Fahr zur Hölle, Mister B.: Fantastischer Thriller (German Edition)
»Warum tust du nicht bis dahin etwas für deine Seele und betest weiter zu deinen Märtyrern und Engeln?«
Zu meiner Verblüffung ließ sie sich sofort auf die Knie sinken, faltete die Hände, machte die Augen zu und befolgte meinen Rat.
»Oh, ihr Engel, hört mich an! Meine unsterbliche Seele ist in Gefahr –«
Ich ließ sie zurück und schlenderte in den erbeuteten Kleidungsstücken hinter dem Felsen hervor und den Hang hinab in Richtung des Feldes.
So, jetzt wissen Sie, wie ich auf die Erde gelangt bin. Keine angenehme Geschichte. Aber jedes Wort davon ist wahr.
Und, sind Sie jetzt zufrieden? Haben Sie mir genügend Beichten abgerungen? Ich habe den Vatermord gestanden. Ich habe Ihnen geschildert, wie ich mich verliebte und wie schnell und tragisch mir meine Träume von Carolines Zuneigung genommen wurden. Und ich habe Ihnen erzählt, wie eisern ich mich beherrschte, um die Tochter des Erzbischofs nicht zu töten, obwohl die meisten meiner Art sie vermutlich auf der Stelle abgeschlachtet hätten. Und wie sich herausstellen sollte, hätten sie damit richtig gehandelt. Aber das müssen Sie nicht hören. Ich habe genug gebeichtet. Und auch von dem Erzbischof und den Scheiterhaufen auf Joshua’s Field müssen Sie nichts hören. Glauben Sie mir, es würde Ihnen nicht gefallen. Warum nicht? Weil es ein höchst unvorteilhaftes Porträt Ihrer Art wäre.
Andererseits ... vielleicht sollte ich es Ihnen ja gerade deshalb erzählen. Ja, warum nicht? Sie haben mich gezwungen, die Abgründe meiner Seele zu entblößen. Vielleicht sollten Sie die ungeschminkte Wahrheit über Ihre eigene Rasse erfahren. Und bevor Sie jetzt Einwände vorbringen und mir erzählen, dass ich ja von längst vergangenen Zeiten spreche, als ihr Menschen noch viel primitiver und grausamer wart als heute, denken Sie nach.
Überlegen Sie, wie viele Völkermorde gerade stattfinden, während Sie dieses Buch lesen, wie viele Dörfer, Stämme, sogar Nationen ausgelöscht werden. Gut. Hören Sie also genau zu, und ich erzähle Ihnen von den grandiosen Gräueltaten auf Joshua’s Field. Das tue ich für mich.
Als ich den Hang hinabschritt, betrachtete ich das Panorama unter mir. Hunderte Schaulustige hatten sich um die Scheiterhaufen versammelt, die um acht Uhr angezündet werden sollten. In Schach gehalten wurden die Menschenmassen von einer Reihe Soldaten, die ihre Hellebarden gegen die Menge richteten und bereit waren, jeden vom Bauchnabel bis zum Hals aufzuschlitzen, der töricht genug sein und versuchen sollte, näher an das Geschehen heranzukommen. Auf dem weiten, offenen Gelände bewachten die Soldaten einen Halbkreis von Holzstapeln, die doppelt so hoch aufragten wie ihre Erbauer. Die drei Scheiterhaufen in der Mitte zeichneten sich dadurch aus, dass Holzkreuze umgekehrt auf ihnen errichtet worden waren.
Gegenüber dieser grimmigen Kulisse befanden sich zwei Tribünen. Die größere der beiden war eine einfache Konstruktion, einer Treppe mit breiten, hohen Stufen nicht unähnlich. Sie war schon jetzt nahezu überfüllt mit gottesfürchtigen Lords und Ladys, die zweifellos gut dafür bezahlt hatten, dass sie den Hinrichtungen mit diesem Komfort beiwohnen durften. Das andere Gebilde war deutlich kleiner, mit rotem Samt ausgekleidet und überdacht, damit die dortigen Gäste vor Wind und Wetter geschützt sitzen konnten. Über dem Baldachin ragte ein enormes Kreuz auf, damit niemand übersah, dass dort der neue Erzbischof und sein Gefolge Platz nehmen würden.
Als ich jedoch das untere Ende des Hanges erreichte, sah ich so gut wie gar nichts mehr. Warum? Weil ich, auch wenn es mich wurmt, das zuzugeben, kleiner war als die Bauern rings um mich herum. Und so sehr meine Sicht eingeschränkt war, so heftig wurde mein Geruchssinn auf die Probe gestellt. Von allen Seiten drängten sich ungewaschene, flohverseuchte Leiber an mich, deren Atem ekelerregend roch, während ihre Flatulenzen, deren Ursprung ich mich bedauerlicherweise näher befand als alle anderen, ans Toxische grenzten.
Panik erfasste mich wie eine Schlange, die sich von den Eingeweiden an der Wirbelsäule hinauf bis ins Gehirn wand und meine Gedanken in Exkremente verwandelte. Ich fuchtelte aufgebracht, und das Geräusch, das meine Mutter in den Klauen ihrer Albträume von sich gab, entrang sich mir, schrill wie ein aufgespießtes Baby. Der getrocknete Schlamm unter meinen Füßen bekam Risse.
Meine Laute zogen unweigerlich die unerwünschte Aufmerksamkeit aller in meiner näheren
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