die Tüte.
    Durch die Klarsichtfolie konnte man jetzt die Vorderseite des Umschlages erkennen. ›LINDT‹ stand mit großen, fetten Filzstiftlettern darauf geschrieben.
    Carla zeigte darauf: »Schwarz! Schwarze Buchstaben! Oskar, mir ist nicht wohl.«
    »Schließ ab, wenn wir draußen sind. Oder willst du mitkommen?«
    »Lass die Toten ruhen! Kannst du das machen? Vielleicht lassen sie uns dann auch in Ruhe?«
    »Wer? Die Toten? Das da hat uns sicher ein Lebender vor die Tür gelegt.« Er gab Carla einen flüchtigen Kuss. »Und wir kriegen ihn!«
     
    »Womit kann ich dieses Mal dienen? Vielleicht wieder ein Pressetermin gefällig?« Ludwig Willms’ Gesichtsausdruck spiegelte nicht gerade die helle Freude wider, als er seine beiden Kollegen ins Labor kommen sah. »Die Koffer haben wir übrigens noch in Arbeit. Fast nur Klamotten drin. Und die Speichelproben der beiden Italiener sind ebenfalls in der Mache.«
    »Fleißig, fleißig. Du siehst, wir bemühen uns immer sehr, dass es dir nicht langweilig

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