Faktotum
fassen, ehe die Glocke geläutet wurde und die Wettmaschinen dichtmachten und die Pferde aus der Startmaschine kamen.
Bobby stand an vierter Stelle auf der Anzeigetafel und war mit 6/1 vorgewettet. Pferd 3 war der Favorit mit 6/5. Das Rennen ging über eine Meile und eine Sechzehntel und war mit 8000 Dollar dotiert. Als sie um die erste Kurve kamen, lag der Favorit mit einer dreiviertel Länge vorne, und Bobby hing an ihm dran wie ein Henker. Er ging locker und leicht.
»Wir hätten gleich zehn auf Sieg setzen sollen«, sagte ich. »Wir sind drin.«
»Yeah, wir haben den Sieger am Schwanz. Wir sind drin, vorausgesetzt, daß nicht noch einer aus der Meute rauskommt und aufdreht.«
Bobby hielt sich bis zum Scheitelpunkt der letzten Kurve neben dem Favoriten. Dann, eher als ich es erwartet hatte, setzte er zum Endspurt an. Ein Trick, den Jockeys gelegentlich anbringen. Bobby ging an dem Favoriten vorbei, setzte sich an der Innenseite vor ihn und zog voll ab. Er kam mit dreieinhalb Längen Vorsprung auf die Zielgerade. Dann kam aus dem Feld das Pferd an, das wir schlagen mußten, die Nummer 4. Der Gaul war zwar nur mit 9/1 gewettet, aber er kam. Doch Bobby zog davon. Er brauchte nicht einmal die Peitsche und siegte mit zweieinhalb Längen. Er brachte $ 10.40.
45
Am nächsten Tag wollten die Kollegen wissen, weshalb wir so plötzlich abgezischt waren. Wir gaben zu, daß wir uns das letzte Rennen geklemmt hatten und am Nachmittag wieder rausfahren wollten. Manny hatte sich bereits sein Pferd herausgesucht und ich meines. Ein paar von den Jungs fragten, ob wir für sie mitwetten würden. Ich sagte, ich wüßte noch nicht. In der Mittagspause gingen Manny und ich groß essen, in einer Kneipe.
»Hank, wir nehmen denen ihre Wetten mit.«
»Diese Kerle haben doch kein Geld. Alles, was sie haben, sind die paar Groschen für Kaffee und Kaugummi, die ihnen ihre Weiber geben. Und wir haben nicht die Zeit, um auch noch an die 2-Dollar-Schalter zu rennen.«
»Wir setzen denen ihr Geld gar nicht, wir behalten es.« »Aber angenommen, sie erwischen einen Sieger?«
»Die erwischen keinen. Die setzen immer auf das falsche Pferd. Das haben diese Typen so an sich.«
»Angenommen, sie setzen auf unser Pferd?«
»Dann wissen wir, daß wir das falsche Pferd haben.« »Manny, was machst du eigentlich in einem Ersatzteillager?« »Ferien. Bin zu faul, um größeren Ehrgeiz zu entwickeln.« Wir tranken noch ein Bier und gingen wieder zurück ins
Lagerhaus.
46
Als sie die Pferde in die Startmaschine führten, rannten wir gerade durch den Tunnel. Wir wollten auf Happy Needles setzen. Für den gabs nur 9/5, und da ich mir sagte, daß wir nicht zwei Tage hintereinander gewinnen würden, setzte ich nur 5 Dollar. Manny setzte zehn auf Sieg. Happy Needles kam auf den letzten Metern noch ganz außen durch und siegte mit einer Halslänge. Wir hatten diesen Gewinn in der Tasche, und wir hatten dazu noch die 32 Dollar von den Jungs aus dem Lagerhaus, die freundlicherweise auf lauter Nieten gesetzt hatten.
Es sprach sich herum, und bald nahm ich auch die Wetten der Jungs in den Zulieferbetrieben an, wo ich Ersatzteile abholen mußte. Manny behielt recht: wir mußten ihnen selten etwas auszahlen. Sie wußten nicht, wie man wettet; sie setzten entweder auf Eintagsfliegen oder auf altgediente Renner, und die Pferde zwischendrin liefen immer wieder die Siege heraus. Ich erstand ein gutes Paar Schuhe, einen neuen Gürtel und zwei teure Hemden. Der Inhaber des Versandgeschäfts sah jetzt nicht mehr so imponierend aus. Manny und ich ließen uns mit dem Mittagessen ein bißchen mehr Zeit, und wenn wir zurückkamen, pafften wir immer gute Zigarren. Aber es war nach wie vor eine schwere Hetzerei, um jeden Tag noch das letzte Rennen zu erwischen. Das Publikum kannte inzwischen diese beiden Typen, die da immer aus dem Tunnel geschossen kamen, und jeden Nachmittag warteten sie schon auf uns. Sie johlten und schwenkten ihre Rennlisten, und das Gejohle schien anzuschwellen, wenn wir an ihnen vorbeirannten auf unserem Endspurt zum Wettschalter.
47
Das neue Leben behagte Jan ganz und gar nicht. Sie war an ihre vier Ficks pro Tag gewöhnt, und sie war es außerdem gewöhnt, mich arm und erniedrigt zu sehen. Nach einem Tag im Lagerhaus und der anschließenden wilden Fahrt und schließlich dem Sprint durch den Tunnel war bei mir nicht mehr viel Liebe drin. Wenn ich abends reinkam, hatte sie jedesmal schon ziemlich viel Wein intus.
»Der Herr Pferdewetter«, sagte
Weitere Kostenlose Bücher