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Fächergrün

Fächergrün

Titel: Fächergrün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Leix
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Bopp«, stellte dieser sich vor und reichte dem Kommissar seine Visitenkarte. Daraufhin öffnete er seinen schmalen, glänzend schwarzen Lederkoffer und entnahm ihm ein Schriftstück. »Hier bitte, mein Anwaltsausweis. Die Herren Gallo sind unsere Mandanten.«
    Lindt bat ihn, ihm zu folgen, und schnaufte dem Anwalt voran Schritt für Schritt die Treppen im Präsidium nach oben. Vor dem Büro angekommen, bot er ihm an, auf einem Besucherstuhl im Gang Platz zu nehmen.
    »Dauert nur einen Moment«, japste Lindt stark kurzatmig und schwenkte die erhaltene Karte. »Wenn Sie gestatten, möchte ich gerne Ihre Angaben überprüfen.« Ohne eine Antwort abzuwarten, verschwand der Kommissar in der Tür, setzte sich drinnen an seinen Schreibtisch, griff sich die größte seiner Pfeifen aus dem hölzernen Ständer und stopfte erst einmal in aller Seelenruhe. Danach öffnete er zu Belüftungszwecken das Fenster und hielt ein Streichholz an den Tabak. Als die Pfeife gut brannte, nahm er das Telefonbuch aus einer der Schubladen, verglich Anschrift und Rufnummern der Kanzlei, bevor er zum Hörer griff.
    »Kriminalpolizei Karlsruhe, Hauptkommissar Lindt«, sprach er absichtlich so laut, dass es der Besucher vor der Tür auf jeden Fall hören musste. »Bin ich richtig bei der Kanzlei Dahlhoff und Bopp? … Ja, es geht um einen Ihrer Anwälte, Herrn … Moment noch … Herrn Ellerkamp. Er hat bei uns vorgesprochen und ich möchte gerne seine Legitimation überprüfen … Ob er was? … Doch, liegt mir vor, aber Sie werden sicherlich verstehen, dass ich in Zeiten, wo jede Woche irgendwo ein falscher Arzt oder ein falscher Pfarrer auftaucht, alles gerne gegenprüfen möchte.« Lindt hörte aufmerksam zu, bedankte sich artig und beendete das Telefonat mit: »Herzlichen Dank für Ihre Auskunft. Man kann ja heutzutage nicht vorsichtig genug sein.« Daraufhin wuchtete er sich in die Höhe, stapfte zur Tür und bat den Besucher, der seine Ungeduld kaum mehr zügeln konnte, einzutreten.
    Mit »Bitte, setzen Sie sich doch« blies er dem Advokaten zur Begrüßung eine kräftige Rauchwolke ins Gesicht. »Rauchen Sie?« Er schob ihm einen Aschenbecher hin. »Nein, schade. Es stört Sie doch hoffentlich nicht, wenn ich?«
    Die Antwort interessierte den Kommissar nicht, denn er begann sofort, intensiv in seinem Schreibtisch zu kramen. »Wo hab ich denn die Unterlagen? Moment noch – wie, sagten Sie, heißt Ihre Mandantschaft? Ah ja, hier.« Aus einem Stapel zog er die Ermittlungsakten im Fall Maiwald hervor und blätterte ziellos darin herum. Erstaunlich geduldig, dieser junge Schnösel, dachte er erstaunt. Scheint vor einem altgedienten Kommissar doch noch etwas Respekt zu haben.
    »Ja«, begann er wieder gedehnt. »Carlo und Giuseppe Gallo, ist das richtig?«
    »Genau, deswegen bin ich hier. Wo finde ich die beiden?«
    »Was wollen Sie denn von ihnen?«
    Jetzt schien dem Anwalt langsam der Geduldsfaden zu reißen. »Sie halten unsere Mandanten hier unrechtmäßig fest.«
    »Bitte? Festhalten? Wie kommen Sie denn darauf? Die Herren Gallo sind wichtige Zeugen in einem aktuellen Mordfall, aber nur Zeugen. Sie verstehen?«
    »Dann lassen Sie die beiden doch endlich gehen!«
    »Selbstverständlich, Sie können die Herren jederzeit mitnehmen, wenn wir die vollständigen Aussagen aufgenommen haben.«
    »Bitte bringen Sie mich jetzt schnellstens zu ihnen«, forderte der Anwalt in verschärftem Tonfall.
    Lindt rieb sich am Ohr: »Dazu muss ich erst feststellen, ob sie schon wieder zurück sind.«
    »Zurück? Woher zurück?«
    »Meine Kollegen halten gerade einen Ortstermin am Tatort ab.«
    Der Anwalt wurde feuerrot im Gesicht. »Wo ist dieser Tatort?«
    »Ich bringe Sie gerne hin, selbstverständlich.«
    Der Kommissar – »Sekunde, ich muss erst ausschalten« – fuhr umständlich seinen Computer herunter, füllte eine Aktenmappe mit mehreren Schriftstücken und sagte anschließend: »So, es kann losgehen.«
    In gemächlichem Büroschritt ging Lindt voraus. Erst den langen Gang bis zum vorderen Treppenhaus, dann hinunter bis zur Pforte und von dort wieder nach hinten bis zum Hofeingang.
    Zielgerichtet steuerte er die blauschwarze S-Klasse an, öffnete zuvorkommend die Beifahrertür und ließ seinen staunenden Passagier einsteigen. »Netter Dienstwagen, nicht wahr?«
    Dummerweise geriet auch Oskar Lindt in den Feierabendstau auf der Südtangente – »Hierum geht’s normalerweise schneller« – und traf mit einem entnervten Rechtsanwalt an Bord

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