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Fächergrün

Fächergrün

Titel: Fächergrün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Leix
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es mir!«
    »Ich … ich …«, stammelte Gallo.
    »Wenn Sie uns weiterhelfen, wirkt sich das mildernd auf die Strafe aus. Auf jetzt, wer hat’s getan? Die Kollegen im Labor sind heute sehr schnell. Wenn die mit den Ergebnissen kommen, brauchen Sie nichts mehr zu gestehen. Dann ist es zu spät.«
    »Oskar, kommst du mal?«, tönte die Stimme von Frank Bauer durch den Lautsprecher.
    Lindt drückte die Taste am Mikrofon. »Hat er gesungen?« Er ging zur Tür. »Jan, bleib hier, falls auch er sein Gewissen erleichtern möchte.« Der Kommissar griff nach der Klinke und drehte sich noch einmal um: »Wir haben Zeit, viel Zeit, Mord verjährt nicht.«

12
    »Sieht nicht gut aus«, runzelte KO-Bauer die Stirn. »Kein Ton, nichts. Omertà!«
    »Was?«
    »Schweigen, Oskar, das Gesetz des Schweigens. Wer singt, verliert die Zunge.«
    »Oder den Kopf.« Lindt tupfte sich die Stirn trocken, griff nach einer Wasserflasche und betrachtete den grauhaarigen Italiener durch die verspiegelte Scheibe. Unbeweglich saß er da, seinen Kopf wieder auf der Brust.
    »Nicht zu bluffen«, meinte Bauer. »Sein Bruder Carlo auch nicht. Kein Ton ist aus dem herauszubringen.«
    »Unschuldig oder Profis? Was sagen deine Informanten?«
    »Leider nichts Konkretes. Irgendwie gehören diese Gallos anscheinend mit zur Szene, aber wie aktiv die sind, das war bisher nicht rauszufinden.«
    »Du meinst, alle wissen, aber nicht alle stechen?«
    »Exakt. Omertà. Schweigen.«
    »Hier ist aber Karlsruhe, nicht Süditalien.«
    »Das denkst du, Oskar. Die ’Ndrangheta-Clans interessiert das nicht. Kalabrien ist überall. Besonders in der Südstadt. Wer auspackt, stirbt.«
    »Jetzt übertreib nicht. Nicht alle Südstadtindianer mit italienischen Wurzeln gehören gleich zur Mafia.«
    »Du hast recht, Oskar, nicht nur die mit italienischer Abstammung.«
    »Das hab ich anders gemeint.«
    »Ich nicht. Wir sehen immer nur die Spitze des Eisbergs. Manchmal sehen wir ihn auch gar nicht. Dann, wenn keiner das Maul aufmacht. Keiner von denen, die jeden Tag ganz normaler Arbeit nachgehen. Keiner von denen, die sich als harmlose Familienväter tarnen. Keiner von denen, die jahrelang ganz unauffällig sind.«
    »Und irgendwann den Ziegelstein fallen lassen?«
    »Zum Beispiel. Das tun sie dann in Frankfurt, Köln oder Brüssel. Mit Alibi in Karlsruhe. Ohne handfeste Indizien heißt es nach spätestens 48 Stunden: Tschüss! Freilassen! Was denkst du, wie oft wir das schon mitgemacht haben? Und hier, bei diesen beiden Grauen, wird es nicht anders sein, das prophezeie ich dir. Es ist einfach zum Kotzen! Immer wieder zum Kotzen!«
    »Carlo und Giuseppe Gallo waren bisher nie im Verhör, zumindest nicht in Deutschland«, sagte Paul Wellmann, der gerade hereingekommen war.
    »Entweder haben sie sich halt noch nicht erwischen lassen oder sie sind nur Mitläufer, kleine Rädchen, Randfiguren, was weiß ich«, ruderte KO-Bauer mit seinen überdimensional bemuskelten Armen durch die Luft. »Vielleicht bin ich auch einfach schon zu lange in der OK. Beim kleinsten Spaghetti sehe ich gleich rot.«
    »Blutrot«, sagte Lindt und nahm einen weiteren Schluck aus der Flasche. »Wenn die einen Anwalt kommen lassen und der die Story in der BILD gelesen hat, müssen wir die beiden sowieso gleich wieder laufen lassen.«
    »Los, frei, ab nach Italien. So geht es meistens. Wenn es zu eng wird, tauchen die Brüder ab. In Kalabrien gibt es ein Dorf. Arm, unscheinbare Häuser, zumindest von außen. Innen wahre Paläste und das ganze Kaff voller Geheimtüren und unterirdischer Gänge. Ideal, um unterzutauchen.«
    »Ich glaube, du siehst zu viel fern.«
    »Genau, zu viel von Richtern, die trotz einer Brigade von Leibwächtern mit Kopfschuss neben ihrem Alfa zusammensacken, und von Staatsanwälten, die im Dienst-Fiat in die Luft fliegen. Dieses ganze Geflecht ist eine Hydra. Wenn du einen Arm abschlägst, wachsen gleich in der nächsten Sekunde zwei neue nach. Oskar, ich nehm dich gerne mal mit auf unsere internationalen Fortbildungen. Was du dort zu hören bekommst, ist schlimmer als jeder deiner übelsten Träume.«
    »So langsam glaube ich, wir stecken auch schon mit in diesem Sumpf.«
    »Voll im Nebel und voll im Sumpf. Streck deine Arme aus und versuch, was zu greifen. Du hast die Hände voll. Voll mit Schlick, voll mit Moor und Modder, und wenn du sie zumachst, die Hände, wenn du was festhalten willst, was hast du dann? Nichts, nichts, nichts! Alles schlüpft dir zwischen den Fingern

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