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Fahrenheit 451

Fahrenheit 451

Titel: Fahrenheit 451 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ray Bradbury
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mich auffahren läßt. Wenn die Schritte sich dann wieder entfernen, lege ich mich wieder hin und schaue zum Dachfenster hinaus, zu später Stunde, bis drüben im Bauernhaus die Lichter verlöschen, und eine schöne Frau wird an einem unerleuchteten Fenster sitzen und sich das Haar flechten. Sie wird nur undeutlich zu sehen sein, aber ihr Gesicht wird dem des Mädchens gleichen, das ich einst in vergangenen Zeiten gekannt, lang ist es schon her, das Mädchen, das mit dem Wetter vertraut war und dem die Leuchtkäfer nichts anhaben konnten, das Mädchen, das wußte, was es bedeutet, wenn das Kinn vom Löwenzahn gelb wird. Dann wird die Frau vom Fenster verschwunden sein und in ihrer mondhellen Kammer im oberen Stock wieder auftauchen. Und dann, dachte er, liege ich geborgen auf dem Heuboden, während der Himmel vom Geräusch des Todes, den heulenden Düsenflugzeugen, in zwei schwarze Stücke gerissen wird, und am Horizont diese merkwürdig neuen Sterne vor dem schummrigen Zwielicht zurückweichen.
    Schlaf habe ich da nicht nötig, dachte er; all die warmen Gerüche und Gesichter einer ganzen Nacht auf dem Lande werden mir Erholung genug sein, auch wenn ich mit wachen Augen daliege, ein halbes Lächeln um die Lippen.
    Und dort am Fuße der Leiter auf den Heuboden wird am Morgen das Unwahrscheinliche sein und auf mich warten. Behutsam werde ich hinabsteigen, im rötlichen Frühlicht, mit so hellwachem Sinn, daß mir fast bang wird, und werde das kleine Wunder bestaunen und mich schließlich bücken und es betasten.
    Ein Glas kühle, frische Milch und ein paar Äpfel und Birnen, am Fuß der Leiter bereitgestellt.
    Mehr bedurfte er gegenwärtig nicht. Nur ein Zeichen, daß die unermeßliche Welt ihn annahm und ihm die viele Zeit gab, die er brauchte, um all die Betrachtungen anzustellen, die es anzustellen galt.
    Ein Glas Milch, ein Apfel, eine Birne.
    Er trat aus dem Fluß.
    Wie eine Flutwelle stürzte das Land auf ihn zu. Es überwältigte ihn mit seiner Finsternis und den zahllosen Gerüchen, herangetragen vom Wind, der ihn eiskalt anfuhr. Unter der hereinbrechenden Sturzsee von Finsternis, Geräusch und Geruch taumelte er zurück, ein Sausen im Ohr, die Sterne verwischt zu flammenden Meteoren. Am liebsten hätte er sich wieder in den Fluß geworfen, um sich gemächlich und geborgen irgendwohin tragen zu lassen. Das dunkle Land, das vor ihm anschwoll, gemahnte ihn an jenen Tag in frühen Jahren, als er schwimmen gegangen war, und die größte Woge, die er je erlebt, ihn unversehens in salzigen Schlamm und grünes Dunkel schleuderte, ihm Mund und Nase zerfraß und den Magen umstülpte. Zu viel Wasser!
    Zu viel Land.
    Aus der schwarzen Mauer vor ihm drang ein leises Geräusch. Eine Gestalt, mit zwei Augen darin. Die Nacht, die ihn anschaute. Der Wald, der ihn sah.
    Der Hund!
    Nach all dem Laufen und Hasten und Ausschwitzen und Wasserschlucken es mühsam soweit gebracht zu haben und sich in Sicherheit zu wähnen, erleichtert aufzuatmen und sich endlich ans Ufer zu wagen, und dann war da ... Der Hund!
    Montag stieß einen letzten Schmerzensschrei aus, als wäre es zuviel für einen Menschen.
    Die Gestalt war wie weggeblasen, die Augen waren verschwunden. Dürres Laub stob empor.
    Montag war allein in der Wildnis.
    Ein Reh. Er verspürte den schweren, moschusähnlichen Duft, vermischt mit Blut und dem haftenden Atemhauch des Tieres, einen Geruch aus Kardamon und Moos und Ambrosia in dieser ungemeinen Nacht, wo die Bäume auf ihn zukamen, auswichen, kamen, auswichen, im Gleichtakt mit seinem Herzen, das ihm bis zum Hals hinauf schlug.
    Des dürren Laubes auf dem Land war kein Ende; er watete darin wie in einem trockenen Fluß, der nach Gewürznelken und warmem Staub roch. Und die übrigen Gerüche! Vom ganzen Land ging ein Geruch wie von einer angeschnittenen Kartoffel aus, wund und kalt und weiß, da fast die ganze Nacht der Mondschein darauf geruht hatte. Dann war da ein Geruch wie von sauren Gurken und ein Geruch von zerhackter Petersilie, wie zu Haus bei Tisch, und etwas wie das schwache Aroma eines Senftopfes. Etwas wie der Duft der Nelken aus dem Nachbargarten. Er langte mit der Hand hinab und fühlte ein Unkraut emporstreben, wie ein Kind, das ihn streifte. Seine Finger rochen nach Süßholzwurzel.
    Er stand da und atmete, und je länger er das Land einatmete, um so mehr war er davon erfüllt bis ins kleinste. Er war nicht leer. Es gab hier mehr als genug, um ihn auszufüllen. Es würde immer mehr als genug

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