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Fahr zur Hölle, Mister B.: Fantastischer Thriller (German Edition)

Fahr zur Hölle, Mister B.: Fantastischer Thriller (German Edition)

Titel: Fahr zur Hölle, Mister B.: Fantastischer Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barker Clive
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funkelnden Stock auf den Boden pochte.
    »Ihr!«, sagte er, drehte sich zu mir um und schlug den Hirtenstab für alle Fälle noch einmal auf den Boden, damit mir ja nicht entgehen sollte, dass er jetzt mich mit seiner Aufmerksamkeit segnete. »Ja, Mister B., Ihr! Welche Meinung habt Ihr zu der Frage?«
    »Dass wir vollkommen sicher sind, Euer Exzellenz. Ja, es ist ein erbitterter Kampf. Aber er tobt draußen. Hier drinnen schützt uns Eure Gegenwart. Kein Soldat der Hölle würde es wagen, diese Festung zu betreten, da ihn Euer Exzellenz’ heilige Präsenz jederzeit vertreiben würde.«
    »Siehst du?«, sagte der Erzbischof. »Selbst dein Traumbesucher versteht das.«
    »Außerdem«, fügte ich hinzu, da ich mir den Spaß einfach nicht verkneifen konnte, »wie sollte er eintreten? Einfach an der Haustür klopfen und um Einlass bitten?«
    Gutenberg zeigte sich einsichtig und schien beruhigt zu sein.
    »Dann kann er nichts ungeschehen machen, was ich vollbracht habe?«
    »Nichts«, sagte der Erzbischof.
    Gutenberg sah mich an.
    »Nichts«, sagte ich.
    »Vielleicht sollte ich es Euch dann zeigen«, schlug er vor.
    »Nur, wenn Ihr wollt«, entgegnete ich unbekümmert.
    Er lächelte. »Ja.«
    Und damit führte er mich durch den Raum zu einer schweren Tür, in die EINTRITT VERBOTEN geschnitzt war. Er klopfte ein verabredetes Zeichen, worauf die Tür geöffnet wurde, die doppelt so dick war wie jede Tür, die ich bis dahin gesehen hatte. Ins Innere konnte ich nicht sehen, da Gutenberg mir den Blick versperrte. Aber ich nahm den öligen, bitteren Geruch wahr, der wie eine fettige Welle zur Tür herauswehte.
    »Was ist das für ein Geruch?«
    »Tinte, natürlich«, antwortete Gutenberg. »Um die Worte zu drucken.«
    Ich hätte die Warnung bemerken müssen, die dieses »natürlich« beinhaltete. Er ging davon aus, dass ich Bescheid wusste und ihn nicht für einen simplen Bücherkopisten hielt. Aber ich plapperte dumm weiter.
    »Ihr kopiert also Bücher? Was habt Ihr erfunden, einen neuen Federhalter?«
    Das war als Witz gemeint, aber Gutenberg konnte offenbar nicht darüber lachen. Er blieb auf der letzten Stufe stehen und ließ mich nicht weitergehen.
    »Wir kopieren hier keine Bücher«, sagte er in einem alles andere als freundlichen Tonfall.
    Ich spürte die Hand des Erzbischofs mit ihren Ringen auf der Schulter. Er stand hinter mir und versperrte mir mit seiner Leibesfülle und dem Stock den Rückweg.
    »Warum so viele Fragen, Botch?«, sagte er.
    »Ich lerne gern dazu.«
    »Aber du bist in Gutenbergs Traum gewesen. Jedenfalls behauptest du das. Wie kannst du im Verstand eines Mannes sein, dessen Gedanken ausschließlich um sein Lebenswerk kreisen, und nichts davon mitbekommen?«
    Ich saß in der Falle, Seine Heiligkeit hinter mir, das Genie vor mir, und mein dummes Mundwerk dazwischen.
    Mein Mundwerk hatte mich in diese missliche Lage gebracht, daher betete ich stumm, dass es mich jetzt auch wieder herausbringen würde.
    »Ihr sprecht vermutlich von Eurem Reprodukagraf«, sagte ich und ich bin sicher, in meinen Augen sah man den Schock, dass mir dieser bizarre, fünfsilbige Ausdruck einfach so über die Lippen kam.
    »Sollte ich sie so nennen?«, fragte Gutenberg, dessen eben noch eisige Stimme jetzt sichtlich versöhnlicher klang. Er ging die letzte Stufe in die Werkstatt hinab und drehte sich zu mir um. »An sich hatte ich mir überlegt, sie Druckerpresse zu nennen.«
    »Na ja, ich finde, das könntet Ihr«, antwortete ich, wandte mich dem Erzbischof zu und bedachte ihn mit einem Blick aristokratischer Übellaunigkeit. »Wärt Ihr so freundlich und würdet die Hand von meiner Schulter nehmen, Euer Juweligkeit?«
    Die Arbeiter in dem riesigen Raum hinter Gutenberg prusteten unterdrückt und selbst das gestrenge Genie selbst gestattete sich einen heiteren Blick, als er hörte, dass ich den Erzbischof solchermaßen ansprach. Seine Exzellenz entfernte pflichtschuldigst die Hand, doch zuvor grub er mir noch fest die Finger ins Fleisch und ließ mich so wissen, dass er mich im Auge behalten würde.
    Nun forderte mich Gutenberg auf, ihm die Stufen hinauf zu folgen. Ich gehorchte und betrat die eigentliche Werkstatt, wo ich endlich die Maschine erblickte, die Ursache für die erbitterten Kämpfe um, über und unter Gutenbergs Haus.
    Die Erfindung hatte vage Ähnlichkeit mit einer Traubenpresse, aber ein Großteil der Konstruktion schien auf Gutenbergs Ideen zu beruhen. Ich sah zu, wie einer der drei Männer, die die Presse

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